„We’re on it, Comrades!“: Gute Idee, halbherzige Umsetzung

Tschechoslowakei im Jahr 1983: Das Institut für Paranormale Phänomene (IPP) steckt in einer tiefen Krise, denn man liefert für die sozialistische Führung einfach zu wenig brauchbare Ergebnisse. Nun drohen Budgetkürzungen aus dem Ministerium, das will Institutsleiter Peter Čurko (Richard Stanke) aber in jedem Fall verhindern, deshalb greift er zu gleich mehreren Maßnahmen, die das Image seines Instituts aufpolieren sollen. Nur: Die paranormalen Ereignisse halten sich trotz verstärker PR in eigener Sache nach wie vor in Grenzen. 


Das ist die Prämisse der neuen ZDFneo-Serie, die man gemeinsam mit dem Tschechischen Fernsehen entwickelt hat. Als deutsche Produktionsfirma saß Network Movie mit im Boot. Und tatsächlich klingt der Plot vielversprechend: Mitten im Kalten Krieg forschen Wissenschaftler an Dingen und/oder Ereignissen, für die es keine rationale Erklärungen zu geben scheint – und kommen dabei den Kollegen der Staatssicherheit immer wieder in die Quere, die für irdischen Mord und Totschlag verantwortlich sind. 

Leider kann „We’re on it, Comrades!“ die hohen Erwartungen nicht in Gänze erfüllen. Das geht schon damit los, dass man bei der Produktion vor allem auf Episodenfälle setzt. Also Fälle, die einen Großteil einer jeden Folge einnehmen und dann am Ende gelöst werden. So bleibt zu wenig Zeit, um eine stringente Geschichte zu erzählen. Zumal das Muster ohnehin recht schnell klar wird: Das Team des IPP rückt zu einem Fall aus, streitet sich mit der Staatssicherheit um Zuständigkeiten – und am Ende gibt es eben doch ganz normale Erklärungen für die Ereignisse. 

Episodenhandlungen statt horizontaler Erzählweise

Dabei könnte man durchaus eine interessante, horizontal erzählte Geschichte liefern: Denn wie schnell klar wird, kann die Tochter des langjährigen IPP-Mitarbeiters David (Jiří Macháček) schweben. Der weiß zwar nicht wieso, kann mit dem Hokuspokus seines Chefs aber ohnehin nicht viel anfangen. Die Realität hat David längst eingeholt, trotz seiner langen Zeit beim Institut hat er bislang noch keinen Fall von Paranormalität erlebt – das hat ihn mit der Zeit zynisch werden lassen. Und so hört er unter dem Deckmantel des Instituts westliche Musik und liest westliche Bücher. Aus diesem offensichtlichen Missverhältnis macht die Serie in den ersten drei Folgen noch viel zu wenig. 


We're on it, Comrades!

© ZDF/Stanislav Honzík
Jirí Machácek in seiner Rolle als mürrisch-zynischer David ist eine große Bereicherung für die Serie

Gleich zu Beginn der ersten Folge bekommt David mit Vojta (Jan Cina) einen Neuling an die Seite gestellt, der seine Nerven auf die Probe stellt. Denn Vojta ist von übernatürlichen Ereignissen und außerirdischem Leben überzeugt. Es ist das klassische „ungleiche Duo“, das fortan in den Fällen ermittelt. Das erschöpft sich dann aber leider ziemlich schnell in Handlungen, wie man sich auch aus klassischen Krimiserien kennt: Zu Beginn gibt es eine Person, die unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Dann wird ermittelt und am Ende finden alle Beteiligten heraus, was wirklich passiert ist. Dazwischen gibt es Kompetenzgerangel mit Snížková (Anna Fialová), der Frau von der Staatssicherheit.

Das ist leider alles viel zu vorhersehbar, um eine wirklich fesselnde Serie zu schaffen. Das ist schade, denn das Potenzial liegt nicht nur in der skurrilen Prämisse. Es hat schon seinen Charme, wenn die Mitarbeitenden des Instituts amateurhaft einen Nachtschrank untersuchen, von dem der Besitzer behauptet, daraus würde Geld verschwinden. Oder wenn die Kollegen von David und Vojta auf einem Feld wünschelroutenmäßig umherirren. Es sind auch die Schauspielerinnen und Schauspieler, die der Serie einen gewissen Zauber verleihen. 

Ermittler-Arbeit bei 007-Musik

Vor allem Jiří Macháček als mürrisch-zynischer David ist eine Bereicherung, schwankt seine Figur doch zwischen unnahbar (auf der Arbeit) und liebevoll-umsorgend (wenn es um seine Tochter geht). Auch die trockene Art der Auseinandersetzung zwischen David und Vojta auf der einen sowie Snížková von der Staatssicherheit auf der anderen Seite ist sehenswert, weil sie auf das Versprechen der Serie einzahlt: Skurrile Ereignisse in einem durchorganisierten, sozialistischen Staat, in dem im Zweifel die Bürokratie über allem steht. 


„Am Ende gucken die Leute noch was sie wollen“, ist ein schöner Satz von Snížková, als sie vor einem Stapel – in der Tschechoslowakei verbotenen – Videokassetten steht. Eine schöne Idee ist es auch, die amateurhaften Ermittlerinnen und Ermittler zu angedeuteter James-Bond-Musik loslegen zu lassen. Die Kluft zwischen 007 und den tschechoslowakischen Figuren könnte nicht größer sein, was leider irgendwie auch für die Produktionen an sich gilt. Fest steht: Hinter „We’re on it, Comrades!“ steht eine fantastische Idee, die Umsetzung ist dagegen nur halbgar.

„We’re on it, Comrades!“ steht ab sofort in der ZDF-Mediathek zum Abruf bereit. Die lineare Ausstrahlung erfolgt am 22. Oktober ab 22:35 Uhr.