Jimmy Carter: Nachts beim Präsidenten

Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 02/2025.

Ich hatte wirklich damit gerechnet, allein zu sein um diese Zeit. Vielleicht zwei, drei andere noch, Schlaflose oder Neugierige. Aber dann ist da eine Schlange vor dem Besuchereingang des Kapitols, sie windet sich mehrfach die Straße entlang. Es sind bestimmt tausend Menschen. An einem Mittwoch kurz vor Mitternacht, bei minus sieben Grad Celsius und zentimeterdick vereisten Straßen. 

In einer Ecke wird leise gesungen, die meisten drängen sich still aneinander. Zwei bis drei Stunden Wartezeit, heißt es. Nur ganz wenige geben auf und gehen wieder nach Hause. „Vier Monate später sterben“, sagt eine Frau im dunklen Mantel. „Das ist das Einzige, das Jimmy Carter hätte anders machen können.“