Windpark-Entwickler Ørsted schockiert die Börse

Der dänische Weltmarktführer für Windkraftanlagen auf dem Meer Ørsted hat mit der Ankün­digung eines sehr hohen Kapitalbedarfs von umgerechnet fast acht Milliarden Eu­ro die Börse regelrecht schockiert.

Der Aktienkurs rutschte zum Wochenbeginn um 30 Prozent ab. Am Dienstag fiel die Aktie um zeitweise bis zu fünf Prozent auf 206 Kronen (rund 27,60 Euro), bevor es eine Gegenbewegung gab.

Das Unternehmen ist nun nur noch 17,3 Milliarden Euro wert, das niedrigste Niveau seit dem Börsengang 2016. In den vergangenen zwölf Monaten hat die Aktie die Hälfte ihres Werts eingebüßt, seit dem Rekordhoch Anfang 2021 sogar mehr als 80 Prozent.

Der Grund für den deutlichen Kursrückgang ist ein Bündel an Problemen, die der Offshore-Windkraftbranche insgesamt, Ørsted aber besonders zu schaffen machen.

Höhere Zinsen, Kosten und die Trump-Ablehnung

Gestiegene Zinsen und höhere Kosten für den Bau der Windparks belasten den ganzen Bereich. Hinzu kommt seit diesem Jahr der scharfe poli­tische Gegenwind von US-Präsident Donald Trump, der Offshore-Windparks ablehnt. Dies hat den dänischen Energiekonzern schwer getroffen.

Wie das Unternehmen mitteilte, musste es den geplanten Teilverkauf seines Windparkprojekts Sunrise Wind vor der Küste von New York abblasen, da sich kein In­teressent zum geforderten Preis fand. Der gescheiterte Verkauf hinterlässt eine große finanzielle Lücke. Allerdings hat die Höhe der Kapitalerhöhung von 60 Milliarden Kronen (rund acht Milliarden Euro), die Ørsted-Vorstandschef Rasmus Errboe ankündigte, die Börse negativ überrascht.

„Langfristig bleiben die Fundamentaldaten für Offshore-Windenergie in unseren Kernmärkten in Europa stark“, sagte Errboe: „Allerdings befinden sich Ørsted und unsere Branche in einer außergewöhnlichen Situation, da nun die ungünstige Marktentwicklung in den USA zu den makroökonomischen Herausforderungen und Problemen in der Lieferkette der letzten Jahre hinzukommen.“

Dänischer Staat zahlt viel bei der Kapitalerhöhung

Die Kapitalerhöhung wird vor allem vom dänischen Staat getragen, der Mehrheitseigentümer (50,1 Prozent) ist. Auch der norwegische Energiekonzern Equinor , mit einem Anteil von zehn Prozent Großaktionär, dürfte sich beteiligen. Alle weiteren Anteile, die bestehende Aktionäre nicht durch Ausübung von Bezugsrechten kaufen, übernimmt vorerst die US-Investmentbank Morgan Stanley. Am 5. September wird eine außerordentliche Hauptversammlung über die Pläne abstimmen.

Es wäre die größte Kapitalerhöhung ei­nes Unternehmens in diesem Jahr. Zwei Drittel der geplanten Summe würden für die weitere Entwicklung des US-Windparks vor New York benötigt, teilte Ørsted mit. Das Unternehmen mache Fortschritte in der Planung der Windparks Changhua 2 vor Taiwan und Hornsea 3 in der bri­tischen Nordsee. Ørsted hat indes in Europa ei­nen Verkaufsprozess für den gesamten Bestand von Windkraftanlagen an Land („Onshore“) begonnen. Aus die­sen Verkäufen erhofft sich das Unternehmen bis zum Jahr 2026 Erlöse von 35 Milliarden Kronen (4,7 Milliarden Eu­ro).