
Die Anzahl an Toten aufgrund von Drogenkonsum ist im vergangenen Jahr in Deutschland wieder leicht zurückgegangen. Das gab der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) am Montag im Berliner Vivantes Klinikum Am Urban bekannt. 2137 Frauen und Männer seien 2024 aufgrund ihres Konsums illegaler Rauschgifte verstorben; das waren 90 Fälle weniger als im Vorjahr.
Dennoch ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland im Vergleich zu den Jahren vor 2023 weiterhin hoch: Im Jahr 2022 lag sie noch bei 1990 Todesfällen. Zehn Jahre zuvor lag der Wert noch etwa bei der Hälfte. Besonders besorgniserregend sei der Anstieg der Todesfälle bei jungen Konsumenten unter 30 Jahren um 14 Prozent. Zudem ließen sich ein sprunghafter Zuwachs an Todesfällen in Verbindung mit synthetischen Opioiden und neuen psychoaktiven Stoffen sowie eine wachsende Zahl von Mischkonsumenten verzeichnen.
Die große Mehrheit der Drogentoten war männlich
„Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik, die wir schon kennen: einzelne Ausbrüche, neue Substanzen, schnelle Verbreitung, lückenhafte Datenlage – und ein System, das zu träge ist, um rechtzeitig zu reagieren“, teilte Streeck mit. „Wenn wir nicht aufpassen, verschärft sich diese Entwicklung in wenigen Jahren zu einer Krise mit massiven gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen.“
Die große Mehrheit der Drogentoten war männlich, wie aus dem Bericht des Drogenbeauftragten der Bundesregierung hervorgeht: 1747 Männer und 390 Frauen starben demnach an den Folgen ihres Drogenkonsums. Das Durchschnittsalter lag bei etwa 41 Jahren.

Synthetische Opioide wie Fentanyl bei vielen Todesfällen nachgewiesen
Hauptursache der Todesfälle ist der Mischkonsum verschiedener illegaler Substanzen. Noch nie seien bei Verstorbenen so viele unterschiedliche Substanzen toxikologisch nachgewiesen worden wie im vergangenen Jahr, teilte Streeck mit. Und noch nie wurden demnach synthetische Opioide wie etwa Fentanyl bei so vielen Todesfällen gefunden (342 Fälle, rund 16 Prozent). Auch die Zahl der Todesfälle, an denen andere neue psychoaktive Stoffe beteiligt waren, sei um mehr als 70 Prozent auf 154 gestiegen.
Laut Bericht warnen auch internationale Fachleute: Weltweit konsumieren demnach heute 316 Millionen Menschen Drogen – so viele wie nie zuvor. In der EU griffen 2024 etwa 2,7 Millionen junge Erwachsene zu Kokain. Hochgefährliche Drogen seien leichter erhältlich, wie Streeck mitteilte. Neue Verkaufswege im Internet und verstärkter Schmuggel befeuerten diesen Trend.
„Um zu verhindern, dass sich die Lage in fünf oder zehn Jahren verselbständigt, müssen wir gemeinsam handeln – mit klarer politischer Prioritätensetzung“, so der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen. „Polizei und Zoll können die Verfügbarkeit eindämmen, aber wir brauchen ebenso dringend eine moderne, professionell ausgestattete Suchthilfe, neue Präventionsformate, niedrigschwellige Angebote und mehr medizinisches Wissen über neue Substanzen.“