Die 25.000-Euro-Frage: Vorsicht beim Dax


Die 25.000-Euro-Frage

Vorsicht beim Dax

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Der Dax ist seit Jahresbeginn um 13 Prozent gestiegen. Der S&P 500, der die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA umfasst, liegt dagegen sechs Prozent im Minus. Die Euphorie der Anleger nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten ist komplett verflogen. Von den anfänglichen Gewinnen nach dem 5. November ist nichts mehr übrig geblieben.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Vor allem haben die sogenannten Magnificent 7, also die großen US-amerikanischen Tech-Konzerne Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla seit dem Jahreswechsel an der Börse enttäuscht. Die Unternehmenszahlen trafen zwar die Erwartungen, bis auf Meta liegen die Kurse aber alle prozentual zweistellig im Minus. Die Stimmung hat einfach gedreht, die Glorreichen 7 sind im S&P 500 hoch gewichtet und haben diesen lange Zeit nach oben gezogen. Seit ein paar Wochen geht es aber in die umgekehrte Richtung.

Markus Lorbach ist seit 2019 bei der Qcoon-Invest in den Bereichen Vermögensberatung- und -management tätig. Außerdem leitet er das Stiftungsmanagement.

Markus Lorbach ist seit 2019 bei der Qcoon-Invest in den Bereichen Vermögensberatung- und -management tätig. Außerdem leitet er das Stiftungsmanagement.

(Foto: Qcoon)

Die Anleger befürchten, dass sich die milliardenschweren Investitionen in Künstliche Intelligenz jahrelang nicht rechnen werden. Insbesondere sorgt die Unberechenbarkeit von Trump für Unsicherheiten wie das Hin und Her bei den Strafzöllen, was die Börsianer gar nicht mögen. Außerdem ist zu befürchten, dass unter Trump der bereits sehr hohe Schuldenberg der USA weiterwachsen wird.

In Deutschland stellt sich die Situation anders dar. So fallen die Bewertungen hier wesentlich moderater aus. Das zieht sogar US-amerikanische Investoren an, die lange Zeit einen großen Bogen um das Frankfurter Börsenparkett gemacht haben.

Riesiges Konjunkturpaket

Und jetzt könnte hierzulande auch noch das Wirtschaftswachstum wieder anspringen. Lange Zeit wurde den Dax-Konzernen zugutegehalten, dass sie rund 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erzielen, wo die Konjunktur deutlich besser läuft als in Deutschland. Doch jetzt will die anstehende Regierung Hunderte Milliarden Euro in Infrastruktur und Rüstung investieren. Damit könnte Deutschland endlich die schon seit Jahren dauernde Konjunkturflaute überwinden.

Die enormen Kursgewinne bei Aktien wie Rheinmetall, Renk oder auch Heidelberg Materials und den Bauwerten zeigen, wie groß die Euphorie der Anleger ist. Allerdings gibt es auch bei deutschen Aktien nicht zu unterschätzende Risiken. Zudem ist das Investitions-Paket keineswegs beschlossene Sache. Denn nicht nur der alte Bundestag muss zustimmen, sondern auch der Bundesrat.

Fremdfinanzierung der Unternehmen verteuert sich

Außerdem haben die Ankündigungen von Friedrich Merz und Co. dafür gesorgt, dass die Zinsen spürbar angesprungen sind – so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Deutsche Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit werfen mittlerweile fast drei Prozent Zinsen ab. Damit verteuert sich die Fremdfinanzierung der Unternehmen, was deren Gewinne schmälert. Zudem ist es denkbar, dass die neue Regierung die Steuern erhöhen muss, um die Zinsen für die stark steigenden Schulden zu finanzieren. Auch das wäre Gift für den deutschen Aktienmarkt.

Schließlich würden die von Trump angedrohten Strafzölle verschiedene Unternehmen hart treffen, zum Beispiel die deutschen Automobilhersteller, die einen erheblichen Teil ihrer Fahrzeuge in die USA exportieren.

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Und es gibt noch ein weiteres Risiko. Der Dax-Rally fehlt es an Breite. Vielmehr wird sie vor allem von wenigen Schwergewichten wie SAP, Deutsche Telekom, Siemens, Airbus, Allianz und Münchener Rückversicherung getragen. Allein diese sechs Konzerne machen 50 Prozent des Dax aus, SAP allein 15 Prozent. Zwar notieren von den 40 Dax-Werten seit Jahresbeginn immerhin 33 im Plus, aber nur 12 entwickelten sich in diesem Zeitraum besser als das deutsche Standardwertebarometer.

Vor diesem Hintergrund sollten Anleger überlegen, statt in den Dax in den Euro Stoxx 50 zu investieren. Mit 50 Unternehmen ist dieser breiter aufgestellt und streut nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Außerdem sind die sechs größten Indexwerte nur mit circa 35 Prozent gewichtet. Damit besteht im Vergleich zum Dax ein deutlich geringeres Klumpenrisiko. Auch wenn der Dax kurzfristig betrachtet die Nase vorn hat, auf Sicht von zehn Jahren ist der Euro Stoxx 50 besser gelaufen.

Die 25.000-Euro-Frage

Anleger, die vor der Aufgabe stehen, beispielsweise 25.000 Euro an den Finanzmärkten anzulegen, sollten den Betrag wie folgt aufteilen. Rund 20 Prozent sollten auf Gold entfallen. Das Edelmetall dient als Versicherung gegen eine möglicherweise wieder steigende Inflation und gegen geopolitische Risiken, die in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen haben. Rund die Hälfte des liquiden Vermögens sollten sie in Aktien investieren, da diese trotz aller Schwankungen langfristig die höchsten Renditen bieten. Den Rest, also circa 30 Prozent, sollten Anleger in Cash halten. Es wird wahrscheinlich wieder Tage geben, an denen Aktien günstiger zu haben sind als heute. Von langlaufenden Anleihen ist derzeit abzuraten, da sie bei steigenden Zinsen an Wert verlieren. Abschließend sei angemerkt, dass hier keine Anlageberatung erfolgt.

Markus Lorbach ist seit 2019 bei der Qcoon-Invest in den Bereichen Vermögensberatung und -management tätig. Außerdem leitet er das Stiftungsmanagement. Zuvor arbeitete der Bankbetriebswirt bei verschiedenen Sparkassen.