
Der Paritätische Wohlfahrtsverband sieht eine mögliche Wiedereinführung des Zivildienstes im Kontext der Wehrdienstdebatte skeptisch. „Für uns hat der Ausbau der Freiwilligendienste derzeit Vorrang. Sie bieten geschlechter- und generationenübergreifend Gelegenheiten, sich gemeinnützig und sozial zu betätigen“, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Rock der Augsburger Allgemeinen. „Aus unserer Sicht kann ein neuer Zivildienst keine Neuauflage des 2011 abgeschafften Zivildienstes sein.“
Rock forderte zunächst bessere Rahmenbedingungen für Menschen, die sich freiwillig engagieren. Die Bundesregierung hatte zuletzt mehr Geld für Freiwilligendienste zur Verfügung gestellt.
Eine Wiedereinführung des Zivildienstes hatte unter anderem der neue Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Hermann Gröhe, gefordert. Ein etwaiger verpflichtender Wehrdienst bräuchte auch Regelungen für die Wehrdienstverweigerung – „und damit für einen Zivildienst“, sagte der ehemalige Bundesgesundheitsminister der Augsburger Allgemeinen. Er gehe davon aus, dass Organisationen wie das Rote Kreuz wieder entsprechende Stellen schaffen würden.
Handwerksverband befürwortet Zivildienst ebenfalls
Nach Ansicht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sollen junge Menschen Zivildienst künftig auch in Handwerksbetrieben leisten können. „Im Falle einer Bedarfswehrpflicht mit neuem Zivildienst sollte auch das Handwerk eine entscheidende Rolle für die Orientierung junger Menschen spielen“, sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke der Bild-Zeitung. Junge Menschen könnten in einem gut organisierten Handwerkerzivildienst „praxisnah lernen und früh Verantwortung übernehmen“.
Als Vorbild nannte der ZDH-Generalsekretär das Freiwillige Handwerksjahr. Im Rahmen dieses Jahres können junge Leute ein Jahr lang in einem Betrieb mitarbeiten und herausfinden, ob eine Ausbildung zu ihnen passt.
Mit dem neuen Wehrdienstgesetz, das der Bundestag Anfang Dezember beschlossen hat, kehrt Deutschland zurück zur verpflichtenden Musterung ganzer Jahrgänge. Der Wehrdienst an sich bleibt aber vorerst freiwillig. Sollten angestrebte Personalziele nicht erreicht werden, könnte die Einführung einer teilweisen Wehrpflicht kommen. Das würde dann allerdings einen weiteren Bundestagsbeschluss erfordern.
