Wo Keira Knightley und Hugh Grant zum Fußball gehen

Für den FC Bayern ist die Zeit, als Stars wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Mario Basler die Medien über Jahre hinweg großzügig mit Klatsch und Knatsch versorgten, längst vorbei. In München sind sie sehr zufrieden darüber.

Ein Vierteljahrhundert später ist im europäischen Fußball ein anderer Verein dabei, sich als neuer FC Hollywood zu etablieren: der italienische Erstliga-Aufsteiger Como 1907. Die Mannschaft aus der 85.000-Einwohner-Stadt am Comer See besteht zwar nicht aus bekannten Spielern und liefert bislang auch keine Intrigen. Dafür sitzt bei Heimspielen regelmäßig echte Hollywood-Prominenz auf der Tribüne.

Nur eine kleine Auswahl, wer zuletzt an Schauspielern im VIP-Bereich des kleinen Stadio Giuseppe Sinigaglia direkt am Seeufer zu sehen war: Hugh Grant, Kate Beckinsale, Keira Knightley, Michael Fassbender, Benedict Cumberbatch und auch Adrien Brody, der kürzlich für „Der Brutalist“ seinen zweiten Oscar bekam.

„Jede Minute genossen“

Grant („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Notting Hill“) – eigentlich als Fan des Premier-League-Klubs FC Fulham bekannt – reckte bei einem Treffer von Como 1907 sogar die Faust zum Jubel in die Höhe. Beckinsale („Underworld“) säuselte nach dem Stadionbesuch: „Was für Emotionen, was für Adrenalin und Energie. Ich habe jede Minute genossen.“

Das Interesse der Hollywood-Stars hat weniger mit sportlichen Erfolgen zu tun: Aktuell steht Como in der Tabelle der Serie A auf Platz 13. Zu den Abstiegsrängen hat das Team um den spanischen Trainer Cesc Fàbregas einigermaßen Abstand. Aber die Plätze, die zu einem europäischen Wettbewerb berechtigen, sind noch weiter weg.

Hugh Grant und seine Frau Anna Eberstein beim Spiel gegen den FC Parma
Hugh Grant und seine Frau Anna Eberstein beim Spiel gegen den FC Parmadpa

Der entscheidende Grund für die Prominenz auf der Tribüne sind vielmehr die Eigentümer: die indonesischen Brüder Michael und Robert Hartono, die auf der Suche nach einem Verein mit Perspektive vor sechs Jahren Como übernahmen. Mit einem geschätzten Vermögen von umgerechnet 45 Milliarden Euro gehören die 83 und 85 Jahre alten Hartonos in ihrer fußballverrückten Heimat zu den reichsten Männern des Landes. Ihr Imperium umfasst den Mischkonzern Djarum und die Bank BCA. Auch in Asien investieren sie in Sport, vor allem in Badminton und Fußball.

Fünfstellige Antrittsgelder?

Als die Indonesier in Como einstiegen, spielte der Traditionsverein bei den Amateuren in der vierten Liga. Seine beste Zeit hatte er in den 1980er Jahren, als kurzzeitig auch der deutsche Nationalspieler Hansi Müller (früher VfB Stuttgart und Inter Mailand) dort aktiv war. Dann ging es meist nach unten. Zwischenzeitlich war der Klub sogar bankrott. Die Gehälter konnten nicht mehr gezahlt werden, nicht einmal die Kosten fürs Trainingsgelände.

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Mit den Hartonos ging es steil bergauf: in einem halben Jahrzehnt aus der viertklassigen Serie D in die Serie A. Den prominentesten Namen hat aktuell noch Trainer Fàbregas, der als Spieler in Barcelona, beim FC Arsenal und beim FC Chelsea unter Vertrag stand und sowohl Europa- als auch Weltmeister wurde. Aber um den erst 20 Jahre alten argentinischen Nationalspieler Nico Paz verfügt der Klub über vielversprechende Talente. Aus Deutschland sind der frühere Düsseldorfer Yannik Engelhardt und der ehemalige Herthaner Marc-Oliver Kempf dabei.

Die Indonesier haben sich ihr Engagement schon viele Millionen Euro kosten lassen. Bis 2027 soll der Ausbau des Stadions mit seinen bislang nur etwa 10.000 Plätzen abgeschlossen sein. Über die genauen Summen schweigt man sich aus – ebenso wie über das „Antrittsgeld“, das die Hollywood-Prominenz für einen Stadionbesuch bekommt. Die Rede ist von fünfstelligen Summen.

Dafür wird über Como 1907 jetzt nicht mehr nur im Sportteil der italienischen Zeitungen berichtet, sondern auch international auf den bunten Seiten. Auf einen Star warten sie bislang allerdings noch vergebens: auf George Clooney, der zusammen mit seiner Frau Amal im Städtchen Laglio eine Villa besitzt, nur einige Kilometer oberhalb am See. Der 64-Jährige hat sich im Stadio Giuseppe Sinigaglia noch nie blicken lassen.