Thomas Mann, Ernst Toller, Winston Churchill: Im Weißen Haus warben Exilanten und große Staatsmänner für eine freie Welt. Sie fanden Gehör und bekamen erst mal einen Drink. Ein Besuch am Trümmerhaufen.
Von Hilmar Klute
Am Freitag konnte man hier in Washington über den hohen Bauzaun hinweg nur die siegreichen Arme des Volvo-Baggers auf- und abfahren sehen. Es ist geschafft: Der Ostflügel des Weißen Hauses liegt in Trümmern, die nur noch restlos weggeräumt werden müssen. Vom Finanzministerium aus hätte man das Massaker an dem 1942 vollendeten Anbau gut beobachten können – damals wie heute kein architektonisches Juwel, aber immerhin auch eine Erinnerung an die hellen Jahre unter Franklin D. Roosevelt, gerne mit dem Akronym FDR bezeichnet, der das von seinem um fünf Ecken entfernten Vetter Theodore begonnene Bauwerk hat fertigstellen lassen. Überhaupt war FDR so etwas wie der „friendly host“ der Amerikaner, ein Präsident, der jeden Abend vor dem Dinner für seine Mitarbeiter eine kleine Cocktailparty organisierte, bei der er sich als Causeur und Witzbold mit „amerikanischem Lachen“ hervortat, wie Thomas Mann in einer Mischung aus Respekt und Befremden in sein Tagebuch schrieb.
