World University Games: Das bleibt hängen vom größten Sportfest des Jahres

Stand: 28.07.2025 11:45 Uhr

Die World University Games in NRW sind vorbei. Zwölf Tage, in denen sich die Rhein-Ruhr-Region von ihrer besten Seite zeigte, um ordentlich Werbung für eine Olympia-Bewerbung zu machen. Was bleibt hängen? Eindrücke aus dem Zentrum des international größten Sportevent des Jahres.

Für vieles waren sie verantwortlich, die FISU World University Games: Blut, Schweiß, Tränen, aber auch internationale Freundschaften und glückliche Gesichter, auf und neben dem Platz – nicht zuletzt dank knapp 800 Medaillenentscheidungen. NRWs Generalprobe für die Olympischen Spiele ging am Sonntag, den 27. Juli, zu Ende.

Eine Eröffnungsfeier, die ihr Versprechen hält

Den großen Startschuss lieferte am 16. Juli die Eröffnungsfeier in der Duisburger MSV-Arena. Bodenständig und ungewöhnlich sollte sie sein – so wollte sich das Ruhrgebiet präsentieren. Heraus kam eine kurzweilige Show, die besonders durch ihre Musik-Acts ein junges Publikum anziehen und begeistern konnte.

Nichts an der Zeremonie wirkte übertrieben inszeniert und genauso wenig wirkte auch nichts altbacken oder langweilig. Ganz ohne „Aha-Moment“ ging es dann aber doch nicht: Eine Feuerwerksshow vom Stadiondach sorgte neben dem traditionellen Anstrich für schöne Bilder. Rhein-Ruhr wollte kein klassischer, sondern ein „frischer“ Gastgeber sein – die Botschaft ist angekommen.

Basketball-Tollhaus in Bochum und Wasserball-Ekstase

Nicht den klassischen Hochglanz, sondern urbanen Charme, sollten auch einige Wettkampfstätten vermitteln. Besonders die Bochumer Jahrhunderthalle, als Gastgeberin der 3×3-Basketball-Wettbewerbe, präsentierte sich als großartige Location und versprühte eine gewisse Hinterhofatmosphäre für den einstigen Straßensport.

Athleten und Fans nahmen das dankbar an: Volle Zuschauerränge und eine packende Stimmung zeigten gekrönt vom Sieg der beiden deutschen Frauen-Teams: 3×3-Basketball ist und bleibt eine deutsche Erfolgsgeschichte. Insbesondere, da mit dem neu inkludierten 3×3-Rollstuhlbasketball gezeigt wurde, wie eine erfolgreiche Inklusion von Parasport gelingen kann, ohne gewollt oder verkrampft zu wirken.

Auch anderswo zeigten die über 8.000 Teilnehmer der Rhein-Ruhr Games, trotz der Abwesenheit vieler Sport-Größen, packenden Sport. Im Wasserbecken von Berlin, das kurzfristig als Ausrichter für Schwimmwettbewerbe und Volleyball einsprang, präsentierten sich die Wasserspringer vorbildlich, sammelten einen Großteil der deutschen Medaillen.

Zusätzlich nutzten die deutschen Wasserball-Teams in Duisburg die Gunst der Stunde und begeisterten mit zwei Medaillencoups. Vor allem das Frauen-Team stach heraus, ließ gegen die favorisierten USA im Finale eine ganze Halbzeit lang kein Gegentor zu und durfte sich am Ende die verdiente Gold-Medaille umhängen.

Sportdramen und besondere Geschichten – auf und neben dem Platz

Generell war das Wasserball-Finale der Frauen nur eins von vielen sportlichen Statements, das zeigte: die „großen“ US-Teams sind absolut schlagbar. Die erlebten den wohl größten Hype vor den Spielen, vor allem im Basketball mitsamt eigener Pressekonferenz. Als mögliche Dream-Teams, bereits eingespielt aus dem hochprofessionellen US-College-Sport, wurde sie vorgestellt – am Ende reichte es für Männer wie Frauen „nur“ zur Silbermedaille.

Vor allem das Basketball-Finale der US-Männer gegen Brasilien sicherte sich seinen Platz in den FISU-Geschichtsbüchern, nachdem Brasilien den US-Amerikanern einen 22-Punkte-Vorsprung im letzten Viertel entriss und in einen Overtime-Sieg für Gold umwandelte. Die großen Sportmomente, sie werden auch außerhalb der Olympischen Spiele geschrieben.

Leah Hayes schwamm ohne Badekappe bei den World University Games. Die US-Amerikanerin will damit für Haarausfall-Erkrankungen sensibilisieren.

Zwar braucht es nicht immer die Goldmedaille, um für große Momente zu sorgen, aber sie kann helfen, ein Statement zu untermauern. Da wäre etwa die US-Schwimmerin Leah Hayes, die statt einer Badekappe im Pool ihre Glatze präsentierte antrat und dadurch auf ihre Haarausfall-Erkrankung aufmerksam machte. Oder die 100-Meter-Sprinterin Georgia Harris, die Minuten nach ihrem Sieg auf der Laufbahn offen über ihre Epilepsie redete.

All das sind oftmals Randnotizen in einem Event, bei dem der Sport im Vordergrund steht, doch sie machten auch diese Spiele besonders. Sie zeigten, was manchen Menschen der Sport bedeutet – und wie wichtig Vorbilder sein können.

Große Musik-Shows, aber ist NRW auch im Sportfieber?

Für all diese Momente waren die Rhein-Ruhr Games gut vorbereitete Gastgeber. Rein organisatorisch, so hörte man es von Delegationen und Fans, gab es wenig Probleme. Die Wettkämpfe konnten reibungslos stattfinden. Tausende freiwillige Volunteers halfen an Ort und Stelle oder sorgten für Stimmung auf den (oft nur zu Finals gut besetzten) Rängen. Auch Maskottchen Wanda war allerorts präsent und vor allem für viele Kinder und Familien ein Magnet.

Nebenbei wurde mit dem musikalischen Rahmenprogramm noch ein ganz anderes Publikum angelockt. Musik-Stars der Szene wie Alle Farben, Querbeat oder Ski Aggu lockten vor allem junge Menschen auf die Festivalgelände neben den Wettkampfstätten in Bochum und Essen. Insbesondere letztgenannter zog tausende Menschen auf die Nordwiese neben der Bochumer Jahrhunderthalle.

Wie viele Zuschauer dort allerdings den Zusammenhang zwischen den Musik-Act und den World University Games erkannt haben, bleibt fraglich. Zu unterschiedlich waren teils die Zuschauergruppen, die sich bei Konzerten oder Sportwettkämpfen einfanden. Die Weltstudentenspiele zeigten sich vor allem als familienfreundlicher Tagesausflug für Menschen aus der Region, Zuschauer aus weiter entfernten Städten waren hingegen selten anzutreffen.

Launiges und mitreißendes Event

Allerdings, und das dürfte alle einen, die den Weg zu den University Games gefunden haben, waren die Spiele ein launiges, mitunter mitreißendes Event mit großen Sport – und damit kleiner Eindruck dessen, was Deutschland von heimischen Olympischen Spielen zu erwarten hätte, egal ob im Ruhrgebiet oder anderswo.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • WDR-Interviews