Weltfahrradtag 2025: Macht Fahrradfahren wirklich impotent?

Zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Party – das Fahrrad bietet sich für viele Wege an. Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen es als Verkehrsmittel. Der Weltfahrradtag am 3. Juni ist eine gute Gelegenheit, um die Gültigkeit einiger Aussagen rund ums Radeln zu überprüfen.

Mythos 1: Radfahren macht impotent

Nicht allgemein haltbar. Ein falsch gewählter oder eingestellter Sattel und eine ungünstige Sitzposition können allerdings bei Männern zu vorübergehenden Erektionsproblemen führen. Idealerweise verteilt sich das Körpergewicht beim Sitzen auf die beiden Sitzbeinhöcker. Beim Radfahren kommt es jedoch vor, dass der Sitz konstant Druck auf den Damm (Perineum) ausübt, also auf den Bereich zwischen Hodensack und Anus. Das kann Nerven schädigen und den Blutfluss vorübergehend verlangsamen – was wiederum zu einer erektilen Dysfunktion führen kann.

Man sollte einen Sattel wählen, der breit genug ist, um den Druck auf die Bereiche um die beiden Sitzbeinhöcker zu verteilen, rät der Urologe Stefan Staudte in der „Sportärztezeitung“. Außerdem sei ein Höhenunterschied zwischen hinterer Sitzfläche und Sattelnase wichtig.

Mythos 2: In Deutschland werden immer mehr Räder geklaut

Die Zahlen der Polizei sagen etwas anderes. Im vergangenen Kalenderjahr wurden laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2024 rund 245.000 Fahrräder gestohlen. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr klar gesunken: 2023 wurden laut der PKS noch rund 264.000 Fahrräder gestohlen. Damit ist im vergangenen Jahr gegenüber 2023 ein Rückgang von Fahrraddiebstählen um circa 18 Prozent festzustellen. In der PKS werden verbesserte Sicherungsmechanismen und eine erhöhte Bevölkerungssensibilisierung für Diebstahlprävention als Gründe für den Rückgang genannt. Auch der Einsatz von GPS-Trackern an Fahrrädern könnte ein Rolle spielen. 

Wenn man die Zahlen langfristig betrachtet, stellt man fest: Noch vor 20 Jahren wurden deutlich mehr Fahrraddiebstähle angezeigt – nämlich rund 417.000. Mitte der Neunziger waren es sogar fast doppelt so viele wie heute (1994: rund 530.000). Die Dunkelziffer ist allerdings groß. Viele Betroffene zeigen den Diebstahl ihres Rads nicht an, weil sie davon ausgehen, dass die Aufklärungswahrscheinlichkeit gering ist.

Was hingegen recht kontinuierlich steigt, ist die Summe der Versicherungsleistungen für geklaute Räder. Laut Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben die Versicherer 2023 so viel wie nie zuvor für gestohlene Fahrräder an Versicherte ausgezahlt; rund 160 Millionen Euro waren es. Pro Fahrrad wurden durchschnittlich 1100 Euro ausgezahlt – ebenfalls ein Höchststand. Diebe hätten es auf hochwertige Rennräder, E-Bikes oder Mountainbikes abgesehen, um sie weiterzuverkaufen, erklärt der GDV.

Mythos 3: Gibt es einen Radweg, muss man diesen benutzen

Das stimmt nicht. Radfahrerinnen und Radfahrer müssen grundsätzlich am rechten Rand der Fahrbahn fahren. Eine Pflicht für die Nutzung eines (von der Fahrbahn abgesetzten) Radwegs gilt nur dann, wenn dieser mit einem der drei blauen Radweg-Schilder gekennzeichnet ist. Das besagt die Straßenverkehrsordnung. Ist dieser allerdings nicht angemessen beschaffen, kann man auf die Fahrbahn ausweichen. Bei einem Radweg ohne Schild haben Radlerinnen und Radler immer die Wahl.

DSGVO Platzhalter

Mythos 4: Fahrradhelme erhöhen das Unfallrisiko

Nicht haltbar. Die Annahme hinter der Behauptung: Wer einen Helm trägt, fährt riskanter und baut eher einen Unfall. Einzelne Studien unterstützen diese These zwar. Doch haben diese häufig methodische Schwächen – etwa bei Versuchsaufbau oder Vergleichsgruppen. Eine Untersuchung aus Frankreich etwa kam zu dem Ergebnis, dass Männer mit Helm etwas schneller fahren als ohne. Hier trugen aber nur sehr wenige Fahrer überhaupt einen Helm. Zudem war die Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrer ohne Helm unrealistisch niedrig.

Dass gut sitzende Fahrradhelme effektiv vor Verletzungen des Kopfes schützen, ist hingegen unstrittig. Eine große Überblicksstudie im Auftrag der Verkehrsministerien von Baden-Württemberg und Thüringen aus dem Jahr 2017 zeigte unter anderem, dass Helme 20 Prozent aller leichten und 80 Prozent aller schweren Kopfverletzungen verhindern können.

Mythos 5: Musikhören beim Fahrradfahren ist verboten

Viele Fahrradfahrer lassen sich beim Radfahren über Kopfhörer mit Musik oder Podcasts beschallen. Entgegen der weitverbreiteten Annahme ist der Gebrauch von „Ohrstöpseln“ im Straßenverkehr grundsätzlich nicht verboten. Dennoch gilt die Einschränkung, dass die Beschallung nicht dazu führen darf, dass die Verkehrsteilnehmer wichtige Geräusche wie etwa ein Martinshorn überhören. Paragraph 23 Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung besagt, dass das Gehör im Straßenverkehr nicht durch technische Geräte beeinflusst werden darf. 

Wer also den Verkehr behindert, weil er Geräusche nicht wahrnehmen kann, oder mit Kopfhörern im Ohr von der Polizei angesprochen wird und daraufhin nicht reagiert, der muss unter Umständen mit einer Strafe von 15 Euro rechnen. 

Worum geht es eigentlich beim Weltfahrradtag?

Der Weltfahrradtag ist ein offizieller Aktionstag der Vereinten Nationen (UN). Er wurde am 12. April 2018 von der UN-Generalversammlung eingeführt. Zwei große Vorteile des Fahrrads als Fortbewegungsmittel stehen laut UN im Mittelpunkt des Aktionstages: die Umweltfreundlichkeit und die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit. Laut Bundesverkehrsministerium könnten jährlich 7,5 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden, wenn 30 Prozent kurzer Pkw-Fahrten in Städten (unter sechs Kilometer) auf das Fahrrad umgelagert würden. Außerdem würden die gesundheitlichen Vorteile des Radfahrens immer gegenüber den potentiellen Risiken im Straßenverkehr überwiegen, erklärt die UN. Die empfohlenen Aktivitätslevel seien durch regelmäßige Nutzung des Fahrrads deutlich leichter zu erreichen.

Der Weltfahrradtag wird jedes Jahr am 3. Juni begangen. Der Europäische Tag des Fahrrads findet am gleichen Datum statt, besteht jedoch bereits seit 1998. Inhaltlich unterscheidet er sich kaum vom internationalen Aktionstag.