Wie die Medien den Sieger bei der Wahl ermitteln


Um auf diesen Wandel des Wahlverhaltens zu reagieren, setzt AP Votecast mittlerweile auf Befragungen vor der Wahl. Um Repräsentativität zu gewährleisten, greift das Unternehmen dabei auf einen Pool von 130.000 registrierten Wählern aus sämtlichen Bundesstaaten zurück.

AP Votecast erreicht diese Wähler online, per Post oder am Telefon. Sie führen Interviews, die wahlweise auf Englisch oder Spanisch stattfinden.

Entscheidend für die Gewichtung der Daten ist die intensive Auseinandersetzung der Demoskopen mit der Wahlhistorie in den mehr als 3000 Landkreisen, mit demographischen Veränderungen und mit in Umfragen ermittelten Trends des Abstimmungsverhaltens. Bei welchem Auszählungsstand sie sich festlegen, ob ein Staat ins Rot der Republikaner oder ins Blau der Demokraten eingefärbt wird, entscheiden aber nicht die Lieferanten der Daten, sondern die Sender und anderen Medien.

Dabei lautet die goldene Regel: Erst wenn es nicht mehr plausibel erscheint, dass der Vorsprung eines Kandidaten noch aufgeholt werden kann, darf der jeweilige Staat diesem Kandidaten zugeschrieben werden. Ansonsten ist das Rennen zu eng – „too close to call“, wie die Amerikaner sagen.

Das kann im Extremfall sogar wochenlang der Fall sein, wenn nahezu alle Stimmen ausgezählt sind, aber die Kandidaten so eng beieinanderliegen, dass eine Nachzählung unausweichlich ist.

Der NEP kooperiert mit der Nachrichtenagentur Reuters und beliefert unter anderen die Sender ABC, CNN und NBC. AP VoteCast kooperiert mit dem National Opinion Research Center der Universität Chicago. Auf dessen Daten greifen die AP sowie der Sender Fox zurück.

Daran lag es, dass ausgerechnet Trumps vermeintlicher Haussender den umkämpften Staat Arizona 2020 viel früher Biden zuschlug als der linksliberale Sender CNN. Die F.A.Z. greift über die Deutsche Presse-Agentur auf die Daten von CNN zurück.