Wie viel Geschenke darf es zu Weihnachten sein? – Gesellschaft

Unsere drei Kinder – sozusagen die Junge Gruppe bei uns zu Hause – finden, dass wir dieses Jahr zwei Weihnachtsbäume brauchen. Einen fürs Wohnzimmer und einen kleineren für die Terrasse, die unsere neue Wohnung zu bieten hat.

Anders als die Krawatte tragenden Rebellen aus der CDU/CSU-Fraktion im Rentenstreit, ist der Nachwuchs bei uns also dafür, dass die Regierung – in dem Fall die Eltern – mehr Geld in die Hand nimmt für eine sehr kurzfristige und nicht sehr nachhaltige Lebensverschönerung, obwohl dieses Geld in der Zukunft der jüngeren Generation, ihnen selbst, fehlen wird.

Und während die Junge Gruppe im Bundestag seit Wochen an Papa Merz abgeprallt ist, stößt unsere Junge Gruppe auf null väterlichen Widerstand. Ich finde die Idee zweier Weihnachtsbäume fantastisch. Schade, dass mein Koalitionspartner, meine Frau, dagegen ist, aber das Praktische an – aus purem Zeitmangel immer noch – getrennten Konten ist ja, dass ich frei entscheiden kann, wofür ich Geld ausgebe. Und an Weihnachten fallen bei mir alle Hemmungen. Schwarze Null? Nein, leuchtende Feiertage! Ich habe in einem impulshaften Moment in einem Ramschladen ganz ohne Druck durch die Kinder schon eine blinkende Lichterkette für die Terrasse besorgt und auch eine für die Küche und ja, auch eine goldene Plastikschleife für die Haustür.

Schon klar, es geht an Weihnachten nicht um Konsum. Aber eben doch auch. Der klassische Dialog zum Jahresende zwischen meiner Frau und mir ist eigentlich gar kein Dialog, weil ich auf ihre beharrliche Frage „Diesmal aber höchstens drei Geschenke pro Kind?“ nur aufs Neue empört das Gesicht verziehe. Es müssen (und können) ja nicht besonders teure Geschenke sein, aber da stehen so viele Wünsche auf den Wunschlisten. Und war das Jahr nicht auch für die Kinder lang? Sind sie nicht in der Regel außergewöhnlich lieb?

Ich glaube, nie haben die (damals noch zwei) Kinder so unverhältnismäßig viel geschenkt bekommen wie zu den Corona-Weihnachten, vielleicht, weil ja auch die kindlichen Entbehrungen während der Pandemie unverhältnismäßig waren. Damals begannen wir – ein gänzlich ungetaufter Haufen – auch, zur Christmette in die Kirche zu gehen vor der Bescherung. Aber das begeistert die Junge Gruppe bis heute weniger.

So viel besser sind die Zeiten auch nach der Pandemie nicht geworden, worauf also noch sparen? Mir ist schon klar, dass ich vielleicht finanzpädagogisch kein gutes Vorbild bin. Andererseits haben die sparsameren Weihnachten meiner Kindheit offensichtlich auch nicht viel bewirkt bei mir, höchsten das Gegenteil.

Einmal, nicht lang nach dem Mauerfall, fuhr mein Vater mit mir aus Berlin in einen Brandenburgischen Wald. Er wollte eine Tanne fällen, statt überteuert eine zu erwerben. Stunden säbelte er herum, und ich fror, angsterfüllt, weil ich ahnte, dass dies nicht erlaubt war. Als wir den massiven Baum endlich in den Bulli gewuchtet hatten, hielt ein Lada Taiga neben uns. Ein alter Förster stieg aus und sagte, er werde alle Augen zudrücken und auf eine Anzeige verzichten. Die schöne Tanne nahm er mit heim. Ich glaube, das ist es, was die Junge Gruppe meint: Du arbeitest hart und stehst am Ende mit leeren Händen da, weil die Boomer alles abgreifen.

In dieser Kolumne schreiben Patrick Bauer und Friederike Zoe Grasshoff im Wechsel über ihren Alltag als Eltern. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie hier.