Wie man sich Donald Trumps zweite Amtszeit schöntrinken kann


Alle Welt redet gerade über die Vorzüge der alkoholischen Enthaltsamkeit. Dafür ist in der Weltpolitik erstaunlich viel von Alkohol die Rede – von den teuren Getränken wie Champagner, Wein und Whiskey, aber auch vom Bier mit seinem günstigen Preis-Rausch-Verhältnis. Der Antialkoholiker Trump will auf all das Zölle erheben, um Europa zu disziplinieren und ein Handelsdefizit abzubauen. Dabei wird man den deutschen und europäischen Exportüberschuss auch als Qualitätsüberschuss betrachten müssen. Mit Europa assoziiert man Champagner, mit den USA Softdrinks.

Würde das europäische und zumal das deutsche Bier mit Zöllen belegt, wäre das angesichts der erheblichen Exportmengen, die nach Übersee fließen, überaus schmerzhaft. Umgekehrt würde die EU von Gegenzöllen nicht groß profitieren. Oder kennt irgendwer jemanden in seinem Bekanntenkreis, der industrielle amerikanische Standardbiere trinkt? Zwar sind amerikanische Craftbiere wie die von Sierra Nevada oder Stone Brewing exzellent, aber auf dem deutschen Markt so teuer, dass sie nur wenige Abnehmer finden. Hinzu kommt, dass Bierkenner behaupten, die lange Frachtzeit schmecke man dem amerikanischen Bier an. Die Amerikaner sollen also ihr eigenes Bier weiter selbst trinken, man wird sehen, ob es ihnen auf Dauer schmeckt.

„Eure Plörre brauchen wir nicht“

Verbissen wird der Bierkonflikt zwischen den Nachbarn USA und Kanada geführt, wo amerikanische Erzeugnisse, begleitet vom Schlachtruf „Buy Canadian“, bereits aus den Regalen geräumt wurden. „Eure Plörre brauchen wir nicht“, riefen ihm kanadische Politiker hinterher. Das Bier an sich brauchen die Kanadier aber schon. Das wurde jüngst in einer Aktion der kanadischen Brauerei Moosehead (Elchkopf) deutlich, die eine Riesenkiste mit mehr als 1400 Dosen ihres Lagerbiers als „Presidential Pack“ anbot, mit dem sich die Kanadier die verbleibende Amtszeit Trumps schöntrinken sollten – ­jeden Tag ein Bier, das sei „gerade genug“. Kostenpunkt des Sorglospakets: knapp 3500 kanadische Dollar, was etwa 2250 Euro entspricht. Nach wenigen Tagen ausverkauft!

Die Käufer zeigten sich dabei nicht nur als Patrioten, sondern auch von einer geschmacklich heldenhaften Seite. Denn durchschnittliches Lagerbier hat nach etwa zwei Monaten seinen Zenit überschritten. Das letzte Moose­head-Bier, mit dem man dann auf das Ende der Amtszeit Trumps anstoßen würde, wäre fast vier Jahre alt. Da muss man entschlossen sein, um es runterzuspülen. Und was machen wir Deutschen am besten angesichts der drohenden Zölle auf Alkohol? Um den Nachteil für deutsche Brauer auszugleichen, könnte man mehr frisches Gehopftes als früher trinken, es kann ja auch alkoholfrei sein.

Sollte das Bier verschont bleiben, aber ein Zoll von 200 Prozent auf Champagner kommen, könnten deutsche Biertrinker sogar etwas wirklich Verrücktes tun: sich gelegentlich, aus Solidarität, vom Bierschaum verabschieden und der feinen Perlage des Schaumweins öffnen, die man ja schon vom Weizenbier her kennt. Das Ganze wird zwar nicht ganz billig, und gesünder wird man davon auch nicht, aber 1400 Tage kann man es vielleicht durchhalten. Jedes Einknicken an der Alkohol- und Zollfront könnte Europa noch teurer zu stehen kommen. Jetzt ist der mündige Verbraucher gefragt.