
Wie viele Liter Wasser Frankfurter und Besucher der Stadt während der ersten Hitzewelle in diesem Sommer an den öffentlichen Trinkbrunnen gezapft haben, ist nicht bekannt. Die städtischen Einrichtungen verfügen nicht über Wasserzähler. Doch alle Fachleute, auch die im Klimareferat der Stadt, wissen, dass es mit steigenden Temperaturen für jeden wichtig ist, ausreichend zu trinken – am besten Wasser, um sich vor Überhitzung und Dehydrierung zu schützen. Öffentliche Trinkbrunnen auf Plätzen und in Parks, aber auch an besucherstarken Straßen gehören inzwischen in vielen Großstädten, die sich in den Sommerwochen besonders aufheizen, zur Grundausstattung. Barcelona, Paris, Berlin, Hamburg, aber auch Frankfurt haben längst erkannt, dass zur Anpassung der Städte an den Klimawandel das unentgeltliche Bereitstellen von Trinkwasser unabdingbar ist.
2016 ist in Frankfurt die erste Edelstahlsäule, die auf Knopfdruck das erfrischende Nass unentgeltlich abgibt, in der Innenstadt, am Eingang von der Zeil zur Liebfrauenstraße, installiert worden. Inzwischen gibt es über die gesamte Stadt verteilt 24 Standorte. An den Brunnen können Passanten unbedenklich trinken, weil die Wasserqualität regelmäßig kontrolliert wird. Einige sind neu errichtet worden, andere sind historisch und werden reaktiviert wie der Froschbrunnen in Zeilsheim oder der Ranzenplatzbrunnen in Sindlingen. Beide sind als Trinkwasserbrunnen in diesem Jahr hinzugekommen und seit Ende März in Betrieb.
Geht es nach dem Willen des Klimareferats, das für den Trinkbrunnen-Ausbau in der Stadt zuständig ist, stiege in Frankfurt die Zahl der Wasserspender in den nächsten beiden Jahren auf 35. Noch in diesem Jahr soll ein Brunnen im Rennbahnpark in Niederrad eröffnet werden. Ein weiterer ist entweder in Nied oder Fechenheim vorgesehen.
Nebelduschen sind geplant
Hinzu kommen die von der Römer-Koalition beschlossenen Nebelduschen, wie es sie etwa in Wien schon gibt. Wer sie passiert, bei dem legt sich fein verstäubtes Wasser auf die Haut, verdunstet und wirkt erfrischend. Der Leiter des Klimareferats, Hans-Georg Dannert, hofft, vielleicht noch in diesem Jahr ein erstes Testmodell aufstellen zu können. Ginge es nach seinen Vorstellungen, würde dieses Modell in der Nähe der neuen „Klimainsel“ an der Hauptwache installiert – weil es dort „thematisch wunderbar passt“, sagt er.
Schließlich gibt es in dem Glaspavillon, der einst als Informationspunkt für den öffentlichen Nahverkehr geschaffen wurde, seit Ende Mai Informationen zum Thema Klima und Klimawandel in Frankfurt, inklusive Hinweise auf städtische Förderprogramme. Aber die Hauptwache eignet sich Dannert zufolge auch gut für eine Nebeldusche, weil es dort im Sommer „richtig heiß wird“. Zudem sei ausreichend Platz vorhanden: „Das wäre meiner Ansicht nach ein Top-Standort.“
Die Liste mit Wünschen, wo überall in Frankfurt zunächst einmal weitere Trinkbrunnen errichtet werden sollen, ist inzwischen lang. Die Ortsbeiräte haben viele Vorschläge gemacht. „Man denkt, dass die Installation eines Trinkbrunnens keine große Angelegenheit ist“, sagt Dannert. „Das ist nicht so, das ist keine einfache Sache.“ Nicht jeder Standort sei sinnvoll. Entscheidend sei die Zahl der Passanten, die das Angebot nutzen können, das sogenannte Überwärmungspotential des Platzes und ob eine Trinkwasserleitung in der Nähe verläuft. Der Brunnen selbst dürfe nicht in der prallen Sonne stehen, um sich nicht zu stark aufzuheizen. Zudem soll er ins städtische Bild passen, muss barrierefrei erreichbar sein – um nur die wichtigsten Voraussetzungen zu nennen. Wie das Klima- und Umweltdezernat schon vor einem Jahr den Ortsbeiräten mitteilte, kostet die Installation eines Trinkwasserbrunnens zwischen 30.000 und 50.000 Euro, der jährliche Unterhalt für Wasser, Pflege und Beprobung belaufe sich auf rund 5000 Euro je Brunnen im Jahr.
Historische Trinkbrunnen wieder in Betrieb
Um geeignete Standorte zu ermitteln, hat Dannert die städtische „Arbeitsgruppe Trinkwasserbrunnen“ ins Leben gerufen, in der Vertreter verschiedener Behörden zusammenkommen – vom Amt für Stadtplanung, dem für Straßenbau, über das Grünflächen- bis zum Gesundheitsamt. Einbezogen sind auch der Denkmalschutz und die Mainova als Partner das Projekts, die sechs der bekannten Edelstahlsäulen selbst betreibt. Auch die Netzdienste Rhein-Main sind dabei, die am Ende für den Anschluss an das Trinkwassernetz verantwortlich sind und somit dafür sorgen, dass das kühlende Nass auf Knopfdruck oder mit dem Aufdrehen des Wasserhahns tatsächlich fließt.

Dannert gesteht ein, dass derzeit noch nicht jeder Trinkwasserbrunnen gut als solcher eindeutig zu erkennen ist. Etwa der auf dem Paulsplatz in unmittelbarer Nähe zur Braubachstraße kann fast als Insider-Tipp gelten, da die Café-Bestuhlung nah herangerückt ist. „Wir werden grundsätzlich diese grauen Brunnenmodelle etwas erhöhen und mit einem deutlich erkennbaren, seitlichen Schriftzug ergänzen.“ Aber mit Rücksichtnahme auf das Stadtbild und den Denkmalschutz würden auch künftig die Brunnen dezent aussehen. „Sie sollen besser erkennbar sein, aber wir werden sehr behutsam vorgehen“, sagt Dannert. Nacharbeiten sind auch notwendig, weil es in der ersten Hitzewelle dieses Sommers zu Ausfällen bei den Trinkbrunnen gekommen ist. In manchem Wasserspender hatte sich die Batterie plötzlich entladen.
Die Tatsache, dass in Frankfurt inzwischen eine ganze Reihe historischer Brunnen wie etwa der Löwenbrunnen an der Fahrgasse wieder als Trinkbrunnen genutzt wird, findet Dannert eine gute Lösung. „Die Renaissance der Brunnen durch den Klimawandel hat damit auch eine kulturelle Komponente“, es werde wieder an die Tradition angeknüpft, als die Brunnen die wichtige Funktion hatten, die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. „Jetzt“, so Dannert, „in Zeiten des Klimawandels, werden die Brunnen in heißen Sommern wieder genau dafür gebraucht.“