Wie machen wir unser Depot jetzt krisensicher?

Maria Bittner und ihr Ehemann Hubert sind nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Dazu hat das pensionierte Lehrerpaar, das seine echten Namen nicht in der Zeitung lesen will, einfach schon zu viel erlebt. Mit 70 Jahren, sagt Hubert Bittner, tangierten ihn „die Kapriolen des Herrn Trump“ nicht mehr allzu sehr. „Da gibt es doch fast täglich eine neue Situation.“ Das sei unschön, aber es sorge ihn nicht existenziell.

Seine fünf Jahre ältere Frau Maria sieht das ähnlich. Der derzeitige Börsenabsturz ist nicht der erste, den sie mitmacht. „Damals, kurz nach der Finanzkrise 2008, war das für mich alles noch sehr gewöhnungsbedürftig“, sagt Maria Bittner, die sich in der Familie um die Geldanlagen kümmert. „Nun würde es mich erst nervös machen, wenn die Situation auf Jahre hinaus so bleiben würde.“

Aber Bittner räumt ein, dass der Blick aufs Wertpapierdepot zurzeit wenig Freude mache. Sie wüsste gerne, ob ihre Anlageentscheidungen der Vergangenheit klug waren oder ob sie nun doch etwas ändern muss. „Ich habe unser Wertpapierdepot selbst zusammengestellt und war damit immer ganz zufrieden“, sagt die frühere Lehrerin. Es sei allerdings nie von einem Profi überprüft worden. Angesichts der unruhigen Börsenlage wünscht sie sich einen Depotcheck.

Der Depotcheck

Die F.A.S. bringt sie mit dem unabhängigen Honorarberater Christian Schmitz aus Mainz zusammen, der ihr bei der Überprüfung des Portfolios helfen will. Dazu muss sich Schmitz zunächst einen Überblick über die finanzielle Lage des Ehepaares verschaffen. Die Bittners kommen als pensionierte Lehrer auf ein gemeinsames monatliches Einkommen von 6000 Euro netto. Sie leben in einem Einfamilienhaus, der Kredit dafür ist lange abbezahlt. Den Wert des Hauses schätzt Hubert Bittner auf rund 400.000 Euro. Das Ehepaar hat außerdem eine eiserne Reserve von 20.000 Euro auf dem Girokonto, hinzu kommen verschiedene Sparbriefe im Wert von insgesamt rund 110.000 Euro. Sparbriefe ähneln einer Festgeldanlage, gegen einen festen Zinssatz ist das Geld dort für einen gewissen Zeitraum gebunden.

Das eigentliche Wertpapierdepot der Bittners kommt trotz der Trump’schen Börsenkapriolen noch immer auf einen stattlichen Wert von rund 550.000 Euro. Es besteht vor allem aus zwei Mischfonds, die sowohl auf Aktien als auch auf Anleihen setzen. Außerdem investieren die Bittners in einen Indexfonds (ETF) auf den sogenannten „FTSE All-World Index“ – ein Börsenbarometer, das die Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte inklusive der Börsen der Schwellenländer nachzeichnet.

So gelingt eine gute Mischung

Diese grundsätzliche Aufteilung gefällt Berater Schmitz sehr gut. „Aktien, Anleihen, eine abbezahlte Immobilie: Sie kommen auf eine gute Mischung unterschiedlicher Anlagearten.“ Das entspricht auch dem Grundgedanken, der Privatleute in der Geldanlage stets leiten sollte: Je besser man das eigene Vermögen auf unterschiedliche Anlagearten verteilt, umso besser hält man Verluste aus, die zum Beispiel bei Aktien immer auftreten können, wie sich in diesen Tagen zeigt.

Einen Kritikpunkt hat der Berater aber doch: „Für meinen Geschmack fehlen mir in Ihrem Portfolio ein wenig die ganz sicheren Bausteine, auf die Sie jederzeit zugreifen können.“ Die eiserne Reserve von 20.000 Euro findet Schmitz ein bisschen zu gering. „Sie haben zwar ein vergleichsweise hohes laufendes Einkommen, aber wenn Sie eine größere Geldsumme auf einen Schlag benötigen, hätten Sie die nicht sofort zur Verfügung.“ Der Berater denkt an einen größeren Schaden am Haus oder an Ausgaben, die im Alter unglücklicherweise auf viele zukommen können – für Pflege beispielsweise.

