Es dauert einen Moment, bis sich Saoirse Ronan Gehör verschaffen kann. Ihre drei männlichen Schauspielkollegen machen, zusammen mit Moderator Graham Norton, Witze über Selbstverteidigung. Etwa im Falle eines Angriffs daran zu denken, das Telefon für einen Gegenschlag zu nutzen. Ronan setzt mehrmals an, kommt aber nicht durch, weil die anderen so laut lachen, das Publikum klatscht.
„Wer denkt in so einem Moment: Telefon“, sagt Paul Mescal lachend. „Mädchen denken über diese Dinge die ganze Zeit nach“, ruft Ronan schließlich in den Raum, spuckt es den Männern förmlich dazwischen. Stille. Die Männer nicken nachdenklich, stimmen ihr zu. „Hab ich nicht Recht, Ladys?“, fragt Ronan noch. Diesmal ist ihr der Applaus sicher.
Der Moderator geht zum nächsten Thema über
Die Szene hat sich am Wochenende ereignet, in der Graham-Norton-Show in der „BBC“ – und ist anschließend viral gegangen. Nicht weil es so ungewöhnlich ist, dass eine Frau sich bei einem Thema, zu dem sie eigentlich viel zu sagen hätte, Gehör verschaffen muss. Sondern weil sie es unter Männern tun musste, die eigentlich als aufgeklärt, feministisch, man könnte auch sagen: woke gelten (Eddie Redmayne, Denzel Washington, Paul Mescal). Die Reaktion der Kollegen auf Ronans Einwurf ist verhalten. Und Moderator Graham Norton kommt direkt auf das nächste Thema zu sprechen, ohne den Gedanken auch nur zu würdigen.
In den sozialen Medien wird Saoirse Ronan nun für ihren Einwurf gefeiert, ebenso wie die männlichen Gäste dafür kritisiert werden, dass sie erst nicht zu Wort kam. „Die einzige Frau in der Runde musste wirklich kämpfen, um ihren Punkt zu machen“, schreibt eine Benutzerin, während eine andere ergänzt: „Die Stille nach ihrem Einwurf spricht Bände.“
Viele Frauen bedanken sich bei Ronan dafür, dass sie die weibliche Perspektive auf das Thema Selbstverteidigung einbringt. „Frauen müssen permanent darüber nachdenken, wie sie sich selbst verteidigen können.“