ZF braucht Klarheit und Entscheidungen

Die Geduld ist am Ende aufgebraucht gewesen. Schon lange hatten Eigentümer und Aufsichtsrat des schwer angeschlagenen Autozulieferers ZF angemahnt, dass endlich Entscheidungen fallen müssen, dass genug geredet und analysiert worden ist. Schon vor mehr als einem Jahr hatte ZF-Chef Holger Klein das Ausmaß der Krise offengelegt, einen umfassenden Stellenabbau angekündigt und die Antriebssparte als das Kernproblem des gesamten Konzerns identifiziert.

Zwar hat Klein Effizienzprogramme auf den Weg gebracht, die die Produktivität verbessert haben – die schwache Konjunktur und die fehlenden Abrufe der Hersteller haben die Einsparungen aber aufgefressen, sodass das Unternehmen finanziell auf der Stelle trat. Entscheidungen zur Lösung der grundlegenden Probleme blieben aus. Weder hat der Vorstand eine harte Restrukturierung für die Antriebssparte auf den Weg gebracht noch eine Ausgliederung des Geschäftsbereichs angestoßen, um das Geschäft möglicherweise mit einem Partner zu stabilisieren.

Hinzu kommt, dass die Vorstandskommunikation in zweierlei Hinsicht unzureichend war. Zum einen bemängelten Führungskräfte, dass der strategische Weg nicht nachzuvollziehen sei. Und zum anderen haben es weder Klein noch andere Vorstandsmitglieder geschafft, mit dem Betriebsrat eine Gesprächsbasis herzustellen, auf deren Grundlage konstruktive Verhandlungen über Lösungen möglich geworden wären. Beide Parteien – Vorstandschef Klein und Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich – haben es versäumt, im Sinne der Sozialpartnerschaft aufeinander zuzugehen. Natürlich hat der Gesamtbetriebsrat es Vorstandschef Klein mit seiner Frontalopposition auch nicht einfach gemacht – aber ihren Gesamtbetriebsratsvorsitzenden konnten Eigentümer und Aufsichtsrat ja nicht entlassen.

Nun muss Nachfolger Mathias Mied­reich die ausstehenden Entscheidungen fällen und den Gesamtbetriebsrat zu einer Abkehr von seinen Maximalforderungen bewegen. Denn klar ist: Wenn ZF in der Antriebssparte weiter Elektromotoren und Inverter bauen will, geht das nur mit einem Partner – und dafür ist eine Ausgliederung notwendig. Ohne Partner wird ZF aber nicht mehr alle Komponenten selbst herstellen können, was eine harte Restrukturierung zur Folge hätte. Beides – Ausgliederung und harte Strukturierung – lehnt Betriebsratschef Dietrich aber bislang ab.