
Der neue Fifa-Friedenspreis geht an Donald Trump. Die Auszeichnung wurde erst kürzlich ins Leben gerufen. Kritiker sprechen von einem Freundschaftsdienst. Und Verbandschef Gianni Infantino irritiert bei der WM-Auslosung auch noch mit seiner Anbiederung. Vom DFB kommt dennoch keine Kritik.
Es war ein rund zweiminütiges politisches Werbevideo auf Donald Trump, in dem der Präsident der USA von der Fifa in höchsten Tönen gelobt wurde. „Eine plumpe Anbiederung der Fifa“, sagte der ZDF-Kommentator Oliver Schmidt während der Auslosung der Gruppen der WM 2026 in Washington am Freitagabend: „War ein Akt der Kumpanei jemals so unverhohlen, jemals so öffentlich?“
Der 79-jährige Trump erhielt den neuen Friedenspreis des Fußball-Weltverbandes, wurde mit der von Fifa-Präsident Gianni Infantino erst jüngst initiierten Auszeichnung geehrt. „Das ist Ihr Preis, Ihre wunderschöne Medaille, die Sie jederzeit tragen können, wenn Sie wollen“, sagte Infantino bei der Showgala im John F. Kennedy Center for the Performing Arts unweit von Trumps Amtssitz, dem Weißen Haus. „Dieser Preis wird jährlich vergeben, um einen Menschen auszuzeichnen, der ein klares Engagement für Frieden auf der Welt fördert“, so der seit Jahren umstrittene Fifa-Chef.
Trump hängte sich die goldene Medaille sofort um den Hals und strahlte. „Das ist eine der größten Ehrungen meines Lebens“, sagte er.
Infantino verlas auf der Gala die Gründe für den Preis – und schloss mal eben Milliarden von Menschen mit ein: „Dieser Preis wird jährlich im Namen Milliarden Fußballfans vergeben an einen Menschen, der den Frieden fördert. In Anerkennung seiner außergewöhnlichen Maßnahmen, um den Frieden auf der ganzen Welt zu fördern.“
Infantino sagte zudem: „Wir alle sehen Bilder des Krieges. Wir leiden mit jedem Kind, das stirbt, wir weinen mit jeder Mutter. Wir wollen Hoffnung sehen, wir wollen Einheit sehen.“ Trump stemme sich dagegen und setze sich für Frieden ein: „Das ist, was wir von einem politischen Führer wollen und erwarten. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. Mr. President, Sie verdienen diesen Preis, Sie können immer mit meiner Unterstützung rechnen.“
Die Friedensbotschaft generell – wichtig und richtig, da waren sich alle einig. Aber die Art und Weise, und der politische Schulterschluss des Fußballverbandes mit Trump sorgten für Irritationen.
Trump sagte auf der Bühne: „Wir haben Abermillionen von Menschen gerettet. So viele Kriege haben wir beenden können, manche schon, bevor sie ausgebrochen sind.“ Und über die WM 2026: „Es wird hier eine fantastische Veranstaltung geben. Wir haben sehr eng mit Kanada und Mexiko zusammenarbeiten, die Beziehung ist fantastisch. Ich möchte Ihnen danken.“ Trumps Fazit: „Wir sind jetzt das tollste Land auf der ganzen Welt. Ich möchte auch, dass es so bleibt.“
Keine Nominierten, keine Jury, keine Transparenz
Kritiker hatten Infantino unterstellt, dass er die Auszeichnung extra für Trump ins Leben gerufen habe. Es gebe kein transparentes Verfahren, keine Nominierten, keine Jury, und sei offenbar auch für den Fifa-Rat neu gewesen, sagte die Direktorin von Human Rights Watch, Minky Worden, bei einer Pressekonferenz verschiedener Gruppen in Washington zwei Tage vor der Auslosung über die bevorstehende Preisvergabe.
Keinen Anlass für Kritik sah hingegen Bernd Neuendorf. Der DFB-Präsident, der auch im von Infantino angeführten Fifa-Council sitzt, hob die Verdienste Trumps um eine Beendigung des Gaza-Krieges hervor. „Wir waren alle gemeinsam froh, als der Konflikt im Nahen Osten beendet wurde, dass hier ein Abkommen unterzeichnet wurde. Das muss man ehrlich sagen, das wäre ohne die USA und ohne den Einsatz des Präsidenten nicht möglich gewesen. Insofern ist es anerkennenswert, was da passiert ist“, sagte Neuendorf.
Bundestrainer Julian Nagelsmann stellte eine Forderung an Trump. Er erwartet nun einen besonderen Einsatz für die Stabilität in der Welt. „Für mich ist wichtig, dass mit so einem Preis verbunden ist, dass man sich für die Zukunft für den Frieden auf der Welt einsetzt. Er ist der einflussreichste Mann der Welt“, sagte der Bundestrainer.
Infantino hatte dafür plädiert, dass Trump den Friedensnobelpreis erhalten solle. Dass der US-Präsident diese unvergleichbar bedeutendere Ehrung für sich reklamiert, ist bekannt.
Trump und Infantino pflegen seit Monaten ein enges Verhältnis bei den Vorbereitungen auf die WM 2026. Die USA sind mit der Ausrichtung von 76 Spielen der Hauptgastgeber des XXL-Turniers. In Mexiko und Kanada finden je 13 Spiele statt.
Infantino war mehrfach im Weißen Haus zu Gast. Trump ist Vorsitzender der von ihm gegründeten amerikanischen WM-Task-Force. Der US-Präsident hatte zuletzt angekündigt, die Austragung von Spielen in US-Städten zu untersagen, sollten sich diese nicht an die von ihm vorgeschriebenen Sicherheitsregeln halten. Infantino würde solch einen historischen Spielorttausch für ihn vornehmen, versicherte er.
Kurz vor der Auslosung rückte Trump von dieser Drohung ab. „Nein, das möchte ich nicht tun.“ Er versicherte aber, dass man das Problem lösen werde, wenn es eins gebe. „Ich habe das in Washington D.C. und überall sonst, wo wir waren, bewiesen, also werden wir das ganz einfach in den Griff bekommen“, sagte er.
Infantino war bei der Amtseinführung von Trump im Januar und beim Friedensgipfel in Scharm El-Scheich der Gast des US-Präsidenten. Die Beendigung des Gaza-Krieges ist eine von mehreren friedensstiftenden Maßnahmen, die Trump für sich reklamiert. Seine Bemühungen zum Ende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine waren noch nicht erfolgreich.
Bei der Klub-WM im vergangenen Sommer sorgte der Republikaner mit einem ungewöhnlichen Auftritt bei der Siegerehrung des FC Chelsea für Schlagzeilen in der Fußball-Welt. Gegen alle Gewohnheiten blieb Trump für das Siegerfoto mit den Spielern auf dem Podium. Infantino schob ihn behutsam aus dem Fokus.
DW/dpa
