Beim Deutschen Journalisten-Verband fragt man sich mitunter, ob sie an der Spitze dieser Gewerkschaft noch alles beieinander haben. Denn da warnt dieser Verein am Tag nach der Wahl Donald Trumps zum 47. Präsidenten der USA „die internationalen Korrespondenten in den USA“ doch tatsächlich davor, dessen Desinformation und Lügen „auf den Leim zu gehen“. Alle Achtung! Darauf wären die Korrespondenten von selbst bestimmt nie gekommen.
Desinformation, Lügen und Trump? Das ist nicht nur für Korrespondenten nichts Neues. Das ist eine Gleichung, die vom ersten Tag an aufging, ohne Desinformation und Lügen wäre Trump weder 2016 noch 2024 gewählt worden; Desinformation und Lügen sind das System, auf dem seine Macht gründet. Und mit diesem sitzt er fester im Sattel denn je, auch weil er die richtigen Steigbügelhalter hat: Typen, die irrigerweise „Visionäre“ genannt werden, in Wirklichkeit aber Großgauner sind, weil ihnen in ihrem Streben nach Geld und Macht Demokratie und Menschenrechte als nebensächlich erscheinen. Wie die Weltordnung nach ihrer Fasson aussieht, zeigt uns das digitale Universum. In dem geben einige von Trumps Buddies nämlich den Ton an.
Die Plattform X ist eine Machtmaschine
Den Mitgründer des Softwareunternehmens Palantir und des Bezahldienstleisters Paypal, Peter Thiel, Ziehvater von J.D. Vance, hat Trump auf seiner Seite, den Palantir-Chefberater Jacob Helberg ebenfalls. Palmer Luckey, Gründer des Computerbrillenherstellers Oculus VR, zählt zu Trumps Truppe, die das ursprünglich den Demokraten zugeneigte Silicon Valley für die Republikaner aufgerollt hat. Da wird Alphabet beziehungsweise Google blass und schweigt Mark Zuckerberg mit Meta stille. Facebook und Instagram, die Trump nach dem Sturm aufs Kapitol im Januar 2021 gesperrt hatten, haben ihn schon im Februar 2023 wieder zugelassen.
Jeff Bezos dreht gerade noch rechtzeitig bei
Als Letzter in der Reihe hat der Amazon-Gründer Jeff Bezos den „Wind of Change“ mitbekommen und erkannt, dass er mit seinem 250-Millionen-Dollar-Schnäppchen-Investment in die „Washington Post“ auf einem Flaggschiff der old media economy unterwegs ist, mit dem er gegen die Macht von Social Media wenig ausrichtet. Gerade noch rechtzeitig vor dem Wahltermin hat er dem Blatt verordnet, die traditionelle Wahlempfehlung – die für Kamala Harris ausgefallen wäre – nicht abzugeben. Das sei im Sinn der Meinungsfreiheit und diene dazu, Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückzugewinnen, sagte Bezos. Dass ihm dabei keine meterlange Nase gewachsen ist, muss einen wundern. Er will auf der Seite der Sieger und im Club der einem Autokraten wie Trump zugeneigten Milliardäre kein Außenseiter sein, dem das Geschäft um die Ohren fliegt.
Nun geht die Tesla-Aktie durch die Decke, „Spiel, Satz und Sieg“ jubelt Elon Musk auf X, „die Prophezeiung hat sich erfüllt“. Er hat viel dafür getan, dass sie sich erfüllt, und er wird alles dafür tun, dass sie für mehr als vier Jahre gilt. Der Verschwörungsastronaut startet jetzt erst richtig durch. Wo hatte Joe Biden noch seinen Rückzug als Präsidentschaftskandidat verkündet? Die „Washington Post“ war es nicht. Es war die Plattform X, die Elon Musk als das ausgibt, wonach Donald Trump sein eigenes Social-Media-Vehikel genannt hat: „Truth Social“. Ein wirklich gutes Investment.