München – Der Plan von Argirios Giannikis für das Jahresfinale im vorweihnachtlich geschmückten Erzgebirge ist ein ganz profaner. Von „maximal schlecht“ – der Spielverlauf bei der 0:4-Abfuhr gegen Verl – will es der Trainer des TSV 1860 zu „maximal gut“ schaffen. Präzise zitiert: „Wir befassen uns mehr damit, dass wir unser Auswärtsspiel maximal gut gestalten.“ Gedanken an ein Versagen in Aue und die möglichen Folgen werden an der Grünwalder Straße 114 beiseitegeschoben.
Der Coach hat allerdings neben den spielerischen Unzulänglichkeiten, die immer wieder die Heimspiele prägen und die Anhänger quälen, ein weiteres Problem. Giannikis sitzt oder steckt in der blauen Abwehrklemme. Der Kapitän Jesper Verlaat ist seit Wochen raus, Außenverteidiger Tim Danhof fehlt ebenfalls und seit dem Abschlusstraining vor dem Verl-Spiel auch Raphael Schifferl.
AZ-Info: Verlaat fällt bis Februar aus
Der Österreicher ist offenbar nicht vor dem Frühjahr zurückzuerwarten, so jedenfalls prognostiziert es Giannikis. Das würde heißen, vor März wird es nichts mit einem Schifferl-Comeback. Die Art der Verletzung des Innenverteidigers wird derweil bei Sechzig gehütet wie ein Staatsgeheimnis, zumal die Trainingseinheit, in der es passierte, nicht öffentlich war. Den längerfristigen Ausfall von Schifferl bezeichnete der Coach als „kleinen Schock“.
Giannikis muss also in jedem Falle in Aue hinten improvisieren – und ob sich das im neuen Jahr ändert, ist nicht absehbar. Denn allem Anschein nach fällt Verlaat noch eine Weile länger aus als erhofft. Nach AZ-Infos müssen die Sechzger bis Februar auf die Rückkehr ihres Leitlöwen warten. Dazu Schifferls Zwangspause: Zumindest sagte der Trainer am Dienstag, dass „wir Jesper früher zurückhaben werden“ – früher als Schifferl, war gemeint. So oder so ist für Giannikis guter Defensivrat gerade teuer.
Giannikis über Wintertransfers: „Kein Trainer wehrt sich gegen Verstärkung“
Womit Sportchef Christian Werner ins Spiel kommt. Der muss nun mit noch schärferem Blick ausloten, ob er über Weihnachten und zum Jahresanfang einen Kandidaten findet, der helfen könnte. „Kein Trainer wehrt sich gegen Verstärkung. Man muss gucken, ob es sinnvoll ist oder nicht, und ob es machbar ist oder nicht“, sagte Giannikis vorsichtig und unter Berücksichtigung diverser Eventualitäten.
Werner und seine Mitstreiter sondieren – und dies laut des Trainers mit dem steten Willen und der Absicht, „den Kader zu optimieren.“ Es sei ein Prozess über die Saison hinweg.
Aktuell ist aber fraglich, ob in der Not die richtige Löwen-Lösung gefunden wird. Bekanntlich sind Transfers im Winter ohnehin besonders diffizil und mit allerlei Risiken behaftet. Diese Erfahrung machte Werner im Vorjahr schon. Einstweilen erwächst somit aus der Misere für Max Reinthaler, Leroy Kwadwo und womöglich auch für einen Youngster wie Sean Dulic eine Chance. Notfalls stünde noch Tim Kloss als Innenverteidiger-Aushilfe bereit.
Stellt Giannikis in Aue wieder auf Viererkette um?
Und neben der reinen Personalfrage stellt sich dann auch noch die Frage nach dem System. Die Variante mit der Dreierkette ging gegen Verl gründlich in die Hose – auch wenn die Rote Karte gegen Soichiro Kozuki ebenfalls einen Einfluss hatte. Generell hat Sechzig mit dieser taktischen Ausrichtung keine guten Erfahrungen gemacht, um es vorsichtig auszudrücken.
Giannikis wehrt sich zwar gegen den Kausalzusammenhang zwischen Dreierkette und Misserfolg, aber Argumente dagegen gibt es nunmal nicht in rauen Mengen. Besser haben Varianten mit der Viererkette funktioniert. Wird diese dann auch in Aue zum Mittel der Wahl?
Giannikis steckt jedenfalls nicht nur in der Abwehrklemme, sondern sieht sich wieder einmal Erfolgszwang ausgesetzt, weil das Ab und Ab an Resultaten nicht nachlässt. Seine Hoffnung ist das schöne blaue Auswärtsgesicht dieser Saison. Mit diesem will der TSV auch seine Not überwinden. Der schlechte Platz 13 sei schlicht „das Produkt unserer Heimbilanz“.
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