Für Reformen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Florian Hager macht das, was er macht, gern. Nicht immer, aber meistens schon. Anders formuliert: Er hat seine Berufung gefunden. Und das hilft, den Ärger zu überstehen, der mit dem Amt des Intendanten des Hessischen Rundfunks und seit jüngerer Zeit auch des Vorsitzenden der ARD im Alltag unvermeidlich ist.

Dann freut sich der gebürtige Stuttgarter, der seit dem Jahr 2022 an der Spitze des HR steht, über die Chance, viel auszuprobieren, den Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mitgestalten zu können. Eben nicht nur zu sparen, sondern auch Formate zu entwickeln, die den Sendern und ihren Mitarbeitern eine belastbare Zukunftsperspektive ge­ben.

Pathos mag der jugendlich-unprätentiöse Hager nicht, und doch gibt er zu, dass die Möglichkeit, an einer wichtigen Aufgabe mitzuarbeiten, für ihn ein großer Antrieb ist. Schnell langweilig werde ihm. Derzeit besteht die Gefahr nicht. Wie gut, dass die Familie da ist, „ohne die könnte ich es nicht“; sagt er. Denn die „Belohnungsmomente“ im Beruf würden in seiner Rolle „rarer“.

Setzte schon früh auf digitale Formate: der Intendant des Hessischen Rundfunks, Florian Hager.
Setzte schon früh auf digitale Formate: der Intendant des Hessischen Rundfunks, Florian Hager.Zeichnung Alfred Schüssler

Es gibt sie aber, diese Momente. Beim HR ist viel begonnen worden. Als ARD-Vorsitzender hat er sich inzwischen bei allen Landesrundfunkanstalten vorgestellt. Viel Zuspruch ha­be es dort gegeben, eine sehr posi­tive Resonanz, sagt Hager. Und dann nennt er das neue Dialogformat „Was Hessen zusammenhält“, mit dem es gelungen sei, Bürger mit unterschied­lichen politischen Ansichten miteinander konstruktiv ins Gespräch zu bringen.

Eine Freude für Hager, gerade in diesen Zeiten. Denn darum geht es ihm jenseits des organisatorischen Umbaus seines Senders: „Wir möchten digital und analog Orte schaffen, damit Menschen einander näherkommen.“ Wenn das klappt, so wie in diesem Fall, strahlt Hager nach innen und nach außen, in seiner Rolle als Chef, aber auch als Person.

Kein Fürst, sondern ein unabhängiger Journalist

So etwas überstrahlt dann die Bilder vom Intendanten als „Fürsten“. Sie seien „völlig falsch und ein Hindernis“, sagt er. Und das Bild verhindere den nüchternen Blick auf das, wofür die Rolle des Intendanten eigentlich geschaffen worden sei: Die Arbeit unabhängig von poli­tischer Einflussnahme erledigen zu können. Gerade die Zweifel daran sind derzeit eine der größten Herausforderungen für Journalisten, nicht nur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Und den kennt Hager gut. Geboren 1976, entschied er sich nach dem Abitur für ein Studium der Medienwissenschaften an der Bauhaus-Universität Weimar. Dort vertiefte er sich in digitale Medien, Medienökonomie und journalistische Formate, was seine spätere Karriere prägen sollte. Er begann beim SWR, war Gründungschef der ARD-ZDF-Onlineplattform „funk“, die speziell für junge Zielgruppen konzipiert wurde: „funk“ setzt auf digitale Formate, die ausschließlich über Plattformen wie Youtube, Instagram und Tiktok verbreitet werden. Auch die F.A.Z. produziert für diesen Kanal.

Im Jahr 2022 wurde er als Nachfolger von Manfred Krupp Intendant des in Frankfurt ansässigen Hessischen Rundfunks. Und seit Anfang 2025 ist Hager Vorsitzender der ARD und darf sich mit allen Debatten um Reformen, Finan­zierung und Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Systems herumschlagen. Er hat es so gewollt, denn er ist davon überzeugt, etwas erreichen zu müssen – und zu können. Außerdem soll es ja nicht langweilig werden.

Nur im Urlaub, da vielleicht schon einmal: Mit dem VW Bus ist er „in der wilden Zeit unterwegs gewesen“, dem Campen bis heute aber treu geblieben. Der Campingwagen der Familie steht „in einem kleinen Ort an der Ostsee“.