„Adikou“ von Raphaëlle Red: Die Wut ist groß, die Verletzungen sitzen tief

Sanft, scharf, cool, poetisch: Die französische Schriftstellerin Raphaëlle Red erzählt in ihrem Debütroman „Adikou“ von der Suche einer jungen Schwarzen nach Identität.

adikou-raphaelle-red-identitaet-schwarzsein-wut
Schauplätze des Romans „Adikou“ sind in der Erzählgegenwart Togo und die westafrikanische Küste, die die Titelheldin bereist. Auf diesem Bild: traditionelle Fischerboote am Strand von Lomé
© Tim White/​Getty Images

Dieser Roman lässt sich nicht leicht fassen, denn alles
darin ist in getriebener Bewegung, entzieht sich Festlegungen, offenbart
Ambivalenzen. In seinem Zentrum steht die Titelheldin Adikou, die
zwanzigjährige Tochter einer weißen Französin und eines togolesischen Vaters,
die in Paris lebt. Hier setzt die Handlung ein, hier hält es Adikou eines Tages
nicht mehr aus. Sie begibt sich auf die Spuren ihres Vaters. Sie fliegt nach
Togo, nach Lomé, die Stadt, aus der er stammt. Der Vater ist in ihrem Leben
weitgehend abwesend, er hat sich in seiner Heimat gegen das Regime gestellt und
musste fliehen. In der Suche der Tochter nach Herkunft und Zugehörigkeit ist
der Vater eine unerschöpfliche Projektionsfläche.