Daniel Tschofenig flog mit Nerven wie Drahtseilen: Der 22-jährige Skispringer hat das Finale der 73. Vierschanzentournee gewonnen und als erster Österreicher seit zehn Jahren die Goldadler-Trophäe gewonnen. Bester DSV-Adler beim furiosen Abschluss in Bischofshofen war Andreas Wellinger auf dem neunten Rang.
Tschofenig sprang bei den rot-weiß-roten Festspielen dieser Tournee auf 136,0 und 140,5 Meter. Das reichte zum Tagessieg vor seinem Landsmann Jan Hörl, vor allem aber, um in der Gesamtwertung die Kollegen Hörl und Stefan Kraft denkbar knapp auf die Plätze zu verweisen. Am Ende lagen nur 1,4 Punkte zwischen Tschofenig und Hörl – nur dreimal in 73 Tournee-Jahren war es enger zugegangen.
Österreichs Dominanz war auch beim Finale erdrückend: Es war der dritte Dreifachsieg der Austria-Adler bei dieser Tournee. Elf der zwölf Podestplätze gingen an den ÖSV. Den bisherigen Rekord von neun Podiumsplätzen durch Finnland (1954/55) und Österreich (2011/12) pulverisierten die Gastgeber damit locker.
Der deutsche Hoffnungsträger Pius Paschke flog zum Ende einer aus deutscher Sicht mauen Tournee auf den zwölften Rang. Paschke, fünfmalige Saisonsieger, war als Führender im Gesamtweltcup und folglich als Mitfavorit zutr Tournee gereist, musste aber die Überlegenheit der ÖSV-Adler neidlos anerkennen. Rang sechs in der Gesamtwertung war dennoch das beste Tournee-Ergebnis für den 34-Jährigen.
„Wir sind mit großen Ambitionen reingegangen, aber leider eher schlechter als besser geworden. Österreich ist sehr weit vorne, alle anderen Nationen beißen sich die Zähne aus, auch wir. Das müssen wir akzeptieren“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Punkte sammelten am Montag auch Philipp Raimund (15.) und Karl Geiger (beide Oberstdorf/23.), im Gegensatz zu Adrian Tittel (Aue/33.) und Felix Hoffmann (Goldlauter/36.). „Es ist ein bisschen Verkrampfung aufgetreten, es ist leider Gottes in die falsche Richtung gegangen“, sagte Horngacher. Einziger Trost: Vor zwei Jahren war das Abschneiden noch schlechter, damals hatte es sogar kein Deutscher unter die besten Zehn geschafft.
Kraft landet als letzter Springer eine Kleinigkeit zu früh
Mann des Tages war aber Tschofenig, der erst im Dezember den ersten Weltcupsieg seiner Karriere gefeiert hatte. Bei der Tournee hatte er das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gewonnen, führte zur Halbzeit, fiel dann auf Rang drei zurück – und schlug in Bischofshofen zurück. Auch im Gesamtweltcup hat er inzwischen die Nase vorn.
14 300 Zuschauer in Bischofshofen wurden Zeuge eines Krimis: Zwischen Kraft, Hörl und Tschofenig lag vor der letzten Station nicht einmal ein Meter, einen solch engen Dreikampf hatte es in der Tournee-Geschichte noch nie gegeben. Nach dem ersten Durchgang führte Kraft, doch Hörl (auf Platz 3) und Tschofenig (Platz fünf) ließen nicht locker. Im zweiten Durchgang zog Tschofenig dann mit 140,5 Metern davon. Hörl flog zwar weit auf 143 Meter, doch seine Landung geriet zu unsauber, die Richter zogen ihm die am Ende entscheidenden Punkte ab. Kraft, der letzte Springer, musste wegen zu starken Windes mehrere Minuten lang auf seinen Versuch warten. Er landete bei 137,5 Metern, eine Kleinigkeit zu früh. Er rutschte in der Tages- wie auch in der Gesamtwertung auf Rang drei.
Die Austria-Dominanz erinnerte an 2012, als Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler den letzten von bislang nur drei kompletten Nationenerfolgen (nach Finnland 1955 und Österreich 1975) schafften. Nun kam an einem denkwürdigen Tag Nummer vier hinzu.