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Das Thema Fachkräftemangel ist noch immer akut, besonders in Hinblick auf viele alternde Belegschaften, die schon mit einem Auge auf die Rente schielen – trotzdem schrauben viele Unternehmen angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage nun erstmal zurück, besonders auch bei den Ausbildungsplätzen: 2025 ist in Deutschland das Angebot um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, wie die BIBB-Erhebung aufzeigt.
Damit scheint „der seit 2009 anhaltende Anstieg bei der Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen gebrochen zu sein“, so der Ausbildungsmarkt-Bericht 2025 des BIBB. Gleichzeitig stieg die „Zahl der erfolglos suchenden Ausbildungsplatzbewerber/-innen“ im Vergleich zum Vorjahr um 19,9 Prozent auf den „höchsten Wert nach der Weltfinanzkrise 2009“.
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser betont: „Die negative Entwicklung am Ausbildungsmarkt ist eine direkte Folge der angespannten wirtschaftlichen Lage. Viele Betriebe reduzieren ihr Angebot mit spürbaren Folgen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen: wer heute nicht ausbildet, dem fehlen morgen die Fachkräfte. Deshalb appelliere ich an die Unternehmen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in Ausbildung zu investieren.“
Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) schlug Alarm: „Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ist im Ausbildungsjahr 2024/25 gestiegen, während das Angebot an Ausbildungsstellen wegen der wirtschaftlichen Schwäche weiter zurückging. In der Folge ist der Anteil der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber mit Ausbildungsplatz so niedrig wie seit über 25 Jahren nicht mehr“, sagte die Vorstandsvorsitzende der BA, Andrea Nahles, bei der Vorstellung der Bilanz des Berufsberatungsjahres 2024/25.
Wie das BIBB betont, haben sich die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt in den letzten Jahren weiter verschärft: Dies bezeichnet die Gleichzeitigkeit von relativ vielen unbesetzten Ausbildungsplatzangeboten und zugleich relativ vielen Ausbildungsplatz-Suchenden. Dies liege an regionalen und beruflichen Ungleichgewichten: In Regionen mit starken Besetzungsproblemen gibt es häufig zu wenig Nachfragende, in Regionen mit Versorgungsproblemen häufig zu viele Nachragende. Eine Lösung liege hierbei in der Verbesserung der regionalen Mobilität.
Die beruflichen Ungleichgewichte hingegen sind auf die Interessen der jungen Leute zurückzuführen. So überwiegen in Medienberufe oftmals Versorgungsprobleme, während vor allem Berufe im Handwerk mit Besetzungsproblemen kämpfen.
Der BIBB appelliert, das ungenutzte Potenzial „in Zeiten des zunehmenden Fachkräftebedarfs, des demografischen Wandels und der strukturellen Transformationen besser zu erschließen und den Übergang von der Schule in den Beruf für Jugendliche ohne Anschlussperspektive zu verbessern“.
Zielgruppengerechte Begleitmaßnahmen seien notwendig, Betriebe müssen aber auch trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage Rahmenbedingungen für tragbare Ausbildungen schaffen. Politik und Wirtschaft werden dazu angehalten, Passungsprobleme abzubauen, „da diese sowohl die betrieblichen Besetzungsprobleme als auch die Chancen der Jugendlichen auf eine Ausbildung maßgeblich beeinflussen“.
Bei der Prüfung der BIBB-Erhebungstabellen ist festzustellen, dass in den Berufen wie Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen oder Fachkraft für Lagerlogistik, Angebot und Nachfrage in den letzten zehn Jahren gesunken sind. Beim Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen waren es 2025 4095 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (zum Vergleich: 2015=5553 und 2020=4419) und 384 unbesetzte Ausbildungsplätze (zum Vergleich: 2015=216 und 2020=522).
Bei der Fachkraft für Lagerlogistik waren es 2025 8472 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (zum Vergleich: 2015=10.176 und 2020=9027) und 1467 unbesetzte Ausbildungsplätze (zum Vergleich: 2015=627 und 2020=1284).
Während es folglich auch hier weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverträge gibt, so ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätzen bei Fachkräften für Lagerlogistik weiterhin hoch – wenn auch deutlich geringer als noch 2023, als es 2169 unbesetzte Plätze gab.
Auch die Arbeitsagentur wirft einen Blick auf die Logistik: Auf Platz fünf der „Top Ten der am häufigsten angebotenen Ausbildungsberufe“ bei der BA von Oktober 2024 bis September 2025 ist die Fachkraft für Lagerlogistik mit 14.000 Ausbildungsstellen. Gleichermaßen ist die Lagerlogistik auf Platz 6 der Bewerber-Stellen-Relationen: Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen hier nur 72 Bewerber. So waren auch am 30. September in der Lagerlogistik noch am sechst-meisten Ausbildungsstellen zu vergeben: 2000.
| 2025 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | |
| Neue Ausbildungsverträge | 10.176 | 10.317 | 10.545 | 11.028 | 10.653 | 9027 | 9948 | 9570 | 9495 | 8865 | 8472 |
| Unbesetzte Ausbildungsplätze | 627 | 663 | 846 | 1074 | 981 | 1284 | 1404 | 1890 | 2169 | 1926 | 1467 |
| 2025 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | |
| Neue Ausbildungsverträge | 5553 | 5610 | 5760 | 6162 | 5694 | 4419 | 4827 | 4836 | 4704 | 4209 | 4095 |
| Unbesetzte Ausbildungsplätze | 216 | 159 | 234 | 381 | 345 | 522 | 420 | 525 | 669 | 585 | 384 |
Man sieht also, obwohl sich die Situation für Jugendliche in vielerlei Hinsicht verschlechtert hat und die Differenz zwischen Bewerber- und Stellenmeldungen umgeschlagen ist, bleibt besonders die Lage im Lager angespannt.
Gründe mögen auch hier neben der häufig schlechten Erreichbarkeit im nicht allzu guten Image der Branche liegen. Laut DIHK-Ausbildungsumfrage 2024 erhöhen viele Ausbildungsbetriebe in der Verkehrsbranche ihre Attraktivität für Azubis durch flache Hierarchien oder finanzielle und materielle Anreize, bei letzteren ist jedoch gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage der Spielraum weiter gesunken. Lesen Sie hier weitere Tipps, wie Logistikunternehmen mit Vorurteilen aufräumen können.
Insgesamt bleibt es wichtig, trotz wirtschaftlicher Hürden, weiterhin in die Ausbildung von Nachwuchskräften zu investieren, um sich für die Zukunft gut aufzustellen. Ob mit dem Wandel zum Arbeitgebermarkt auch die Lagerlogistik bald auf mehr Bewerber hoffen kann, bleibt abzuwarten. Hier erfahren Sie, wie Sie durch Praktika und Ferienjobs Azubis finden können.
