Turn-Skandal: Immer mehr Stützpunkte um Fokus – LKA soll Ermittlungen aufgenommen haben

Seit Wochen beschäftigen massive Missbrauchsvorwürfe das deutsche Turnen. Der Turn-Skandal von Stuttgart erschütterte die deutsche Sportwelt. Nun kommt raus, dass er wohl noch weitere Kreise zieht. Einem Bericht zufolge gehen inzwischen Ermittler den schweren Anschuldigungen nach.

Seit Weihnachten rollt eine Anklage-Welle über den Deutschen Turner-Bund (DTB), den Schwäbischen Turnerbund (STB) und das Stuttgarter Kunst-Turn-Forum (KTF) hinweg.

Mehrere ehemalige und auch noch aktive Kunstturnerinnen haben vor allem via Instagram massive Missstände öffentlich gemacht. Der Skandal im deutschen Kunstturnen weitet sich immer mehr aus.

Die Vorgänge im Stuttgarter KTF sind offensichtlich zu einem Fall für die Behörden geworden. Die „Bild“ fragte offiziell beim Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg an, ob Vorermittlungen gestartet wurden. Die Antwort des LKA würde es dem Bericht zufolge indirekt bestätigen. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen zum aktuellen Stand der Maßnahmen zur Prüfung der im Raum stehenden Vorfälle zurzeit keine Auskunft erteilen können“, hieß es.

Bagatellisierung von Schmerzen und harte Strafen

Unterdessen geht es offenbar nicht mehr nur um Missstände am Stuttgarter KTF, es wurden auch Vorwürfe gegen den Mannheimer Turn-Stützpunkt öffentlich. Im Fokus: Dessen langjährige Leiterin Claudia Schunk, die seit 2017 Bundestrainerin des weiblichen Turn-Nachwuchses ist.

Der SWR berichtet nun über fragwürdige Trainingsinhalte, die es in Mannheim unter Schunks Leitung gegeben haben soll. Die Rede ist von Bagatellisierung von Schmerzen, Verbal-Angriffen und harten Strafen.

Als davon betroffene Zeugin spricht Zoé Meißner (20), zweimalige deutsche Jugendmeisterin am Boden und beim Sprung. Auch ihre Mutter Yvonne Meißner bezog gegenüber dem SWR klar Stellung.

Zoé Meißner machte demnach mit elf Jahren eine prägende Negativ-Erfahrung. Bei einem Wettkampf 2016 verletzte sie sich bei einer Bodenübung bei der Landung an beiden Beinen. Die Turnerin: „Dass ich mit geschwollenen, dicken Füßen trotzdem weiter turnen musste, obwohl ich nicht mehr laufen konnte, einfach Horror.“ Ihre Mutter Yvonne fügt an: „Claudia Schunk hat sie trotz Verletzung noch mal auf den Balken geschickt.“

Laut Meißners Mutter wurden Eltern der jungen Athletinnen sogar vom Trainingsbetrieb ausgeschlossen: „Man kriegt immer mitgeteilt, dass man nicht drei, vier Stunden beim Training zuschauen soll. Die wollen, dass die Türen und Rollladen zu sind. Damit man nicht alles mitkriegt, was in der Halle abläuft.“