Die neue Trainingskollektion der Nationalmannschaft sticht ins Auge in diesen Tagen im Quartier in Wolfsburg. Leuchtend gelb von der Schulter weg an den Oberarmen und leuchtend rot an den Unterarmen sowie am Beinkleid.
Dazu prangt der Schriftzug des neuen Sponsors des DFB – neben Hauptsponsor VW – prominent auf den Klamotten: Zalando. Laut „Bild“ zahlt der Online-Versandhändler für Schuhe, Kleidung, Kosmetik und Accessoires dem Verband bis zu 15 Millionen Euro pro Jahr, macht bis Vertragsende 2030 insgesamt 75 Millionen Euro.
Nagelsmann setzt Sané unter Druck: „Er muss nur alles geben“
25 Millionen Euro beträgt aktuell der Marktwert von Leroy Sané, der im Sommer nach knapp gescheiterten Gesprächen über eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern nach fünf Jahren in München ablösefrei zu Galatasaray Istanbul gewechselt war. „Hol dein Bestes aus dir raus“ oder auch „free to be“ lauteten Slogans des Unternehmens, das nun auch auf Sanés DFB-Utensilien prangt. Passt ja, beides.
Vor allem Ersteres war seit jeher das Diskussionsthema, wenn es um den so talentierten Offensivspieler, geboren in Essen, ging. „Er ist ein Spieler, der alles kann. Er muss nur alles geben“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann und fasste damit das Können sowie das Problem des 29-Jährigen treffend zusammen. Sané sah man in Wolfsburg häufig lächeln während des Trainings, sichtlich happy über die Rückkehr in den Kreis der Nationalelf.

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von dpa
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Nagelsmann mit klarer Ansage an Sané
Bei den Länderspielen im September und Oktober hatte Nagelsmann auf Sané mit der Begründung verzichtet, dieser müsse in einer schwächeren Liga wie der türkischen Süper Lig – keine der Top-5-Ligen Europas – „mehr auffallen“, herausstechen. Der Linksfuß ist bei „Gala“ Stammspieler, kommt in 15 von 16 möglichen Pflichtspielen (nur zwei Niederlagen) auf sechs Torbeteiligungen (drei Tore/drei Vorlagen). Okay, aber nicht brillant.
Völlig überraschend holte ihn Nagelsmann nun für die anstehenden, entscheidenden WM-Qualifikationsspiele am Freitag in Luxemburg und am Montag in Leipzig gegen die Slowakei zurück. Auf Bewährung. „Er weiß, dass es nicht mehr unzählige Chancen gibt, sich auf Nationalmannschaftsebene zu beweisen, zumindest unter meiner Führung“, sagte der Bundestrainer am Montag klar und deutlich.
Nagelsmann bekommt Gegenwind von Sammer und Matthäus
Aber warum so schroff? Um sich für die zweifelhafte Nominierung zu rechtfertigen? Er will den Druck erhöhen, Sané herausfordern, um mehr Feuer herauszukitzeln. Eine Spur drüber? „Meine Erfahrungen sind: Individualisten brauchen Liebe, brauchen so viel Liebe, dass es knallt. Das ist einfach so“, meinte Matthias Sammer und betonte in der Sky-Sendung „Sammer & Basile – der Hagedorn-Talk“. Der Europameister von 1996 weiter über das von Nagelsmann gestellte Ultimatum: „Das ist genau das, was ich ihm grundsätzlich nicht geraten hätte zu sagen.“
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus schrieb in seiner Sky-Kolumne: „Ich hätte Sané nie außen vor gelassen. Als Trainer muss ich dem Spieler das Vertrauen geben. Nur, weil man in die Türkei wechselt, ist man doch kein schlechterer Spieler.“ Gegenwind für Nagelsmann. Rückenwind für Sané, der letztmals im Nations-League-Halbfinale gegen Portugal (1:2) am 4. Juni das DFB-Trikot trug – und wie so oft in der Nationalelf (70 Länderspiele, 14 Tore) enttäuschte.
Sané profitiert von Musiala- und Havertz-Verletzungen
Wird das noch was mit Sané beim DFB? Er muss sich nun zeigen, mit Laufwegen nach hinten und Kreativität nach vorne. Er muss den Unterschied ausmachen, will er ein Ticket für den WM-Kader 2026. Wären Jamal Musiala oder Kai Havertz fit, wäre er nicht wieder dabei. „Wenn wir auf der Position sechs, sieben Spieler zur Auswahl hätten, hätte er es deutlich schwerer“, so Nagelsmann, der in Sachen Eigenmotivation betonte: „Da kann ihm keiner helfen, außer er selbst.“
Zalandos bekanntester Slogan lautete übrigens einst „Schrei vor Glück!“, erweitert durch den Zusatz „Oder schick’s zurück“ bei Nicht-Gefallen. Was wohl demnächst auf Sané zutrifft?