Die Bittners können nachvollziehen, dass man im Leben für alles gewappnet sein sollte. Trotzdem verstehen sie den Einwand des Beraters zunächst nicht so recht. Schließlich haben sie ihre Ausgaben gut im Griff und teurere Wünsche wie eine Weltreise oder Ähnliches haben sie nicht. Sollte tatsächlich eine Situation eintreten, wie Berater Schmitz sie skizziert, hätten sie eine einfache Lösung dafür parat: „Dann würden wir einfach Anteile unserer Fonds verkaufen.“

Das kleine Problem mit den Mischfonds

Genau an dieser Stelle möchte Schmitz das Ehepaar sensibilisieren. Denn was nach einer guten Lösung aussieht, hat in Wahrheit durchaus einen Nachteil. Um den zu verstehen, ist es nötig, sich exemplarisch einen der beiden Mischfonds genauer anzusehen, den die Bittners in ihrem Portfolio haben. Im sogenannten „Arero“-Weltfonds hat das Paar rund 250.000 Euro angelegt, er ist damit die größte Position in ihrem Wertpapierdepot. Der Fonds wurde einst von dem Mannheimer Wirtschaftsprofessor Martin Weber entwickelt und folgt einer interessanten Grundüberlegung: Der Fonds legt momentan 60 Prozent des eingezahlten Geldes in Aktien an, 25 Prozent in Renten (ein anderes Wort für Anleihen) und 15 Prozent in Rohstoffen. Aus den Anfangsbuchstaben der verschiedenen Anlageklassen hat Weber den Namen „Arero“ kreiert.

Wichtiger ist aber, dass das Konzept in der Vergangenheit erstaunlich gut funktioniert hat und mit überschaubaren Gebühren in Höhe von 0,5 Prozent im Jahr einhergeht. Das von Donald Trump ausgelöste Börsenchaos der vergangenen Tage hat den Fonds zwar auch getroffen, aber er hat dieses besser überstanden als mancher Konkurrent. Da er sich bei der Aufteilung des Aktienportfolios an der Wirtschaftskraft der verschiedenen Weltregionen orientiert, setzt der Fonds deutlich weniger auf amerikanische Aktien als gängige Weltaktien-ETF. Dort kommen US-Aktien aufgrund ihrer Bedeutung für die Weltbörsen oft auf ein Gewicht von bis zu 70 Prozent. Im Arero-Fonds beträgt ihr Gewicht nur 20 Prozent.

Mein Geld Brauchen Sie auch Hilfe in Finanzfragen? Schildern Sie uns gerne kurz Ihre Lage und schreiben Sie uns unter mein-geld@faz.de
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Wo also ist der Haken? Das Problem aus Sicht von Berater Schmitz ist: Wer Anteile aus einem Fonds dieser Art verkauft, hat nicht die Möglichkeit, nur die Anleihen des Fonds zu verkaufen. „Der Wert eines Anteils bemisst sich auch immer am Stand der Börsen- und Rohstoffkurse“, erklärt Schmitz. Bräuchten die Bittners also inmitten einer Börsenkrise wie derzeit einen größeren Betrag, wäre der vergleichsweise wenig wert.

Um sich für solche Fälle vom Stand der Aktienkurse unabhängiger zu machen, empfiehlt Schmitz dem Ehepaar, noch einen Anleihe- oder Geldmarkt-ETF zum Portfolio hinzuzunehmen, der sich auf europäische Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit von maximal drei Jahren konzentriert. Solche ETF schwanken wenig. Familie Bittner hätte dann die Sicherheit, dass das Geld schnell und ohne größeren Wertverlust zur Verfügung stünde, wenn sie es doch einmal dringend benötigen sollten. Sie könnten zum Beispiel einen Teil der Beträge aus ihren Sparbriefen in einen Geldmarkt-ETF umschichten.

Maria und Hubert Bittner können der Idee nach anfänglichem Zögern einiges abgewinnen. Und sie sind froh, dass sie mit ihrem selbst gebauten Portfolio im Großen und Ganzen ordentlich dastehen. Hubert Bittner fasst es so zusammen: „Es ist schön zu wissen, dass man auf dem richtigen Weg ist.“