

664 Männer, Frauen und Minderjährige hat der Wetteraukreis im zu Ende gehenden Jahr als Flüchtlinge aufgenommen. Das waren fast 2000 Menschen weniger als noch vor zwei Jahren und nicht einmal halb so viele wie 2024. Ohne den von Russland angefangenen und ohne Unterlass fortgesetzten Ukrainekrieg kämen kaum noch weitere Schutzsuchende in die Region zwischen Butzbach und Büdingen, Rosbach und Nidda. Gleiches gilt auch für andere hessische Landkreise.
Das ist erfreulich und lässt sich mit einfachen Zahlen belegen: Hatte das Land Hessen dem Wetteraukreis 2023 noch 1001 sogenannte Weltflüchtlinge zugewiesen, so waren es in diesem Jahr nur noch 153. Die Zahl der neu angekommenen Ukrainer ist seitdem um gut zwei Drittel gesunken. Der vor zweieinhalb Jahren an die Adresse des Bundes und des Landes gerichtete Hilferuf von Wetterau-Landrat Jan Weckler (CDU) und seinen Amtskollegen aus dem Main-Kinzig-Kreis und dem Main-Taunus-Kreis, Thorsten Stolz (SPD) und Michael Cyriax (CDU), ist mithin nicht ungehört verhallt. Sie hatten gewarnt, ständig steigende Flüchtlingszahlen, kaum noch verfügbare Notunterkünfte und Wohnungsmangel gefährdeten den sozialen Zusammenhalt.
Keine Erzählung für den Kommunalwahlkampf
Nun zeigen die Daten: Die auch und gerade von der AfD gerne erzählte Geschichte vom ungebremsten Zuzug taugt nicht für den aufziehenden Kommunalwahlkampf. Das ist aber nur die eine Seite.
Zu beachten ist andererseits auch: Trotz des starken Rückgangs hat das Land Hessen dem Wetteraukreis in diesem Jahr immer noch mehr Flüchtlinge zugewiesen als im Jahr 2021. Und seinerzeit stellte der Kreisausschuss mit Blick auf den Wohnungsmangel eine Notlage fest. Das war noch vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Seitdem haben sich der Kreis und die Kommunen angestrengt, Wohnungen für Schutzsuchende zu finden. Was in dem ohnehin am stärksten wachsenden Landkreis in Hessen eine besondere Kraftanstrengung bedeutet. Der Kreis hat eine eigene Erstaufnahme geschaffen und puffert die Zuweisung an die Kommunen ab.
Gleichwohl gilt: Mit jedem neuen Flüchtling mehren sich tendenziell die Aufgaben für die kommunale Familie. Denn die Neuankömmlinge müssen betreut und durch die deutsche Bürokratie geschleust werden. Sie müssen Deutsch lernen. Sie brauchen, so sie bleiben dürfen, nicht nur eine Wohnung, sondern auch Arbeit. So wie jene, die schon vor ihnen kamen. Nicht von ungefähr beschreibt der Landrat die Integration als große gesamtgesellschaftliche Herausforderung und als „Herkulesaufgabe für das nächste Jahrzehnt“.
