Zweiter Sieg bei EM: Deutschland knackt die Däninnen

Was wären die DFB-Frauen nur ohne ihre zwei Gesichter? Seit Bundestrainer Christian Wück die deutsche Nationalmannschaft übernommen hat, hatte es immer wieder Spiele mit gegensätzlichen Halbzeiten gegeben. Daran änderte sich auch im Basler Sankt-Jakob-Park nichts.

Vor 34.165 Zuschauern – ein neuer Rekord bei einem EM-Vorrundenspiel ohne Gastgeberbeteiligung – brauchte Deutschland gegen Dänemark abermals Zeit, um ins Spiel zu finden. Durch eine deutliche Steigerung nach der Pause gewannen die DFB-Frauen am Ende aber verdient mit 2:1. Weil am Abend Schweden 3:0 gegen Polen gewann, ist die DFB-Elf damit vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert.

Wück veränderte seine Startelf nur auf einer Position: Für die verletzte Kapitänin Giulia Gwinn startete Carlotta Wamser, die gegen Polen nach ihrer Einwechslung den Assist zur Führung gegeben hatte. Aber wie im ersten Spiel zeigten sich die gleichen Probleme, die schon die gesamte EM-Vorbereitung geprägt hatten. Deutschland war in der Defensive anfällig und leistete sich immer wieder technische Ungenauigkeiten.

Dabei war Deutschland schon nach zwei Minuten zum ersten Abschluss gekommen. Lea Schüller gewann in der eigenen Hälfte den Ball und bediente Klara Bühl, deren Schuss aber geblockt wurde. Wenige Minuten später zeigte sich auch Dänemark erstmals vorne, die Hereingabe von Janni Thomsen wurde aber von Jule Brand geklärt. Bei der darauffolgenden Ecke war Torhüterin Ann-Kathrin Berger zur Stelle (8. Minute). Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine Partie, die von Fehlpässen und einfachen Ballverlusten auf beiden Seiten geprägt war. Insbesondere im letzten Drittel taten sich die Deutschen gegen eine tiefstehende Fünferkette der Däninnen schwer.

Zu viele Ungenauigkeiten

Bis zur 18. Minute sollte es dauern, ehe Brand nach einer guten Aktion auf der rechten Seite den Ball entlang der Strafraumkante für Bühl auflegte, die präzise ins rechte Eck abschloss. 1:0 für Deutschland – oder doch nicht? Der Treffer wurde zurückgenommen nach einer Abseitsstellung von Sjoeke Nüsken, die zwar nicht eingegriffen, allerdings im Sichtfeld der dänischen Torhüterin Maja Bay Østergaard gestanden hatte.

Während die DFB-Frauen noch mit dem VAR haderten, waren es die Däninnen, die nur wenige Minuten später in Führung gingen. Sie konnten im Mittelfeld einen deutschen Konter abfangen und setzten sofort zum Gegenangriff an. Über Umwege landete der Ball bei Amalie Vangsgaard, die weder von Elisa Senß noch von Rebecca Knaak gestoppt wurde. Ihren wuchtigen Schuss ins kurze Eck konnte Berger nicht halten (26.).

Immer wieder konnte sich Dänemark durch kleine Ungenauigkeiten im deutschen Spiel Chancen erarbeiten. Während Thomsen aus vollem Lauf vorbei schoss und beim nächsten Abschluss von Pernille Harder Berger zur Stelle war (28.), war Deutschland in der Offensive zu statisch und kam kaum zu eigenen Möglichkeiten. Dann aber sprang Frederikke Thøgersen nach einer Flanke von Bühl der Ball an den Arm, Schiedsrichterin Catarina Campos zeigte sofort auf den Punkt. Nach Überprüfung durch den VAR gab es allerdings statt Elfmeter nur Freistoß für Deutschland, weil Thøgersen bei der Aktion außerhalb des Sechszehners war (38.).

