Ein Diskussionspapier der Spiegel-Gruppe und der Hamburg Media School arbeitet heraus, wie sehr Publisher im Kampf um Urheberrechte auf sich allein gestellt sind – und diskutiert Lösungsansätze. Medieninsider liegt der Impuls vor.
Warum ist das wichtig?
Das Papier beschreibt die Auswirkungen von KI-Plattformen wie OpenAI, Perplexity oder Google auf das digitale Ökosystem und die damit verbundenen Folgen für Publisher. Es skizziert ökonomische Risiken, setzt sich mit Schwachstellen der Gesetzgebung zum Urheberrecht auseinander und liefert anhand von Beispielen Impulse für Politik und Medien. Das Papier soll eine gemeinsame Grundlage für eine Branchendebatte schaffen. Autor Christian Heise erklärt:
„Wir haben in unserem Austausch, den wir regelmäßig pflegen, festgestellt, dass dem Markt eine strikt analytisch-faktenorientierte Übersicht zum Stand von AI-Regulierung und Copyright-Debatten fehlt.“
Wer hat das Papier erstellt?
Autor des Papiers ist neben Dr. Christian Heise, Präsident und Geschäftsführer der Hamburg Media School (HMS), der langjährige Tech-Journalist Johannes Kuhn.
- Kuhn berichtet seit mehreren Jahren über technologische Veränderungen und ihre Player. Von 2009 bis 2019 arbeitete er für die SZ, dann mehrere Jahre für Deutschlandradio. Seit August ist er Redaktionsleiter des Tagesspiegel Background für Digitalisierung und KI, Cybersecurity und Smart City.
- Heise arbeitete vor der HMS fast sieben Jahre für Google, war zuständig für Partnerschaften mit Medienhäusern und die dortige Implementierung von Google-Produkten, zuletzt als AI Ambassador.
Hinter dem Papier steht auch die Spiegel-Gruppe mit ihrem Geschäftsführer Stefan Ottlitz sowie Produktchef Christoph Zimmer, die das Papier gemeinsam mit der HMS beauftragt haben. Ottlitz und Kuhn kennen sich aus gemeinsamer Zeit bei der Süddeutschen Zeitung.
Mit wem wird es geteilt?
Erstmals präsentiert wurde das Papier am gestrigen Dienstag im kleinen Kreis in der Industrie- und Handelskammer Hamburg. Geladen waren etwa zwei Dutzend Digitalmanager der (vorwiegend Hamburger) Verlags- und Fernsehszene. Diskutiert wurde auch auf einem Panel mit Eva-Maria Sommer, Direktorin der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein, und Madhav Chinnappa, der Google im Zuge einer Entlassungswelle im Sommer 2023 verließ. Zuvor war er Director of News Ecosystem Development bei Google und Gründungsmitglied der dortigen News Initiative.
Nach einer Überarbeitung auf Basis der IHK-Debatte soll das Papier als Grundlage für weitere Diskussionen dienen und darüber hinaus selektiv mit Branchenexperten und Verbänden geteilt werden. BDZV und MVFP, die (auch im Namen des Spiegel) die Interessen der Verlagsbranche vertreten, waren an der Genese nicht beteiligt. Christian Heise führt gegenüber Medieninsider aus:
„So etwas zu erstellen, macht sonst kaum ein Player, weil ein halbwegs neutraler Blick nicht zur Aufgabe von Verbänden und anderen Organisationen gehört.“

Die Debatte findet auch bei Medieninsider statt. Am Freitag, 28.11.2025, kommen Christian Heise und Spiegel-Geschäftsführer Stefan Ottlitz ins digitale Q&A von Medieninsider (hier anmelden).
Welche Perspektiven beinhaltet das Papier?
Die Autoren geben an, mit über einem Dutzend Vertretern von Tech-Plattformen, Medienunternehmen und Rechtswissenschaftlern gesprochen zu haben. Nur: Konkrete Namen oder Institutionen nennen sie nicht, „da den Gesprächspartnern Vertraulichkeit zugesagt wurde“. Das Papier befasst sich konkret mit den Herausforderungen für Publisher, benennt Schwächen der Gesetzgebung und zeigt Beispiele sowie Lösungsansätze auf. Es bildet damit eine Grundlage für die Diskussion, wie sich Publisher im lobbyistischen Sinne aufstellen können.
Obwohl das Papier auch von der HMS beauftragt wurde und ihr Präsident als Co-Autor auftritt, heißt es in einem Disclaimer: „Die geäußerten Ansichten stammen von den Autoren und geben nicht notwendigerweise die Haltung der Hamburg Media School wieder.“ Hintergrund: Die HMS hat in der Vergangenheit auch schon Geld aus Googles News Initiative bekommen.
