Wiener Chinese und kalifornischer Kärntner erfinden Sopherl neu – Cortis Restaurantkritik

Die Speisekarte listet einen köstlich wabbelnden, mit Hendl­bouillon gelierten Gabelbissen, es gibt aber auch Kalbszüngerl, Bries, knusprig gebratenen Letscho-Karpfen und sogar eine Art Esterházy-Rostbraten: Die Sopherl am Naschmarkt lockt seit der Wiedereröffnung durch den wienerisch-chinesischen Multigastronomen Jing Chen (Market, Chuan, Anan …) mit Gerichten aus dem Kanon der Wiener Küche, die aus dem, was sich in der Hauptstadt heute sonst noch Beisl oder Wirtshaus nennen darf, fast verschwunden sind. Während sich die lokalen Repräsentanten der Wiener Küche, bis auf wenige Aufrechte, reihum auf das Rindfleischzerkochen und Schnitzel- wie auch Hendlfrittieren zurückziehen, erinnert nun ausgerechnet ein Wiener mit chinesischen Wurzeln, dass unsere ach so vielgeliebte Tradition mehr zu bieten hat.