
In deutschen Radiosendern erklingen
immer seltener deutschsprachige Lieder. Das teilte die
Musikverwertungsgesellschaft Gema mit. Demnach machten bei privaten Radios Songs
in deutscher Sprache im vergangenen Jahr nur noch drei Prozent aus. Bei den
öffentlich-rechtlichen Sendern lag die Quote bei zehn Prozent. Zum Vergleich:
Im Jahr 2013 betrugen die Anteile bei privaten Sendern zehn Prozent, bei öffentlich-rechtlichen 16 Prozent.
Laut einer Langzeitstudie der Gema
spielten Privatradios fast ausschließlich bekannte Songs aus den Musikcharts. Diese
Entwicklung bewertete der Gema-Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Weigand als
schlechte Nachricht für viele deutsche Musiker.
„Eine lebendige Musikkultur braucht Vielfalt,
innovative Musik und muss Startrampen für Nachwuchskünstler
bereitstellen“, sagte Weigand. Besonders für unbekannte Künstlerinnen und Künstler seien
Radiosender beim Karrierestart eine wichtige Plattform, da dort auch einheimische
Songs gespielt werden – und nicht nur internationale Hits.
Weniger Musiksendungen redaktionell betreut
Im vergangenen Jahr bestand das Programm von nur jedem zehnten Sender aus mehr
als 20 Prozent deutschsprachiger Musik. Die einzigen Ausnahmen waren die
Schlagerwellen, die fast nur Lieder auf Deutsch spielten. Zudem betreuten immer weniger Redaktionen die Musiksendungen, teilte die
Gema mit. Der Anteil moderierter Sendungen pendelte im Untersuchungszeitraum
meist zwischen zwei und drei Prozent.
Laut der Musikverwertungsgesellschaft zeigte sich ein besonders deutlicher Unterschied beim Nischenrepertoire, zu dem unter anderem Klassik, Jazz und
Volksmusik gehören. Hier nahmen die öffentlich-rechtlichen
Sender in ihr Programm knapp 30 Prozent unbekannte Musiker und Werke jenseits
der Charts auf. Bei den privaten Radios waren es weniger als fünf Prozent.
Private Radiosender spielten geringere Songanzahl
Zudem unterschieden sich die Programme in puncto Vielfalt: Während die
Öffentlich-Rechtlichen im Jahr 2024 im Schnitt 10.000 unterschiedliche Songs
pro Sender spielten, reduzierten die Privaten ihr Programm durchschnittlich auf
2.300 Lieder pro Sender.
„Das Radio ist nach wie vor das Musikmedium
schlechthin, um Musik zu hören und neue Musik zu
entdecken“, sagte Gema-Mitarbeiterin Stephanie Scharmann. Für die Analyse
wertete die Verwertungsgesellschaft rund 140 Sender über einen Zeitraum von zwölf Jahren aus. Die Gema vertritt
die Urheberrechte von komponierenden oder Songtexte schreibenden Künstlern
sowie Musikverlagen.