Wohnungsnot: Wollen Sie umziehen, aber es geht nicht?

Manchmal hilft ein Blick auf Zahlen, um das ganze Ausmaß eines Problems zu begreifen: In einem Teil von Berlin-Schöneberg kosten Wohnungen mit alten Bestandsverträgen im Schnitt 8,50 Euro pro Quadratmeter – wer genau dort heute einen neuen Mietvertrag abschließt, muss mit 24,40 Euro rechnen. Knapp 16 Euro mehr für die gleiche Lage. Eine Differenz, die sich kaum mit einer Sanierung oder einem Neubau rechtfertigen lässt. In vielen anderen Städten sieht es nicht besser aus. Viele, die gerade auf Wohnungssuche sind, fragen sich also: Kann oder will ich wirklich umziehen, wenn ich so viel mehr bezahle?

Die immer weiter auseinanderdriftenden Mieten in Alt- und Neuverträgen nageln Lebensentwürfe fest. Wer eigentlich umziehen müsste – weil eine Trennung es verlangt, ein Jobwechsel ansteht oder die Familie wächst –, steht vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe. Für viele ist die neue Wohnung schlicht unbezahlbar geworden, andere zögern, weil sie wissen: Für mehr Geld gibt es oft weniger. Weniger Platz zum Beispiel. Die Folge: Immer mehr Menschen bleiben, wo sie sind, auch wenn die Wohnung längst nicht mehr zu ihrem Leben passt. 

Der Lock-in-Effekt sorgt dafür, dass bald niemand mehr umzieht

Dieses Phänomen hat einen Namen: Lock-in-Effekt. Menschen sind in ihren Wohnungen regelrecht „eingesperrt“. Und das betrifft längst nicht nur Rentner und Rentnerinnen oder Menschen mit geringem Einkommen, sondern alle Alters- und viele Einkommensklassen. Der Lock-in-Effekt ist auch mehr als eine Frage des Wohnens – er beeinflusst grundlegende Lebensentscheidungen. Kann ich für einen neuen Job die Stadt wechseln? Wage ich den Schritt zu einem weiteren Kind? Kann ich mich wirklich trennen und ausziehen? Der Gedanke, das eigene Leben zu verändern, wird bei vielen mittlerweile von der Sorge überschattet, sich finanziell übernehmen zu müssen. 

Wir wollen mit Menschen ins Gespräch kommen, die dieses Problem haben: Warum würden Sie eigentlich gerne umziehen, und weshalb tun Sie es nicht? Seit wann verharren Sie in diesem Zustand? Wo leben Sie, und wo würden Sie gerne hinziehen? Haben Sie noch Hoffnung, eine neue Wohnung zu finden, die in Ihren finanziellen Rahmen passt? Wenn nicht, wie blicken Sie auf Ihre Zukunft?

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