Im Kampf gegen die Flammen wird im US-Bundesstaat Kalifornien jede helfende Hand benötigt. Noch immer toben die Brände und bedrohen die Millionenmetropole Los Angeles mit ihren Vororten. Weil die regulären Einsatzkräfte offenbar nicht genügend Personal haben und durch viele Einsätze überlastet sind, unterstützen fast 800 Häftlinge die Feuerwehr bei der Brandbekämpfung in Südkalifornien.
Nach Angaben des California Department of Corrections and Rehabilitation (CDCR) schlagen sie an den „Frontlinien“ etwa Feuerschneisen und entfernen brennbare Stoffe in der Nähe von Häusern, um die Ausbreitung der Brände zu verlangsamen. Die Arbeit der Strafgefangenen könne nicht hoch genug bewertet werden, zitiert der Guardian den CDCR-Leiter Jeff Macomber.
:Die fünf Brandherde
Die Situation in der zweitgrößten Stadt der USA ist unübersichtlich. Die Zerstörung immens. Ein Überblick in Karten und Bildern.
Bevor die Häftlinge gegen die Flammen kämpfen, durchlaufen sie ein Trainingsprogramm, wenn auch nur ein sehr kurzes. In Kalifornien betreibt das CDCR dafür 35 sogenannte Fire Camps. Nach einem Fitnesstest würden die Freiwilligen vier Tage im Klassenraum ausgebildet und vier Tage „im Gelände“. Anschließend sollen sie Behörden bei Bränden, Fluten und anderen Katastrophen unterstützen.
Dass inhaftierte Feuerwehrleute als günstige und nur kurz ausgebildete Helfer Brände löschen, ist in Kalifornien keine Seltenheit und schon seit Jahren gängige Praxis. Sie stellen zeitweise bis zu 30 Prozent der staatlichen Kräfte gegen Waldbrände, wie die Los Angeles Times berichtet.
Allerdings darf nicht jeder Häftling außerhalb der Gefängnismauern gegen Brände kämpfen. Die Freiwilligen müssten die niedrigste Sicherheitsstufe haben, schreibt das CDCR, sich zudem im Gefängnis gut verhalten und nicht mehr als acht Jahre ihrer Haftstrafe offen haben. Wer wegen Verbrechen wie Vergewaltigung oder anderen Sexualstraftaten einsitzt, ist nicht zugelassen. Naheliegend ist auch: Wer schon mal geflohen ist oder Brandstifter war, darf ebenfalls nicht mitmachen.
Zwar können die verurteilten Strafgefangenen der Gesellschaft mit ihrem Einsatz helfen, jedoch gibt es auch Kritik daran. Denn die Häftlinge sind im Kampf gegen die Flammen großen Gefahren ausgesetzt, bekommen dafür aber deutlich weniger Geld als reguläre Feuerwehrleute: je nach Qualifikation zwischen 5,80 und 10,24 Dollar am Tag. Bei Notfällen gibt es einen Dollar pro Stunde zusätzlich, bei Katastropheneinsätzen bis zu 26,90 Dollar für eine 24-Stunden-Schicht. Der Lohn sei zwar dürftig, berichtet der Guardian, für einen Häftlingsjob sei die Notfall-Arbeit jedoch hoch bezahlt. Teilnehmer wüssten die höhere Bezahlung zu schätzen, allerdings könne die Arbeit auch hart sein.
Amika Mota, vor Jahren selbst inhaftiert und Absolventin eines Fire Camps, setzt sich inzwischen als Anwältin und Aktivistin für aktuelle und ehemalige Gefangene ein. „Die Feuerwehrleute wollen rausgehen“, sagte sie dem Guardian. Sie wollten „die Gemeinden unterstützen und Menschen und Eigentum schützen“. Allerdings hätten sie trotz des vergleichsweise hohen Lohns Mühe, über die Runden zu kommen. Die Gefangenen könnten sich kaum Hygieneartikel leisten und kein Geld für die Zeit zu Hause zurücklegen oder Geld an ihre Familien schicken.
Das CDCR hingegen hebt hervor, dass die Häftlinge auch langfristig von ihrem Einsatz profitierten: Das Programm ebne den Weg für Beschäftigungsmöglichkeiten und Vorteile nach der Entlassung, darunter Fortbildungen, Zertifizierungen und gelöschte Vorstrafen. Allerdings tun sich Absolventen des Programms trotzdem offenbar nicht leicht, nach ihrer Zeit in Haft entsprechende Arbeitsplätze zu finden, obwohl sie im Einsatz gegen die Flammen eine so wichtige Rolle einnehmen.