Wie man richtig Kerzen anzündet

Dieser Tip kommt nun eindeutig zu spät. Den Adventskranz mit einem Blumensprüher immer schön feucht zu halten, rät der Feuerwehrmann. Jedenfalls, wenn echte Kerzen darauf entzündet werden. Nachdem der Kranz nun schon eher knusprig als grün ist, bleibt nur, den Tipp für das nächste Jahr aufzubewahren und sicherheitshalber einen Blumensprüher statt des Wassereimers neben den Tannenbaum zu stellen.

Denn noch stemmen wir uns gegen den allgemeinen Trend, LED-Kerzen mit „natürlichem Flackern“ ins Haus zu holen. Bei uns flammen warm und hell die Kerzen, wie es bei Dietrich Bonhoeffer heißt. Und wenn etwas flackert, dann bisweilen die Haltung dessen, der für das Anzünden gerade zuständig ist. Im Kommen und Gehen der Familie und der Freunde lässt sich geradezu eine Typologie der Kerzenanzünder entwickeln.

Da gibt es die Leute, die erst sorgfältig am Docht einer schon einmal angezündeten Kerze herumfingern, um das bestmögliche Brennergebnis zu erzielen. Es gibt die Ultravorsichtigen, die mit dem längsten verfügbaren Streichholz, eigentlich für Kaminholz oder den Gartengrill gedacht, mit weit nach hinten gebeugtem Oberkörper die Herausforderung echter Christbaumkerzen angehen und schon in Panik verfallen, wenn das lange Holz auch nur bis zur Hälfte abgebrannt ist. Da können für die paar Baumkerzen schon mal drei XXL-Streichhölzer draufgehen.

Archaische Angst vor der Flamme

Es gibt diejenigen, die mit mehreren Anläufen vorsichtig an der Reibfläche der Streichholzschachtel herumstreicheln, bis es endlich klappt und diejenigen, die mit sichtlichem Vergnügen – ritsch! –  die Flamme sofort hervorbringen. Dann gibt es noch die Cowboytypen, die das rar gewordene Kunststück beherrschen, das Streichholz und die Schachtel in einer Hand zu halten beim Anzünden.

Es gibt die Knibbler, die beherzt mit dem Feuerzeug ans Werk gehen und dann ihre gut angerösteten Finger sowie ihr Arbeitsgerät von Wachsresten befreien müssen. Die es aber rundheraus ablehnen, zur Streichholzschachtel zu greifen. Womöglich haben auch sie doch ein bisschen Angst vor den archaisch anmutenden Stöckchen? Was sein könnte, denn derlei Übersprungshandlungen passen zu archaischen Ängsten. Dabei ist das heutige Streichholz, seit etwa 150 Jahren auf dem Markt, doch ein „Sicherheitszündholz“.

Es gibt die Leute, die den Schwefelgeruch des frisch entzündeten Streichholzkopfes lieben. Mit dem man übrigens auch üble Gerüche vertreiben kann. Es gibt diejenigen, die jedes abgebrannte Holz stundenlang in der Küchenspüle liegen lassen – es könnte ja sonst der Mülleimer Feuer fangen. Und dann gibt es diejenigen, die aus unerfindlichen Gründen die abgebrannten Streichhölzer verkehrt herum in die Schachtel zurückstecken. Wer war das denn jetzt schon wieder?