
Es war zuletzt viel diskutiert worden, ob Vincent Kompany immer die richtigen Personalentscheidungen getroffen hat. Am Samstag hat der Trainer des FC Bayern jedenfalls keinen Anlass zur Kritik gegeben, immerhin haben zwei seiner Einwechselspieler getroffen.
Zu einem Sieg hat es für seine Mannschaft gegen Borussia Dortmund trotzdem nicht gereicht. Vier Tage nach der Champions-League-Niederlage gegen Inter Mailand mussten sich die Münchner in der Bundesliga mit einem 2:2 gegen den Klub aus Westfalen mit dem früheren Bayern-Trainer Niko Kovac zufriedengeben.
Die Vorlage, die Bayer Leverkusen durch das 0:0 gegen Union Berlin zuvor geliefert hatte, konnten die Bayern am Samstag nicht nutzen. Auf der anderen Seite ist auch nicht viel passiert. Die Situation an der Tabellenspitze ist wie vor diesem Spieltag: Die Münchner führen mit sechs Punkten und 25 Toren Vorsprung vor Leverkusen. Thomas Müller sprach zwar von einem „Spiel der verpassten Möglichkeiten“, fand aber: „Wir sind der Meisterschaft ein Stück nähergekommen.“
„Die Mentalität, der Glaube sind da“
Bayern-Trainer Kompany sprach von „gemischten Gefühlen“, aber am Ende sei wichtig, „dass wir weiter sechs Punkte vor Leverkusen sind“. Beim Blick auf Mailand, auf den 1:2-Rückstand, den die Münchner aufholen müssen, um die Chance auf das Finale dahoam zu wahren, überwiegt die Zuversicht. „Natürlich ist nicht alles perfekt momentan, aber die Mentalität, der Glaube sind da.“
Das Erstaunliche war, dass nicht Bayern-Trainer Vincent Kompany mit Blick auf das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League kräftig rotierte, sondern sein Kollege Niko Kovac. Dabei hat der BVB nach dem 0:4 beim FC Barcelona kaum mehr Chancen auf den Einzug in die Runde der letzten Vier und könnte somit alle Kraft auf die restliche Bundesliga-Saison legen, um in der kommenden Spielzeit wieder international dabei zu sein.

Aber Dortmund startete mit fünf frischen Spielern, die Münchner begannen im Vergleich zu Dienstag mit nur einer Veränderung: Statt Raphael Guerreiro stand Thomas Müller in der Startelf – und wurde von den Fans entsprechend lautstark begrüßt.
Tatsächlich hatte Kompany keine große Wahl. Kingsley Coman und Aleksandar Pavlović standen zwar wieder im Kader, aber für einen Einsatz von Anfang an kamen die beiden nicht infrage. Eher noch Joao Palhinha oder Serge Gnabry, aber beide hatten sich zuletzt nicht unbedingt aufgedrängt. „An Motivation fehlt es uns nicht, an Energie auch nicht“, war sich der Bayern-Trainer sicher gewesen.
Aber die Energie war zunächst nicht groß genug, um die nach der Pleite in Barcelona vielleicht auch nicht unbedingt mit höchster Zuversicht ausgestatteten Dortmunder nachhaltig zu ärgern. Es fehlte den Münchnern an Tempo bei ihren Angriffen. In der Statistik der ersten Hälfte wurden zwar 13 Torschüsse der Bayern verzeichnet, aber nur drei davon waren gefährlich. In der 20. Minute flankte Müller von rechts über die Abwehr hinweg vor den zweiten Pfosten, wo Harry Kane zum Schuss kam, aber an Dortmunds Torhüter Gregor Kobel scheiterte. Die zweite gute Gelegenheit resultierte aus einem Konter.
„Am Ende war die Effektivität nicht die, die wir uns vorgestellt haben“
Min-jae Kim hatte einen Dortmunder Angriff unterbunden und den Ball in die gegnerische Hälfte gespielt, wo ihn Michael Olise erlief, aufs Dortmunder Tor zustürmte, aber nicht entschlossen genug abschloss, so dass Kobel klären konnte. Und Nummer drei war ein wuchtiger Distanzschuss von Kane, den der BVB-Torhüter mit Mühe über die Querlatte lenkte. „Am Ende war die Effektivität nicht die, die wir uns vorgestellt haben“, sagte Müller selbstkritisch.
Und Dortmund? Da kam eine Halbzeit lang nicht viel – aber dann nutzte die Mannschaft einen kapitalen Fehler von Kim. Der Südkoreaner verlor nach einer Flanke von Julian Ryerson in seinem Rücken Maximilian Beier aus den Augen und ließ ihn aus kurzer Distanz zur zu diesem Zeitpunkt überraschenden 1:0-Führung für Dortmund einköpfen (48.).
Kurz darauf wurde Kim ausgewechselt, womöglich weniger wegen seines Fehlers, sondern vielmehr, weil der Innenverteidiger seit Wochen mit Achillessehnenbeschwerden spielt. Dieses Mal verzichtete Kompany aber darauf, die Abwehr komplett umzustellen wie am Dienstag gegen Inter Mailand, er brachte Guerreiro für die linke Abwehrseite, Josip Stanisic rückte in die Innenverteidigung.
War die Partie bis zur Dortmunder Führung eine eher träge Angelegenheit, nahm sie nun Fahrt auf. Das lag zunächst in erster Linie am BVB, der nun seine Chance witterte. „Die Mannschaft hat sich ein bisschen an der Ehre gepackt gefühlt und in der zweiten Halbzeit alles reingelegt“, sagte BVB-Geschäftsführer Lars Ricken.
Eine knappe Viertelstunde waren die Dortmunder näher am zweiten Tor als die Münchner am Ausgleich. Aber der FC Bayern erholte sich vom Rückstand. Zuerst gelang Guerreiro mit tatkräftiger Unterstützung von Müller, der den Ball im Strafraum fein ablegte, der Ausgleich (65.), und nur vier Minuten später drehte der eingewechselte Gnabry mit dem 2:1 die Partie. Erst einmal. Denn Dortmund kam noch einmal zurück – durch Waldemar Anton, der nach einer Ecke den Ball aus kurzer Distanz zum 2:2 über die Linie drückte. Es folgten noch ein paar Chancen auf beiden Seiten, aber kein weiteres Tor in dieser in der zweiten Hälfte kurzweiligen Partie.