

Prüfungsfirmen bekommen immer mehr Geld für ihre jährlichen Bilanzprüfungsaufträge. Das geht aus dem nun veröffentlichten Marktbericht der Abschlussprüferaufsichtsstelle, kurz APAS, hervor. Es ist das erste Mal, dass die Behörde eine Analyse dieser Art und Tiefe veröffentlicht hat. Sie basiert auf Daten, die nur der APAS vorliegen. Demnach stiegen die Einnahmen aus gesetzlichen Abschlussprüfungen bei Unternehmen von öffentlichem Interesse auf 809 Millionen Euro im Jahr 2024. Im Jahr 2020 hatten die Wirtschaftsprüfer mit solchen Prüfungsaufträgen nur 576 Millionen Euro eingenommen. Die Einnahmen sind während dieses Zeitraums also jedes Jahr um etwa zehn Prozent gestiegen.
Die APAS-Zahlen beziehen sich auf gesetzliche Abschlussprüfungen bei Unternehmen von öffentlichem Interesse, also börsennotierten Unternehmen, größeren Banken und Versicherern. Solche Mandanten sind eine wichtige Kundengruppe für Wirtschaftsprüfer, weil ihre Prüfung besonders anspruchsvoll und umfangreich ist, sodass auch die Einnahmen höher ausfallen. Zum Jahresabschluss gehören Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung nebst Anhang sowie der Lagebericht. Im Branchenjargon werden solche Prüfaufträge als PIE-Mandate bezeichnet. Das Kürzel PIE steht für Public Interest Entity.
PIE-Mandate sinken, Prüferhonorare steigen
Die Zahl dieser Unternehmen und damit die Prüfungsaufträge sind laut APAS-Bericht über die Jahre stetig gesunken – von 1038 im Jahr 2020 auf 958 im Jahr 2024. Gesunken ist auch die Zahl der Wirtschaftsprüfungsfirmen, die Unternehmen von öffentlichem Interesse prüfen. Für Anfang 2020 zählte die APAS noch 71 Wirtschaftsprüferpraxen, für Ende 2024 nur noch 54. Obwohl während dieses Zeitraums 34 Abschlussprüferpraxen neu in den Markt eintraten, schrumpfte die Gesamtzahl.
Die meisten Unternehmen von öffentlichem Interesse werden durch eine der vier größten Wirtschaftsprüfungen geprüft, also PwC , EY , KPMG oder Deloitte . Allerdings haben mittelgroße Prüfungsgesellschaften deutlich aufgeholt. Während die Zahl der Mandate der „Big Four“ von 682 im Jahr 2020 auf 593 im Jahr 2024 zurückging, stieg die Zahl der Mandate der sechs mittelgroßen Prüfungsanbieter („Next Six“) im gleichen Zeitraum von 173 auf 206. Nach wie vor streichen die vier Großen mit 87 Prozent den Löwenanteil der Prüfungshonorare ein. Die Next Six, zu denen unter anderem BDO und Rödl & Partner gehören, konnten ihren Anteil an den Einnahmen von sieben auf elf Prozent erhöhen. Auf sonstige Prüferpraxen entfallen nur zwei Prozent dieser Honorare.
Weil die Zahl der Mandate sinkt, während die Einnahmen steigen, werden Abschlussprüfungen für Unternehmen im Schnitt immer teurer. Was ist der Grund für die steigenden Prüfungshonorare? Laut APAS gibt es mehrere Entwicklungen, die sich je nach Einzelfall unterschiedlich auswirken könnten. So habe ein hohes Niveau an Unternehmenstransaktionen für mehr komplexe Prüfungen gesorgt. Auch hätte die Corona-Pandemie im für die Marktanalyse betrachteten Zeitraum für Herausforderungen gesorgt.
Zudem hätten sich die regulatorischen Anforderungen an die Abschlussprüfer etwa durch das „Wirecard-Gesetz“ (FISG) erhöht. Hinzu kämen makroökonomische Risiken wie der Ukrainekrieg oder der Zollkonflikt, die Abschlussprüfungen anspruchsvoller machen. Nach Einschätzung der APAS reflektieren die wachsenden Honorare wohl auch die steigenden Personalkosten, zunehmenden IT-Investitionen sowie allgemeine inflationäre Preissteigerungen.
