Weiteres Geheimversteck: Waffen und Munition in Remscheid entdeckt – Panorama

Ermittler sind bei ihrer Razzia gegen illegalen Waffenhandel in Remscheid auf einen weiteren geheimen Raum voll mit Kriegswaffen gestoßen. Nach der am Dienstag entdeckten Geheimtür hinter einem Tresor sei anhand des Grundrisses des Hauses ein weiterer Raum mit verstecktem Zugang hinter einer Vitrine entdeckt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Darin seien Maschinengewehre, Maschinenpistolen, große Mengen an Munition, Sprengmittel und eine Mine gelagert worden. Stichproben zufolge seien die Waffen scharf. Der WDR hatte zuvor berichtet. „In diesem dritten Raum lagerten 30 Kriegswaffen, weitere 90 Waffen sowie kistenweise Munition. Damit könnte man eine Bundeswehr-Kompanie ausstatten“, sagte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert der dpa.

Bereits am Dienstag waren die Beamten auf eine Geheimtür gestoßen, die hinter einem Tresor verborgen gelegen habe und nur mit einem versteckten Mechanismus geöffnet werden konnte. In dem Raum fanden die Beamten unter anderem scharfe Gewehre mit Zielfernrohr und Schalldämpfer, Sturmgewehre, Panzerfäuste und Mörsergranaten sowie Maschinenpistolen.

Die am Mittwoch entdeckte Munition müsse möglicherweise in einem Steinbruch gesprengt werden. Instabile Granaten seien bereits am Tag zuvor von Entschärfungsexperten in einen Steinbruch transportiert und dort gesprengt worden. In der Nähe des Hauses in Remscheid, in dem das Waffenarsenal entdeckt wurde, befindet sich ein Einkaufszentrum.

Drei Männer sitzen in U-Haft

Es könnte sich um einen der größten Funde von Kriegswaffen in Nordrhein-Westfalen handeln, sagte Oberstaatsanwalt Baumert. Wer die Kunden der Waffenhändler waren, dazu sagen die Ermittler bislang nichts. Die drei Hauptverdächtigen im Alter von 34, 37 und 59 Jahren sitzen in Untersuchungshaft.

Es werde noch Tage dauern, um einen endgültigen Überblick über die vielen Waffen zu bekommen. Erst dann könne man auch mit Sicherheit sagen, ob alle scharf und schussfähig seien, sagte Baumert. Viele Modelle stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Aber es gab auch neuere Waffen, mit denen Kriminelle schwere Straftaten hätten verüben können.

„Diese Sachen sind extrem gefährlich“, betonte Baumert. Mit den sichergestellten Handgranaten und Sprengmitteln hätte man „eine Vielzahl von Menschen töten und verletzen können“, betonte der Oberstaatsanwalt. „Das geht bis hin zum Amoklauf oder Terroranschlag, oder sie können damit sogar kriegerische Auseinandersetzungen aller Art führen.“

Mehr als ein Jahr lang hatten die Fahnder die Bande im Visier. Entscheidende Hinweise hätten zwei verdeckte Ermittler gebracht, die man in das Netzwerk einschleusen konnte. Mehrmals sei es den beiden gelungen, scharfe Waffen wie Maschinenpistolen bei den Verdächtigen zu kaufen. „Spätestens in dem Moment wussten wir, dass es nicht nur Gerede war, sondern dass tatsächlich scharfe Waffen gehandelt wurden“, sagte der Oberstaatsanwalt.

Als am Sonntagabend dann ein 59-Jähriger mutmaßlich Waffen ausliefern wollte, griffen Spezialkräfte zu. Man habe schnell handeln müssen, um mögliche Gefahren durch den Weiterverkauf zu verhindern, sagte Einsatzleiter Daniel Sternemann.

In Remscheid bei Wuppertal haben Polizisten ein großes Arsenal an Kriegswaffen ausgehoben. 200 Beamte waren im Einsatz.
In Remscheid bei Wuppertal haben Polizisten ein großes Arsenal an Kriegswaffen ausgehoben. 200 Beamte waren im Einsatz. (Foto: Polizei Wuppertal/dpa)

Relikte aus dem Nationalsozialismus

Auf der Autobahn 1 bei Remscheid stoppten Spezialkräfte den Wagen des 59-Jährigen und nahmen ihn fest. Mithilfe eines Röntgengeräts wollen die Fahnder nun genau schauen, wo in dem Auto überall Waffen versteckt sein könnten. Die beiden anderen mutmaßlichen Hauptverdächtigen wurden wenig später bei Hausdurchsuchungen in Remscheid festgenommen.

Die größten Funde machte die Polizei im Keller des 59-Jährigen. Er habe dort eine Art Museum mit Waffen und Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg errichtet, sagte Michael Vagnsoe, der Leiter der Ermittlungskommission. Darunter seien Relikte aus dem Nationalsozialismus gewesen, aber auch Gegenstände aus der früheren Sowjetunion sowie Waffen neuerer Produktionsjahre.

Auch auf zahlreiche Hakenkreuz-Flaggen und SS-Uniformen stießen die Fahnder in dem Keller. „Aufgrund der NS-Relikte und dem zumindest militärgeschichtlichen Interesse an der NS-Zeit haben wir auch Ermittlungen durch den hiesigen Staatsschutz durchführen lassen und zum jetzigen Zeitpunkt konnten noch keine Anhaltspunkte für eine rechtsextreme Gesinnung festgestellt werden“, führte Vagnsoe aus. Es sei davon auszugehen, dass für die Beteiligten das finanzielle Interesse im Vordergrund gestanden habe, ergänzte Oberstaatsanwalt Baumert.

Am Sonntagabend und Montag seien die Haftbefehle und insgesamt elf Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden, sagte Einsatzleiter Sternemann. Neben Gebäuden in Remscheid wurden demnach auch Objekte in Hamm und in Borxleben in Thüringen durchsucht. 200 Einsatzkräfte seien daran beteiligt gewesen, auch Drogen und Bargeld seien sichergestellt worden. Neben den drei hauptbeschuldigten Männern wurde laut Ermittlern eine weitere Person festgenommen, hier laute der Vorwurf auf Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.