Google fädelt größte Übernahme seiner Geschichte ein

Googles Muttergesellschaft Alphabet hat einen weiteren Anlauf genommen, mit einer der größten Zukäufe in der Technologiebranche der vergangenen Jahre den amerikanisch-israelischen Sicherheitsspezialisten Wiz zu übernehmen. Wie der Internetkonzern am Dienstag mitteilte, unterzeichneten beide Seiten eine bindende Vereinbarung, mit der Alphabet das kaum fünf Jahre alte Start-up für 32 Milliarden Dollar übernehmen will.

Die Kaufsumme werde in bar ausgezahlt. Alphabet hat derzeit rund 95 Milliarden Dollar in der Kasse liegen. Der Konzern werde Wiz zwar seinem Tochterunternehmen Google Cloud angliedern, hieß es in einer Mitteilung. Doch dessen Produkte und Sicherheitsdienste sollen weiterhin auch Konkurrenten wie Amazon und Microsoft zur Verfügung stehen. Mit diesem Schritt hofft der Alphabet-Vorstand, mögliche Bedenken der nationalen Wettbewerbshüter zu zerstreuen. Denn die Behörden der FTC müssen der Übernahmen noch zustimmen.

Die Aktionäre zeigen sich wenig beeindruckt

Nach der Bekanntgabe der Pläne notierte der Kurs von Alphabet am Dienstag nahezu unverändert mit 163 Dollar je Aktie. Vor vier Wochen hatte der Kurs 185 Dollar betragen. Alphabet hatte im Sommer vergangenen Jahres erstmals nach Wiz gegriffen. Damals stand ein Kaufpreis von 23 Milliarden Dollar im Raum. Wiz war das nicht genug. Der Konzern zog daraufhin sein Angebot allerdings wieder zurück.

Grund für den Rückzug waren unter anderem Bedenken, dass die Wettbewerbsbehörde dem Deal nicht zustimmen könnte. Hatte die damalige Regierung um Präsident Joe Biden doch mehrfach erklärt, Übernahmen von vielversprechenden Start-ups wie Wiz durch große Techunternehmen wie Alphabet genauer unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls scheitern lassen zu wollen. Ihr Ziel: mehr Wettbewerb in der Technologiebranche.

Die seit Januar amtierende Regierung von Präsident Trump signalisiert nun zwar ein weniger striktes Vorgehen als die Administration von Biden. Doch US-Vizepräsident JD Vance und Andrew Ferguson, Chef der Free Trade Commission FTC, sind bekannt dafür, skeptisch gegenüber Techriesen des Silicon Valley zu sein. Daher ist eine behördliche Zustimmung zu der nun durch Google in Aussicht gestellten Übernahme noch nicht in trockenen Tüchern.

Gegründet in Israel, gewachsen in den USA

Würde das Geschäft in den kommenden Wochen über die Bühne gehen, wäre es die teuerste Akquisition in der knapp 30 Jahre währenden Geschichte von Alphabet. Google hatte 2012 Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar, 2014 Nest für 3,2 Milliarden Dollar und 2021 Fitbit für 2,1 Milliarden Dollar gekauft. Während der Konzern heute als einer der weltgrößten Anbieter von Dienstleistungen rund um die Datencloud auftritt, ist Wiz einer der wichtigsten Lieferanten von Softwareprogrammen, die Computer in Datenzentren sicherer machen sollen.

Das Unternehmen ist im Jahr 2020 von einem Team um den Securityspezialisten Assaf Rappaport in Tel Aviv gegründet und dann nach New York City verlagert worden. Es unterhält nach wie vor eine wichtige Außenstelle in Israel, ist in Europa und vor allem in Amerika tätig. Es gilt nach mehrere Finanzierungsrunden gemessen am Marktwert als eines der am schnellsten gewachsenen Start-ups der jüngeren Zeit und ist von Kapitalgebern wie Sequoia, Andreessen Horowitz sowie Greenoaks finanziert.

Rappaport hatte mit drei Freunden und einigen Partnern Wiz gegründet, nachdem er 2015 sein kalifornisches Start-up Adallom für 320 Millionen Dollar an Microsoft verkauft und anschließend ein paar Jahre für den Softwarekonzern in Seattle gearbeitet hatte. Wie einst Adallom ist Wiz heute auf digitale Sicherheitsdienste spezialisiert; wie damals Adallom zielt auch Wiz auf Kunden im Cloudgeschäft; und wie Adallom könnte Wiz nun vorbehaltlich der Zustimmung der FTC an einen der großen amerikanischen US-Techriesen gehen. Alphabet erlöste im vergangenen Geschäftsjahr den Rekordumsatz von 350 Milliarden Dollar, verbuchte einen Betriebsgewinn von 120 und einen Reingewinn von 100 Milliarden Dollar.