Es gab eine Zeit, da führten Münchner Fußballjournalisten ein echtes Traumleben. All die schönen Auswärtsfahrten mit dem FC Bayern, all die aufregenden Münchner G’schichten, die man bei den Presserunden im Löwenstüberl der Sechzger erfuhr. Und all die Charakterköpfe, über die man berichten durfte. Kaiser, Paradewirt, Entlauber, Champagner-Willi, Kobra, Titan, Kalle mit K, Calle mit C, Radi, Scholli, Supermario. Kein Wunder, dass die Journalisten selbst Unikate sein mussten, um aus der Menge der Besonderen hervorzustechen. Die Belegschaft vom Boulevard schimmerte bisweilen fast Dietl-artig. Thomas Nuggis, der aussah wie ein freundlicher Cowboy, der sein Pferd vorm Stadion angeleint hatte. Bernd Hildebrandt, Bruder des Kabarettisten Dieter. Otto Greitner, der in seiner Freizeit Verdi-Arien schmetterte. Wolfgang Ruiner, der immer da auftauchte, wo auch der Bayern-Leitwolf (beziehungsweise Leidwolf) Lothar Matthäus umherstreifte. Der Österreicher Ruiner, rasender Reporter in Reinkultur, verfügte schon in den Neunzigern über ein mobiles Telefon, das er sich ans Ohr geklebt zu haben schien. Außerdem war eine atemraubende Jeans-Kombination seine Dienstuniform.