Augsburger Panther: Sahnehäubchen auf der Grütze – Sport

Abstiegskampf fordert sportartenübergreifend ziemlich genau definierte Tugenden. Kampf, Leidenschaft, Wille, solche Fähigkeiten sind vordergründig gefragt, wenn es darum geht, die in der Klasse zu bleiben. Die Augsburger Panther sind im Abstiegskampf, und das „nicht erst seit gestern“, wie ihr Trainer Larry Mitchell am Sonntag betonte. Umso beunruhigender waren die deutlichen Worte von Panther-Verteidiger Max Renner am vergangenen Wochenende. Nach der 1:4-Derby-Niederlage am Freitag beim ERC Ingolstadt antwortete Renner direkt nach der Partie bei Magentasport auf die Frage, was gefehlt habe: „Alles. Kampf, Leidenschaft, Wille.“ Sich so zu präsentieren, sei ein „absolutes No-go“. Es gehe in mannschaftsinternen Gesprächen darum herauszufinden, „warum wir so eine Grütze abliefern“, schimpfte der erfahrene Abwehrspieler.

Am Sonntag waren im Heimspiel gegen die Frankfurter Löwen Kampf, Leidenschaft und Wille bei den Augsburgern dann hingegen erste Sahne – und am Ende stimmte auch das Ergebnis: 2:1 siegten sie nach Penaltyschießen und sicherten sich so zwei wichtige Punkte. Nachdem ihnen beim 2:6 gegen die Fischtown Pinguins und dann in Ingolstadt binnen 48 Stunden klar die Grenzen aufgezeigt worden waren, gelang ein versöhnlicher Abschluss ihrer Woche in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Renners sehr klare Worte basierten wohl auch auf den zahlreichen Rückschlägen, die die Augsburger zuletzt verkraften mussten. Obwohl sie am vorangegangenen Wochenende zwei Siege und fünf von sechs möglichen Punkten geholt hatten, waren sie in den zehn Spielen vor den Sonntagspartien mit Abstand das schwächste Team der Liga gewesen: nur 0,6 Punkte holten sie dabei im Schnitt, ein Mittelwert, der im Kampf um den Klassenverbleib nichts Gutes verheißt.

Gegen Frankfurt zeigen die Panther eineinhalb Drittel nicht das Gesicht eines Absteigers

Neu ist das Thema Abstiegskampf für die Augsburger nicht, sie stecken das dritte DEL-Jahr in Serie darin fest – und befinden sich dabei aktuell in einem Dreikampf. Vor den Sonntagsspielen belegten sie mit 31 Punkten den vorletzten Tabellenrang, drei Punkte hinter den Iserlohn Roosters und zwei vor der Düsseldorfer EG, die allerdings zwei Spiele weniger bestritten hat. Die zwei Punkte gegen Frankfurt taten also sehr gut, allerdings siegten die Düsseldorfer trotz eines 0:2-Rückstandes gegen den deutschen Meister, die Eisbären Berlin, noch mit 3:2 nach Verlängerung und sicherten sich so ebenfalls zwei Punkte. In den vergangenen zwei Spielzeiten ging die nervenaufreibende Konstellation gut für die Augsburger aus, obwohl sie die DEL-Hauptrunde zweimal als sportlicher Absteiger beendet hatten. Wie das geht? In beiden Fällen hatte der DEL2-Meister (die Ravensburg Towerstars und Eisbären Regensburg) die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Aufstieg nicht erfüllt.

Gegen Frankfurt zeigten die Augsburger eineinhalb Drittel nicht das Gesicht eines Absteigers. Sie erspielten sich Torchance um Torchance und trafen in Person von Florian Elias auch (10.). Doch die Unparteiischen nahmen das Tor zurück, weil Frankfurts Torhüter Juho Olkinuora ihrer Ansicht nach seine Fanghand auf der Scheibe gehabt hatte, als Elias sie ins Tor schob. Eine strittige Entscheidung. Zwei Scheiben, die an den Außenpfosten gingen, und insgesamt 19 Torschüsse untermauerten Augsburgs Dominanz im Startdrittel, Mitchell sprach vom „besten Startdrittel der Saison“. Was fehlte, war allerdings das Tor. Die von Renner eingeforderte Antwort auf den Auftritt in Ingolstadt gaben die Augsburger zu Beginn auch im Mitteldrittel, doch sie ließen weiterhin Top-Chancen liegen, wie Nick Baptiste in der 25. Minute oder Mark Zengerle bei einem Alleingang. „Offensiv muss von unseren Topspielern mehr kommen“, hatte Mitchell vor der Partie gefordert. Was das Herausspielen von Torchancen betraf, traf das zu, beim Verwerten dieser allerdings nicht.

Und so kam es, wie oft in solchen Situationen kommt: Das Tor erzielten in Person von Daniel Wirt die Frankfurter (31.) – und damit kippte die Partie zugunsten der Gäste. Leider habe man gesehen, „wie zerbrechlich die Augsburger Panther sind“, wenn sie ein Gegentor kassieren, erklärte Mitchell auf der Pressekonferenz, denn damit sei seine Mannschaft in ein „sehr tiefes Loch“ gefallen. Der Trainer ordnete das als „mentale Sache“ ein. Umso erfreuter zeigte er sich darüber, dass Anrei Hakulinen kurz vor Spielende in Überzahl das 1:1 gelang (58.) und im Penaltyschießen ein Treffer von Baptiste reichte, weil Strauss Mann im AEV-Tor alle drei Frankfurter Versuche entschärfte.

Mindestens genauso wie über die zwei gewonnenen Punkte hat sich Mitchell wohl auch darüber gefreut, dass es seiner Mannschaft gelungen sei, „60 Minuten lang zu kämpfen und mit Leidenschaft und Stolz zu spielen“. Denn das sollte in den kommenden Abstiegskampf-Wochen die Basis sein, wie auch Max Renner weiß.