Wirtschaft: Studie zweifelt an Wirtschaftswachstum durch weniger Feiertage

Die Abschaffung von Feiertagen hat laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung keinen Effekt auf die Wirtschaft. „In der Empirie gibt es keine Belege dafür, dass die
Abschaffung von Feiertagen die Wirtschaftsleistung erhöht“, teilte das
Institut für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK) mit, das die Studie im Auftrag der Stiftung erstellte. In der Studie hatten Forschende konkrete Fälle
analysiert, in denen deutschlandweit oder in einzelnen Bundesländern Feiertage
gestrichen oder neu eingeführt wurden. 

„In gut der Hälfte der Fälle entwickelte sich die
Wirtschaft sogar danach in jenen Bundesländern besser, in denen arbeitsfreie
Feiertage beibehalten wurden oder neu hinzukamen“, heißt es in der Studie. Demnach behielt Sachsen als einziges Bundesland den Buß- und Bettag als Feiertag und wuchs dennoch wirtschaftlich stärker als der
Bundesschnitt und die benachbarten Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt. Konkret sei das nominale Bruttoinlandsprodukt in Sachsen damals um 9,7 Prozent gewachsen,
während das Wachstum im Bundesschnitt bei 3,4 Prozent lag. Der Vorsprung gegenüber
Sachsen-Anhalt und Thüringen betrug demnach 3,7 beziehungsweise 4,3 Prozentpunkte.

Nicht Personalmangel, sondern fehlende Aufträge begrenzen Produktion

Berlin verzeichnete 2019 nach Einführung des
Internationalen Frauentags als Feiertag ebenfalls ein Wirtschaftswachstum um
zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Zuvor hatten Ökonomen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen
Wirtschaft in ihren Studien eine Steigerung der Wirtschaftsleistung pro Feiertag um 0,2 Prozentpunkte berechnet. 

Die Wirtschaftsweisen und mehrere Politiker hatten in der Debatte um eine Stärkung der Wirtschaft die Abschaffung eines Feiertages gefordert, da einen Tag mehr produziert würde. Aus Sicht des IMK ist jedoch die Nachfrage bei Unternehmen der bestimmende und begrenzende Faktor für die Produktion. Demnach
geben mehr Unternehmen fehlende Aufträge als Hindernis für die Produktion an
als Personalmangel. Auch seien Faktoren wie Produktivität und Innovation zu
beachten. Demnach könnte weniger Erholungszeit die Produktivität beeinflussen.

Arbeiten in Teilzeit könnte zunehmen

Denkbar sind laut der Studie auch langfristige negative Effekte auf die Arbeitszeit durch die Abschaffung von Feiertagen, wenn dies zu der Entscheidung führt, in Teilzeit zu arbeiten.

„Die Gleichung: Wenn Feiertage
wegfallen, steigt das Wachstum, geht offensichtlich nicht auf. Denn sie
ist zu
simpel und wird einer modernen Arbeitsgesellschaft nicht gerecht“, sagte
der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. „Die
Forderung nach einem solchen Schritt zur Wachstumsförderung ist
deshalb nicht zielführend.“