„Eltons 12“ bei RTL: Spiele gut, Ausführung überschaubar

Zur Raab-Offensive von RTL gehören bekanntlich nicht nur die wöchentliche Show des Entertainers bei RTL+ und die für 2025 geplanten ESC-Vorentscheidshows, sondern auch das neue „Eltons 12“, das von Raab entwickelt und von seiner Produktionsfirma umgesetzt wurde. Nach seinem Aus bei ProSieben ist Elton damit nun endgültig beim Kölner Privatsender angekommen, nachdem er dort zuletzt ja schon eine überarbeitete Version von „Schlag den Besten“ präsentierte. 


„Eltons 12“ ist nun eine Weiterentwicklung dieser Idee: 12 Promis, die alle etwas gemeinsam haben, treten darin gegeneinander an. In 1:1-Spielen müssen sie sich in sportlichen Herausforderungen oder Wissens- und Geschicklichkeits-Tests beweisen. Dem Sieger winken am Ende 100.000 Euro, die dankenswerterweise nicht bedeutungsschwanger an einen guten Zweck gehen. 

Dass Raab und sein Team viel Arbeit hinter den Kulissen gehabt haben dürften, wird direkt auf den ersten Blick deutlich. Angekündigt waren zur ersten Ausgabe unter anderem Johannes Strate und Anna Maria Ferchichi – sie sind allerdings nicht dabei gewesen. An ihrer Stelle traten ESC-Gewinner Nemo und Model Franziska Knuppe an. Und dass die Spiele nicht ohne sind, war schon durch Twenty4tim bekannt, der seinen Followern bereits vor Tagen offenbarte, dass er sich während der Aufzeichnung der Show einen Muskelfaserriss zugezogen hatte.

In der Premierensendung lautete das Motto übrigens: Siegerinnen und Sieger. Alle teilnehmenden Promis hatten mal irgendwo was gewonnen. Und das war dann genauso wahllos und konstruiert, wie man das von einer Show aus der Schmiede von Stefan Raab erwarten konnte. Sarah Engels? Hat mal beim „Promi-Backen“ gewonnen. Cathy Hummels? Fernsehpreis – eh klar. Und Stella Stegmann war mal Playmate des Jahres. Soweit, so peinlich. 


Eltons 12

© RTL / Raab Entertainment / Julia Feldhagen
Opulent und schick gestaltet: Der „Aufenthaltsbereich“ der 12 Promis

„Bei aller Bescheidenheit, Stefan Raab, der Erfinder der Show, hat mal wieder Raum und Zeit gekrümmt, die Regeln der Mathematik außer Kraft gesetzt und ein geniales Spielprinzip erfunden“, erklärte Moderator Elton im Vorfeld der Show. Er sprach von „nie dagewesenen Spielen“. Und natürlich muss man dem Chef in aller Öffentlichkeit ein bisschen Honig ums Maul schmieren, aber eine derart dreiste Lüge hätte nun wirklich nicht sein müssen. Das „geniale Spielprinzip“ sind die bereits erwähnten Duelle und im Halbfinale auch ein Triell. Aber bei aller Bescheidenheit: Genial oder sonst wie herausragend ist das natürlich alles nicht. 

Die Spiele sind im Vergleich zu anderen Shows in der Tat oft gelungen: Da gibt es ein KI-Bilderrätsel, Zipline-Bowling, Schnips-Ball oder auch einen Luftballon-Parcours. Einiges davon hat man so tatsächlich noch nie in einer deutschen Unterhaltungsshow gesehen, auf Strecke ist „Eltons 12“ dann aber doch eine recht klassisch gehaltene Sendung, in der die Kandidatinnen und Kandidaten verschiedene Spielchen absolvieren müssen, die oft eben auch durch ihre Einfachheit bestechen. Blöd im Falle von Jasna Fritzi Bauer, wenn das Tischtennis-Rundlauf ist – und man vorher noch nie Tischtennis gespielt hat. Oder im Falle von Negah Amiri etwas mit Höhe zu tun haben, wo man doch spätestens seit der Prime-Video-Show „Licht aus!“ weiß: Damit kann die Komikerin überhaupt nicht umgehen.

Überraschungsauftritt von Stefan Raab

Als Stella Stegmann und Twenty4tim gegeneinander im Spiel „Leitern“ gegeneinander antreten, kommen die Leiter und der sogenannte „Cube“ von der Decke so dramatisch heruntergefahren, wie einst der Boxring von Stefan Raab und Regina Halmich im Düsseldorfer PSD Bank Dome. 

Apropos Raab: Der hat die Show nicht nur produziert, er hat sich auch einen etwa halbstündigen Gastauftritt spendiert – wohl sehr zur Freude von RTL. Als Cathy Hummels und Nemo zum Spiel „12 Fragen über…“ antraten, klang das zunächst wie eine neue Version von „Blamieren oder Kassieren“. Elton erklärte daher auch: „Das kommt mir alles so bekannt vor, aber früher war das anders. Da hat es immer ein Praktikant vorgelesen.“ Und prompt spazierte Raab ins Studio und führte durch die Runde. Weil auch noch Frank Buschmann die Spiele kommentierte, kamen hier so etwas wie nostalgische Gefühle hoch. 

Zu klassisch, zu lang

Die Sendung war bei Raabs Auftritt rund eineinhalb Stunden alt – und erhielt sofort neuen Schwung. Raab scherzte, nahm die Kandidaten aufs Korn und zeigte innerhalb weniger Minuten, wie die Show hätte besser sein können: Nämlich mit ihm in der Hauptrolle. Um das zu sehen, müssen Zuschauerinnen und Zuschauer aktuell aber ja noch auf RTL+ ausweichen. Im Hauptprogramm verabschiedete er sich – machte aber noch kurz Werbung für die neue Show mit ihm und Bully, die kurz vor Weihnachten bei RTL zu sehen sein wird (DWDL.de berichtete). 


Am Ende hebt sich „Eltons 12“ zu wenig von vergleichbaren Spielshows im deutschen Fernsehen ab. Einige Spiele sind nett, andere nicht. Und insgesamt ist die Show mit ihrer Brutto-Länger von fast vier Stunden viel zu lang geworden. Das könnte möglicherweise ein Stefan Raab füllen, bei „Eltons 12“ geht diese Strategie nicht auf. Zu groß ist zwischenzeitlich der inhaltliche Leerlauf. Damit wirkt das neue Format auch ein Stück weit aus der Zeit gefallen – was bei Raab aber ja Konzept zu sein scheint. Raab selbst fasste die Show bei seinem kurzzeitigen Auftritt eigentlich ganz gut zusammen: „Die Spiele sind gut, aber die Ausführung ist überschaubar“. Er meinte das im Spaß, ich würde es glatt so unterschreiben.

RTL zeigt „Eltons 12“ in unregelmäßigen Abständen am Samstagabend. Zum Nachschauen gibt es die erste Ausgabe bei RTL+.