Werder Bremen: „Stehst in der Scheiße“ – Alarmstimmung nach Pokalaus

Werder Bremen scheitert in der ersten Runde des DFB-Pokals an Arminia Bielefeld. Marco Friedl schlägt im Anschluss Alarm – und warnt schon früh vor einer schwierigen Saison. Der Kapitän fordert offen Verstärkungen.

Nach der Pokalniederlage bei Arminia Bielefeld flossen bei Michael Zetterer bittere Tränen – es dürfte sein letztes Spiel für Werder Bremen gewesen sein. Offiziell wollte jedoch niemand den bevorstehenden Wechsel des Torwarts zu Eintracht Frankfurt bestätigen. „Wir sind in Gesprächen, das ist in der Tat so. Das will ich auch gar nicht verheimlichen oder abstreiten. Aber wir müssen jetzt die nächsten ein, zwei, vielleicht auch drei oder vier Tage noch schauen“, sagte Werders Sportchef Clemens Fritz nach der 0:1-Niederlage.

„Ich sage jetzt nichts“, betonte der 44-Jährige auf konkrete Nachfrage. Ähnlich bedeckt äußerte sich auch Trainer Horst Steffen angesprochen auf die emotionale Reaktion des Schlussmanns nach Abpfiff: „Ich finde, er hat eine sehr gute Leistung gebracht. Er war nicht der Einzige, der schwer enttäuscht war heute. Viel weiter will ich das nicht kommentieren.“

Mitspieler Niklas Stark sagte angesprochen auf die Personalie beim Pay-TV-Sender Sky: „Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es nicht sagen.“ Der 30 Jahre alte Zetterer soll in Frankfurt Nachfolger von Kevin Trapp werden, der vor einem Wechsel zu Paris FC stehen soll. Erst am vergangenen Wochenende hatte sich Trainer Steffen gegen den 21 Jahre alten Mio Backhaus und für Zetterer als Bremer Nummer eins entschieden.

Große Lücke in der Offensive

Es wäre der nächste bittere Abgang für Werder. In Top-Scorer Marvin Ducksch (Birmingham City) und Oliver Burke (Union Berlin) sind die etatmäßigen Angreifer der vergangenen Saison weg, offensiver Nachschub ließ bislang weitestgehend auf sich warten. Einzig Zehn-Millionen-Mann Samuel Mbangula von Juventus Turin ist bislang offensiv neu da, aber eher ein Mann für die Außenbahn. Auf der Mittelstürmer-Position hingegen klafft eine große Lücke, auch weil Keke Topp aktuell außer Form ist.

Kapitän Marco Friedl forderte deshalb direkt nach dem Aus in Bielefeld, bei dem Werder nach der Gelb-Roten Karte gegen Leonardo Bittencourt mehr als eine halbe Stunde in Unterzahl spielte, Verstärkungen. „Immer abgeben, abgeben – da muss man auch was holen“, sagte der Verteidiger. Es seien viele wichtige Stammspieler gegangen. „Wir haben einige verloren im Vergleich zum letzten Jahr und wenig gemacht. Deshalb hoffe ich, das noch was passiert. Da braucht man nicht drum herumreden.“

Der Österreicher zeigte sich in den Interviews frustriert. „Wir müssen alle, wirklich alle in die Spur kommen. Sonst wird es ein ganz schwieriges Jahr“, so Friedl bei Sky. „Jetzt nach dieser Niederlage stehst du noch mehr in der Scheiße, als du es vielleicht schon nach der Vorbereitung warst. Es wäre nach der Vorbereitung alles scheißegal gewesen, wenn du heute hier voll auf den Punkt dagewesen wärst. Das haben wir aber nicht geschafft.“

Bei Werder herrscht schon früh in der Saison Alarmstimmung. „Wir müssen einfach aufpassen, weil es wird in der Liga nicht einfacher – eher noch 15 bis 20 Prozent schwerer. Vielleicht wachen wir ja jetzt einfach auf. Sonst stehst du mit dem Rücken zur Wand, auch wenn die Saison jetzt noch jung ist“, warnte Friedl. Der Auftakt in die Bundesliga-Saison hat es in sich. Es warten direkt hintereinander Duelle mit Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, SC Freiburg und Bayern München. Schwieriger kann ein Auftaktprogramm kaum sein.

Dafür sollen noch Zugänge her, das bestätigte auch Fritz. „Wir befinden uns aktiv auf der Suche, wollen definitiv noch etwas machen“, kündigte der Sportchef an. Gesucht werden ein Rechtsverteidiger und ein Stürmer. Für erstere Position ist ein Transfer von Isaac Schmidt aus Leeds kurz vor dem Abschluss. Für den Sturm arbeiteten die Bremer lange an einer Rückkehr von Leihspieler André Silva (RB Leipzig), doch dieser Wechsel kommt aufgrund der finanziellen Hürde sehr wahrscheinlich nicht zustande.

luwi mit dpa