
Manche Meldungen klingen wie ein schlechter Scherz. Dazu gehört alles, was sich um das Fyre-Festival dreht: Ein angebliches Luxus-Festival für die Reichen und Schönen in der Karibik. Zum ersten Mal stattfinden sollte es 2017 – sollte. Die Veranstaltung gilt als größter Flop in der Festivalgeschichte. Acht Jahre später schlägt nun eine Nachricht ein, die klingt wie ein schlechter Scherz: Die Organisatoren wollen es noch mal wagen. Ort und Datum der zweiten Auflage stehen fest – aber Zweifel an der Seriosität des Festivals und Ungereimtheiten gibt es auch diesmal. Wird das zweite Fyre-Festival so enden wie das erste?
Die Idee zum Fyre-Festival hatten der Unternehmer Billy McFarland und der Rapper Ja Rule. 2017 bewarben sie die Veranstaltung als Luxusfestival in den Bahamas – mit prominenter Unterstützung von bekannten Gesichtern wie etwa Bella Hadid und Kendall Jenner. Die Tickets kosteten teils mehrere Tausend Euro. Als die Festivalgäste auf der Insel ankamen, fanden sie bloß Zelte vor. Aus den Duschen kam braunes Wasser, auf dem Menü standen aufgeweichte Käsebrote. Alle Auftritte waren abgesagt worden. Die Bilder der wabbeligen Brote in Styroporverpackungen gingen um die Welt. Netflix verfilmte den Skandal im Jahr 2019.
Ein New Yorker Gericht verurteilte McFarland 2018 wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft. Das Gericht entschied außerdem, dass er Strafzahlungen in Höhe von 26 Millionen Dollar leisten muss. Nach viereinhalb Jahren kam McFarland vorzeitig frei.
Die ersten Tickets kosteten 499 Dollar
Nur eineinhalb Jahre später, im August 2023, kündigte McFarland in einem Youtube-Video an, dass er es abermals versuchen wolle. Noch im selben Monat verkaufte er schon Tickets für das „Fyre-Festival 2“– für 499 Dollar. Die einzigen Informationen, die Interessierte zu diesem Zeitpunkt hatten: Die Neuauflage soll irgendwann Ende 2024 auf einer entlegenen Insel in der Karibik stattfinden.
Seit der ersten Ankündigung hat sich das Datum mehrmals verschoben – trotzdem werden weiterhin Tickets verkauft. Los geht es bei 1400 Dollar für ein „Ignite“-Ticket, 12.500 Dollar kostet ein Phoenix-Ticket, von denen man allerdings mindestens zwei kaufen muss. Auf der Website wird ein „Prometheus“-Ticket für 1.100.000 Dollar angeboten, das sich nach mehreren Weiterleitungen auf andere Websites aber nicht kaufen lässt. McFarland behauptet, es wurde im Oktober 2024 tatsächlich einmal gekauft. „Das Prometheus-Ticket bringt euch ziemlich nah an die Sonne“, sagte McFarland kryptisch in einem Instagram-Video. Was er damit meinte, blieb unklar. Die Besitzer dieses Tickets würden in einer eigenen Yacht übernachten.
Seit Ende Februar steht offenbar ein endgültiges Datum fest – ebenso wie der Ort: Vom 30. Mai bis zum 2. Juni soll das Festival auf der Isla Mujeres, einer kleinen Insel vor der Ostküste Mexikos nahe der Stadt Cancún, ausgetragen werden.
Ein offizielles Line-up gibt es bislang nicht
Doch ob alle Ticketkäufer wirklich ein Luxus-Event erwartet, ist fraglich. Der Musiker und der ehemalige Football-Spieler Andrew Brown sagte „TMZ Sports“, er sei für das Fyre-Festival 2 gebucht worden. Doch ein offizielles Line-up gibt es bisher nicht. Ende Februar sagte McFarland in der US-amerikanischen „Today Show“, er wolle eines der ersten Festivals veranstalten, „die ohne bekannt gegebene Music-Acts ausverkauft sind“.
Die Festivalplanung wirft auch Fragen auf, geht es um Unterkünfte und Genehmigungen. Zwei Hotels – das Izla Hotel und das Grand Fiesta Americana – waren zunächst online als buchbare Unterkünfte gelistet gewesen. Mittlerweile sind sie von der Website des Fyre-Festivals verschwunden. McFarland erklärte in einem Instagram-Video Anfang März, dass er die Verträge mit den Hotels gekündigt habe, nachdem diese in den Medien angegeben hatten, noch nie etwas von dem Festival gehört zu haben.
Gibt man die auf der Seite angegeben Koordinaten für das Festival bei Google Maps ein, landet man tatsächlich unweit der Isla Mujeres, wo das Festival stattfinden soll – wenn auch nicht an einem konkreten Ort auf der Insel, sondern davor im Meer. Die Behörden der Insel haben von McFarlands Bestreben offenbar noch nichts mitbekommen. Edgar Gasca von der örtlichen Tourismusdirektion sagte der britischen Zeitung „The Guardian“, man wisse nichts über das Festival und habe mit keiner Person dazu in Kontakt gestanden: „Für uns existiert diese Veranstaltung nicht.“ Er sei verwundert, schließlich wisse jeder Veranstalter, dass behördliche Genehmigungen erforderlich seien.
„Es wird wieder Käsebrote geben“
McFarland antwortete auf die kritische Berichterstattung mit einem Instagram-Video. Darin sagt er: „Die Geschichte wurde verdreht.“ Das Fyre-Festival sei real. Es gebe gebuchte Music-Acts und sein Team habe Unterkünfte organisiert. Doch klare Informationen und Beweise lassen sich für diese Behauptungen nicht finden, im Gegenteil: In Interviews reagiert McFarland vage und ausweichend. „TMZ-Live“ erklärte er, er wolle auf dem Festival Menschen versammeln, „die verstehen, dass Leben auch bedeutet, die Komfortzone zu verlassen und ein Risiko einzugehen“.
Das gilt auch für McFarland selbst. Sollte das Festival noch einmal scheitern, könnte das abermals strafrechtliche Konsequenzen für ihn haben. Unklar ist ohnehin, ob McFarland bei seinem eigenen Festival überhaupt dabei sein kann. Aufgrund seiner Verurteilung darf er den Bundesstaat New York eigenen Angaben zufolge noch nicht verlassen.
Nur zu einer Sache äußerte er sich im Interview mit „TMZ-Live“ klipp und klar: Die Verköstigung. „Es wird wieder Käsebrote geben“, sagte er. „Die mache ich vielleicht sehr teuer.“