
Pink, Gelb und unerwartet viel Grün: Acht Wochen nach Ausbruch der verheerendsten Flächenbrände in der jüngeren Geschichte von Los Angeles blüht und sprießt es im Katastrophengebiet. Luftaufnahmen aus den zum Teil weiterhin nur für Anwohner, Bauarbeiter und Einsatzkräfte geöffneten Brandgebieten in Pacific Palisades, Malibu und Altadena zeigen frisches Grün neben grauen Trümmern und Fundamenten sowie bunte Blütenteppiche in den Canyons oberhalb des Pazifiks. Die kalifornische Behörde für Wald und Brandschutz (CalFire) erklärt den für viele überraschenden Bewuchs mit der Art der Brände, die sich bis Ende Januar über mehr als 155 Quadratkilometer ausgebreitet hatten.
Das Palisades-Feuer im Westen von Los Angeles und das Eaton-Feuer entlang der Ausläufer des Angeles National Forest im Norden von Downtown Los Angeles stellten keine Waldbrände dar, sondern Feuersbrünste. Die sogenannten Conflagrations trugen die Flammen bei Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometer pro Stunde nicht von Baum zu Baum. Sie sprangen vielmehr von Gebäude zu Gebäude und von Zaun zu Zaun. Die Bauten seien in der Regel weit trockener als Äste und Stämme, die zudem mit natürlichen Brandhemmern wie einer dicken Borke ausgestattet seien. „Auch wenn viele Bäume angesengt wurden, sind sie weit schwerer entflammbar als Häuser“, teilte CalFire als Erklärung zu dem Rätsel über die vergleichsweise rasche Erholung der Natur in den Brandgebieten mit.
130 Zedern überstanden die Feuersbrunst
In Altadena, wo das Eaton-Feuer nach dem Ausbruch am 7. Januar 17 Personen das Leben gekostet und mehr als 9000 Gebäude zerstört hatte, blieben unter anderen die bis zu 40 Meter hohen Himalaja-Zedern (Cedrus deodara), Amerikanische Platanen (Platanus occidentalis) und die in Kalifornien beheimateten Eichen (Quercus agrifolia) verschont. Auch die mehr als 130 Zedern, die entlang der Santa Rosa Avenue jedes Jahr vor Weihnachten traditionell als „Christmas Tree Lane“ beleuchtet werden, überstanden die Feuersbrunst.
Viele Bewohner der Küstenorte Pacific Palisades und Malibu, wo neben Palmen und Zypressen auch Eukalyptusbäume den Flammen standhielten, lobten die Gewächse in der „Los Angeles Times“ zumindest als kleinen Schutz vor den mit Funken beladenen Santa-Ana-Winden. Wie Wellenbrecher im Ozean hätten die Stämme und Kronen einige der Böen entschärft, die am 7. Januar die Hügel in Richtung Strand hinunterrasten. Das Palisades-Feuer am berühmten Pacific Coast Highway hatte fast 7000 Häuser, Scheunen und Ställe zerstört. Mindestens zwölf Bewohner verloren durch die Flammen ihr Leben.
Nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Wochen breiten sich in den verkohlten Canyons oberhalb des Pazifiks derweil die ersten Blüten aus. Die rosafarbenen oder weißen Buschmalven (Malacothamnus fasciculatus), Feuermohn (Papaver californicum) in Orange und hochgewachsene, goldgelbe Herzblumen (Ehrendorferia chrysantha) sprießen in diesem Frühjahr besonders üppig. Die für Südkalifornien typischen Gewächse gelten als „Fire followers“ – sie benötigen Hitze und verbrannte, mineralstoffreiche Böden, um sich in voller Pracht zeigen zu können.