40 Jahre nach „Do They Know It’s Christmas“: Ed Sheeran lehnt neuen Remix ab – Panorama

Zum 40. Geburtstag kommt „Do They Know It’s Christmas?“ nun in einer Neuauflage heraus, die bisher veröffentlichte Versionen zusammenmixt und es noch vor Erscheinen in die weltweiten Schlagzeilen schaffte. Zu hören ist dort nämlich auch Ed Sheeran, einer der bekanntesten britischen Musiker der Gegenwart. Er war dabei, als der Song vor zehn Jahren neu eingesungen wurde. Nun verkündete er auf Instagram, dass er seine Teilnahme an dem allerneuesten Remix „respektvoll abgelehnt“ hätte, hätte ihn denn jemand gefragt.

Vor 40 Jahren, am 25. November 1984, versammelten sich in einem Tonstudio im Südwesten Londons die größten britischen und irischen Musikstars der Zeit, um gemeinsam ein Lied aufzunehmen: „Do They Know It’s Christmas?“ Bono und Sting waren dabei, George Michael und Boy George sangen mit, Phil Collins brachte sein eigenes Schlagzeug mit. Der Titel des Projekts: Band Aid, womit auf Englisch nicht nur die helfenden Bands gemeint waren, sondern auch das Pflaster, das sie auf eine Weltwunde kleben wollten.

Geschrieben hatten den Song die Musiker Bob Geldof und Midge Ure. Ihr Ziel: der Hungersnot Aufmerksamkeit verschaffen, die damals Äthiopien heimsuchte, und Geld für die Betroffenen in dem ostafrikanischen Land sammeln. Der Plan ging auf. „Do They Know It’s Christmas?“ wurde ein Welthit, spielte Millionen ein und begründete eine Welle musikalischer Benefizprojekte, vom „Live Aid“-Konzert bis zum US-Nachfolger „We Are the World“.

Zur Begründung verwies Sheeran auf einen Post des britisch-ghanaischen Rappers Fuse ODG. Der warf Projekten wie Band Aid vor, „schädliche Stereotype“ über Afrika zu verfestigen und dadurch unter anderem Touristen und Investoren abzuschrecken. Aus diesem Grund hatte Fuse ODG vor zehn Jahren seine Teilnahme an der Neuauflage von „Do They Know It’s Christmas?“ abgesagt.

Wer heute das Original von 1984 hört und auf den Text achtet, statt nur vorweihnachtlich mitzusummen, kann kaum widersprechen. Von einer „Welt aus Schrecken und Angst“ ist dort die Rede; von einem Ort, „wo nichts wächst“ und außer Tränen auch nichts fließt, kein Fluss, kein Regen; von einem Ort, wo das größte Weihnachtsgeschenk das eigene Leben ist. „Thank God it’s them instead of you“, singt Bono einmal: Danke Gott dafür, dass es die erwischt hat und nicht dich.

Äthiopien kommt im Text überhaupt nicht vor

Äthiopisch-orthodoxe Gläubige vor den äthiopisch-orthodoxen Weihnachtsfeierlichkeiten in Addis Abeba. Das äthiopische Weihnachten wird am 7. Januar gefeiert. (Foto: Amanuel Sileshi/AFP)

Für die Neuauflagen hat Geldof das Lied an einigen Stellen entschärft. Doch die Probleme bleiben. Die Unterstellung des Titels etwa, dass die Menschen ausgerechnet in Äthiopien nichts von Weihnachten wüssten, obwohl das Land Jahrhunderte vor Großbritannien christlich wurde. Oder der Umstand, dass Äthiopien im Text überhaupt nicht vorkommt. Mit der „Welt aus Schrecken und Angst“ ist offensichtlich ganz Afrika gemeint.

Bob Geldof hat sein Lied mit dem Hinweis verteidigt, „dieser kleine Popsong“ habe Millionen Menschen das Leben gerettet. Der Rapper Fuse ODG hält dem eine andere, allerdings kaum belegbare Rechnung entgegen: Der „kleine Popsong“ habe ein Afrikabild miterschaffen, das den Kontinent Billionen gekostet und ihm seine Würde, seinen Stolz und seine Identität zerstört habe.