Weltpokal: Paris Saint-Germain schafft, was erst zwei anderen Klubs gelungen ist – Sport

Es heißt ja, Elfmeterschießen wäre eine Lotterie. Wenn man diese Allegorie buchstäblich nimmt, dann gelingt kaum je ein Treffer. Nun, im Finale des Weltpokals, das diesmal Flamengo aus Rio de Janeiro und Paris Saint-Germain in Doha austrugen, gelang es den Brasilianern, vier Penaltys zu verschießen – von fünf. Die Pariser vergaben zwei von vier Strafstößen. Anders formuliert also: Von neun gingen nur drei rein.

Man würde gerne die Meriten der Torhüter herausheben, und ein bisschen etwas leisteten die schon, vor allem der russische Keeper in Pariser Diensten, Matvei Safonov. Am Ende wird von diesem Fußballspiel aber wohl die Erkenntnis bleiben, dass die Schützen sich von der unselig schicksalhaften Allegorie der Lotterie hatten verhexen lassen. Selbst Weltfußballer Ousmane Dembélé vergab recht kläglich. Nach 120 Spielminuten hatte es 1:1 gestanden, unentschieden und ausgeglichen, wie man es nicht erwartet hatte. Die Brasilianer waren also erstaunlich nahe dran am Triumph. Den vielen Fans aus Rio wäre es zu gönnen gewesen, sie hatten einen Flug von sechzehn Stunden hinter sich und waren trotzdem lauter als die Pariser.

PSG holt nun also seinen sechsten Titel in diesem Jahr. In der Geschichte des Fußballs war das zuvor erst zwei europäischen Mannschaften gelungen: Pep Guardiolas Barça, 2009, und Hansi Flicks Bayern, 2020. Überhaupt hat noch nie ein französischer Verein die „Coupe Intercontinentale“ gewonnen, wie die Franzosen diesen etwas aus der Mode gefallenen Wettbewerb nennen. Irgendwie ist der „Interkontinental-Pokal“ ja der Nachfolger des altehrwürdigen Weltpokals und die fortgeführte, jährliche, kleinere Version der zum Riesenturnier gewordenen Klub-WM, wie sie so ähnlich von 2005 bis 2023 ausgespielt wurde. Olympique de Marseille, der andere Klub im Land, der die Champions League gewann (1993), durfte damals gar nicht um die Weltkrone spielen. Wegen des Skandals um ein gekauftes Meisterschaftsspiel wurde OM ausgeschlossen. Lange her und längst verdrängt.

Kaum war die Partie in Katar vorbei, stand auf der Webseite der französischen Sportzeitung L’Équipe dieser schöne Titel: „Paris im sechsten Himmel“. Für die Pariser war dies das 66. Spiel im Jahr 2025, man muss sich das mal vorstellen. Sie hatten es im Sommer bei der Fifa-Klub-Weltmeisterschaft in den USA ebenfalls bis ins Finale geschafft, waren dort aber dem FC Chelsea unterlegen. Sonst, nun ja, hätte es sogar bis in den siebten Himmel gereicht. So viel zur Pariser Rekordjagd und zur Chronik einer Nacht, die vielleicht nur die Anhängerschaften der beiden Vereine gefangen nahm.

Der Weltpokal war einmal eine ernste Sache, das Spiel der Spiele in einer Saison

Es darf gefragt werden, wie sinnvoll es noch ist, diesen Pokal am Leben zu halten, nun, da der Weltverband Fifa alle vier Jahre diese von Gianni Infantino megalomanisch angemischte Klub-WM mit 32 Teams von fast überall ausrichtet. Zumindest in jenen Jahren, da dieses Turnier jeweils stattfindet, wirkt der Interkontinental-Pokal wie eine Kirsche zu viel auf der Torte. Das fand sogar Le Parisien, die dem Verein der Stadt sonst keine Bühne verwehren möchte, und erst recht keine Trophäe. „Man könnte die Relevanz des Wettbewerbs hinterfragen“, schrieb die Zeitung.

Der Weltpokal, eingeführt 1960, war einmal eine ernste Sache, das Spiel der Spiele in einer Saison. Europa und Südamerika, die Pole des Weltfußballs, machten den Besten unter sich aus: der Sieger der Champions League (früher Europacup der Landesmeister) gegen den Sieger der Copa Libertadores. Die Formel wurde über die Zeit immer wieder verändert, für eine ganze Weile fand die Begegnung in Japan statt, weil auch der Sponsor von dort kam.

Aber davor, als die Trophäe noch in einem Hin- und Rückspiel bestimmt wurde, kam es oft zu epischen Duellen, bei denen es vor allem den Südamerikanern daran lag, die hochnäsigen, reicheren Europäer von den Beinen zu holen. Aus Furcht um Waden und Bänder reisten manche europäische Mannschaften gar nicht nach Südamerika. Da steckte viel drin in diesen Spielen, mehr als nur Fußball. Jetzt ist alles anders. Dass sie den Pokal nach der Klub-WM ausspielen, wäre nicht nötig gewesen. Es braucht ihn wohl nicht mehr. Vielleicht ist auch das eine Lehre aus dem denkwürdigen Elfmeterschießen zu Doha. Drei von neun!