Der Weckruf durch Wück

Erst danach kam Deutschland besser ins Spiel und konnte sich kurz vor der Halbzeit noch einmal aussichtsreiche Chancen erarbeiten: Erst hatten Sarai Linder (41.) und Wamser (42.) mit Distanzschüssen gute Möglichkeiten, die aber beide Male von Østergaard geklärt werden konnten. Kurz darauf verzog Bühl aus kurzer Distanz.

Die Pausenansprache von Wück zeigte Wirkung. Deutschland ging in der zweiten Halbzeit früher ins Pressing, hatte ein klareres Passspiel und spielte mit mehr Bewegung. Wieder wurde ein Elfmeter für Deutschland gecheckt. Die einlaufende Linda Dallmann war von Katrine Veje am Fuß getroffen und so zu Fall gebracht worden. Die zur Stellvertreterin der neuen Kapitänin Janina Minge aufgestiegene Nüsken übernahm die Verantwortung und verwandelte mit einem präzisen Schuss ins linke Eck (56.).

Deutschland übernahm nach dem Ausgleich die Kontrolle über das Spiel und drängte auf den nächsten Treffer. Dabei profitierten die Mannschaft auch von einer unglücklichen Aktion der Däninnen: Emma Færge schoss ihrer Mitspielerin Emma Snerle den Ball aus kurzer Distanz ins Gesicht. Von dort sprang der Ball zu Brand, die auf der linken Seite die freistehende Schüller bediente: 2:1 für Deutschland (66.).

Fast im Viertelfinale

Beinahe wäre Schüller sogar nochmal erfolgreich gewesen, aber sie köpfte nur um Zentimeter am Tor vorbei (70.). Das Spiel war im Anschluss von vielen Behandlungspausen geprägt, wodurch es beiden Mannschaften schwerfiel, wieder in ihren Rhythmus zu finden.

Zwar drängte Deutschland mit den eingewechselten Giovanna Hoffmann (76./83.) und Laura Freigang (90.+1) auf den dritten Treffer, konnte sich aber keine klaren Torchancen mehr erspielen, auch weil die letzten Aktionen immer wieder zu unpräzise gerieten.

Durch den Sieg gegen Dänemark spielt Deutschland nun am letzten Vorrundenspieltag gegen die ebenfalls zweimal siegreichen Schwedinnen um den Gruppensieg.

Schweden macht auch Deutschland glücklich

Die deutschen Fußballerinnen stehen im Viertelfinale der Europameisterschaft. Nach dem eigenen 2:1 (0:1)-Erfolg über Dänemark sorgte Schwedens 3:0 (1:0) gegen Polen dafür, dass die DFB-Auswahl den Einzug in die K.o.-Phase sicher hat. In der Gruppe C stehen Deutschland und Schweden nach zwei Spielen bei sechs Zählern; die jeweils punktlosen Däninnen und Polinnen können nicht mehr weiterkommen. Am Samstag (21.00 Uhr) spielen Deutschland und Schweden im direkten Duell um den Gruppensieg.

Die Nationalmannschaft von Bundestrainer Christian Wück hatte in Basel nach einer Aufholjagd und dank der Tore von Sjoeke Nüsken per Foulelfmeter (56. Minute) und Lea Schüller (66.) den Grundstein gelegt für das Viertelfinale.

In Luzern wurden später dann auch die Schwedinnen ihrer Favoritenrolle gerecht. Stürmerin Stina Blackstenius erzielte für die haushoch überlegenen Skandinavierinnen das 1:0 (28.). Schon in der ersten Halbzeit ließ Schweden etliche gute Chancen für weitere Treffer ungenutzt.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Kosovare Asllani dann zum 2:0 (52.) und sorgte für die Vorentscheidung. Beide Treffer waren Kopfballtore nach Flanken von der rechten Seite. Auch das 3:0 von Lina Hurtig (77.) nach einer Ecke fiel per Kopf.

Bei den Polinnen war Starstürmerin Ewa Pajor vom FC Barcelona ähnlich wie bereits beim Auftaktspiel gegen Deutschland weitgehend abgemeldet. Für die Mannschaft von Trainerin Nina Patalon geht es am dritten Vorrundenspieltag gegen Dänemark nun nur noch um einen versöhnlichen EM-Abschluss. (sid)