Trumps Werbeaktion für Tesla: Späte Rache für Musk

Im August 2021 lud der damalige US-Präsident Joe Biden Vertreter amerikanischer Autohersteller nach Washington ein. Mary Barra, die Vorstandschefin von General Motors war da und auch ihr Kollege Jim Farley von Ford. In ihrem Beisein unterzeichnete Biden auf dem Rasen vor dem Weißen Haus ein Dekret, in dem das Ziel ausgegeben wurde, bis 2030 solle die Hälfte aller verkauften Neufahrzeuge in den USA emissionsfrei sein. Hinterher stieg er in einen elektrischen Jeep und fuhr damit vor dem Weißen Haus herum.

Wer an diesem Tag fehlte, war Elon Musk. Obwohl der von ihm geführte Autohersteller Tesla mehr Elektrofahrzeuge in den Vereinigten Staaten verkauft als jedes andere Unternehmen, war er offenbar nicht eingeladen. „Seltsam“, schrieb Musk damals auf Twitter. Von da an sollte sich sein Verhältnis zu Biden immer weiter verschlechtern. Einige Monate später, als Biden abermals Initiativen von GM und Ford in der Elektromobilität lobte und Tesla unerwähnt ließ, beschimpfte ihn Musk als „nasse Sockenpuppe in menschlicher Form“.

Große Versprechen

Nun bekam Musk eine späte Rache dafür, dass er sich von Biden brüskiert fühlte. Der heutige Präsident Donald Trump inszenierte eine Werbeshow für Tesla – und nur für Tesla. Fünf Modelle des Herstellers waren vor dem Weißen Haus geparkt, und Trump sagte, er werde ein rotes Model S kaufen und dafür auch den vollen Marktpreis bezahlen. Seiner Enkelin Kai habe er außerdem schon einen Cybertruck gekauft. Trump stieg mit Musk in das Model S ein und zeigte sich beeindruckt von dem Bildschirm am Armaturenbrett: „Everything is Computer“ – „Alles ist Computer“, sagte er. Bedauernd wies er darauf hin, dass er das Auto als Präsident nicht selbst fahren könne. Aber er werde es an seine Mitarbeiter ausleihen. Musk versprach Trump im Gegenzug, Tesla werde die Produktionsmengen in seinen amerikanischen Werken innerhalb von zwei Jahren verdoppeln. Dies tue er als „Akt des Vertrauens in Amerika“ und wegen Trumps „großartiger Politik“.

Trump hatte die Aktion schon tags zuvor auf seiner Onlineplattform Truth Social angekündigt. Er sagte, er wolle als „Zeichen des Vertrauens und der Unterstützung für Elon Musk“ selbst einen neuen Tesla kaufen. Er brachte das mit den jüngsten Boykottaufrufen und Protesten gegen Tesla in Verbindung. In den vergangenen Wochen hat es eine Welle von Demonstrationen vor Tesla-Läden in den USA und auch einigen anderen Ländern gegeben. Die Organisatoren rufen Tesla-Eigentümer auf, ihre Autos zu verkaufen, und sie appellieren auch an Tesla-Aktionäre, ihre Anteile abzustoßen. Die Proteste haben mit Musks führender Rolle in der von Trump eingerichteten Arbeitsgruppe „Department of Government Efficiency“ oder „DOGE“ zu tun, die drastische Einschnitte in amerikanischen Behörden veranlasst hat. Trump nannte Boykotte „illegal“ und nannte Musks Gegner „radikale linke Verrückte“.

Druck von der Börse

An der Börse ist die Tesla-Aktie zuletzt stark unter Druck geraten. Nach Trumps Wahlsieg hatte der Kurs noch deutlich zugelegt, offenbar wurde er von der Hoffnung beflügelt, dass sich Musks Nähe zu Trump für Tesla auszahlen könnte. Aber seit einem Allzeithoch im Dezember hat die Aktie etwa die Hälfte an Wert verloren, wobei der Kurs sich am Dienstag und am Mittwoch wieder etwas erholte. Teslas Geschäft hat sich in jüngster Zeit erheblich eingetrübt, und viele Beobachter machen dafür zumindest zum Teil Musks kontroverses politisches Engagement verantwortlich. In Deutschland fiel die Zahl der Tesla-Neuzulassungen im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 76 Prozent. Auch auf dem für Tesla sehr wichtigen chinesischen Markt gab es einen erheblichen Rückgang der Verkaufszahlen.

Trump wurde jetzt gefragt, ob er meine, die öffentlichkeitswirksame Aktion mit Musk vor dem Weißen Haus könne das Geschäft Teslas ankurbeln. „Ich hoffe ja,“ antwortete er. Musk werde „sehr unfair“ behandelt: „Man darf jemanden nicht dafür bestrafen, ein Patriot zu sein.“ Trump sagte weiter, er werde gewalttätige Angriffe auf Tesla-Geschäfte als Terrorismus einstufen. Damit werde einem „großartigen amerikanischen Unternehmen“ geschadet.

Die Werbeshow für Tesla war auch insofern bemerkenswert, weil Trump oft als Kritiker von Elektroautos aufgefallen ist. Er hat sie einen „Schwindel“ genannt und gesagt, sie seien nur für Abschleppdienste gut, weil man nicht weit mit ihnen komme. Einmal sagte er, der „Wahnsinn“ mit Elektroautos solle „in der Hölle schmoren“. Er hat auch das 2021 von Biden unterzeichnete Dekret am Tag seiner Vereidigung im Januar mit einem eigenen Dekret rückgängig gemacht.