

AUDIO: Weintrauben aus dem eigenen Garten – so gelingt der Anbau (28 Min)
Stand: 24.09.2025 14:09 Uhr
Weintrauben aus dem eigenen Garten: Auch wenn der Norden nicht ideal als Anbaugebiet ist, kann Wein bei uns gedeihen – selbst im Kübel. Tipps zur Pflege von Weinreben und empfehlenswerte Sorten.
Wein ist dekorativ, spendet Schatten, dient als Sichtschutz und wirft bei guten Bedingungen jedes Jahr leckere und gesunde Trauben ab. Wer die sogenannte Edle Weinrebe pflanzen möchte, kann sein Glück auch in Norddeutschland versuchen. Mit dem richtigen Standort und einer geeigneten Sorte kann man im heimischen Garten vielleicht schon ab dem zweiten Jahr die ersten Früchte ernten.
Welche Weinrebe eignet sich für den Garten?
Für den heimischen Garten eignen sich vor allem Tafeltrauben, die speziell für den Verzehr gezüchtet wurden und besonders frosthart sind. Viele dieser Sorten sind zudem kernlos. Empfehlenswert sind beispielsweise „Lakemont“, „Phoenix“, „Muscat bleu“, „Romulus“, „Venus“ und „Vanessa“. Einige Sorten sind resistent gegen Mehltau, der zu den typischen Krankheiten zählt. Manche Züchtungen haben eine besonders schöne Herbstfärbung, beispielsweise „Regent“.
Tafeltrauben-Sorten – Tipps für den Norden
Blaue Trauben:
- Muscat bleu: kernlos, frosthart, feines Muskataroma
- Kodrianka: ertragreich, große Trauben, wenig Kerne
- Regent: robust, widerstandsfähig gegen Mehltau
Rote Trauben:
- Vanessa: kernlos, frosthart, pilzresistent
- Romulus: kleine kernlose Früchte, sehr frosthart
- Roter Gutedel: feinwürzig, allerdings eher für mildere Lagen geeignet
Weiße und grüne Trauben:
- Bianca: ertragreich, mehltauresistent
- Lakemont: kernlos, sehr süß, widerstandsfähig
- Arcadia: frosthart, fruchtig-süß, sehr ertragreich
Wein in Südlage an einer Hauswand pflanzen
Der Frühling (April bis Mai) ist der beste Zeitpunkt zum Pflanzen, eine Pflanzung im Herbst (Ende September und Oktober) ist aber ebenfalls möglich. Wein braucht einen vollsonnigen, warmen Standort. Er sollte immer in Südlage, möglichst vor einer Steinmauer oder Hauswand, gepflanzt werden. Zur Mauer 20 bis 30 Zentimeter Abstand halten. Die Steine speichern die Wärme und schützen die Pflanze auch nachts vor Kälte. Ein stabiles Spalier oder eine Pergola hilft der Pflanze beim Ranken. Den Wein so einpflanzen, dass er leicht geneigt Richtung Rankhilfe wächst.
Das Pflanzloch sollte etwa 30 Zentimeter breit und 50 Zentimeter tief und die Erde gelockert sein. Die Veredelungsstelle (Verdickung im unteren Bereich der Pflanze) darf nicht mit eingepflanzt werden und sollte fünf bis zehn Zentimeter aus der Erde herausragen. Nach dem Einpflanzen kräftig gießen. Als Dünger ist Kompost ideal. Wer mehrere Reben setzen möchte, sollte einen Pflanzabstand von mindestens einem Meter einhalten. Ist genügend Platz vorhanden, sind zwei Meter besser.
Weinrebe im Kübel oder Weinfass pflanzen
Ein geschützter Balkon oder eine sonnige Terrasse sind ebenfalls ein guter Standort, um Wein heranzuziehen. Edle Weinreben und Kletterpflanzen wie Wilder Wein gedeihen auch im Kübel, sofern das Pflanzgefäß groß genug ist. Empfehlenswert ist ein Volumen von etwa 100 Liter pro Pflanze. Ausgesprochen dekorativ ist es, Weinreben in ein altes Weinfass zu pflanzen, das etwa 220 Liter fasst. Vorteil der großen Gefäße: Im Winter friert die Erde nicht so schnell durch, sodass die Wurzeln keinen Schaden nehmen. Im Sommer kann die Erde genügend Feuchtigkeit und Nährstoffe speichern. Außerdem ist so ein schweres Fass stabil genug, um bei Sturm nicht umzukippen.
Damit überschüssiges Wasser abfließen kann, benötigt der Boden des Fasses mehrere Löcher. Eine Drainageschicht, etwa aus Kies oder Blähton, sorgt zusätzlich dafür, dass keine Staunässe entsteht. Mit Hilfe von einem Rankgerüst oder Spalier, das am Fass verschraubt wird, können die Weinranken auch eine ganze Hauswand erklimmen.
Reben im Sommer und Winter schneiden
Weinreben werden grundsätzlich zweimal im Jahr geschnitten, im Sommer und im Winter. Der radikalere Winterschnitt erfolgt bei neu gepflanzten Reben erst, wenn die Haupttriebe (meist zwei bis drei) gewachsen sind, sie ein Grundgerüst bilden und die gewünschte Höhe und Breite erreicht haben. Beim Winterschnitt werden die Triebe, die Früchte getragen haben, bis auf ein bis zwei Augen eingekürzt. Außerdem können die Haupttriebe beschnitten werden, um Wuchsform und Größe der Rebe zu steuern.
Beim Sommerschnitt werden Triebe unterhalb der Veredelung, lange Ranken und Blätter entfernt, um die Pflanze auszulichten und die Qualität der Trauben zu verbessern. Pro Trieb zwei Fruchtstände stehen lassen, ebenso ein bis zwei Blätter darüber, und den Trieb mit einer Gartenschere abschneiden. Nur so hat die Pflanze in unseren Breiten genug Kraft, um große und schmackhafte Trauben auszubilden.
Wächst der Wein nur zur Zierde – zum Beispiel als Sichtschutz – kann man ihn etwas wuchern lassen. Trotzdem benötigt er einen regelmäßigen Rückschnitt, um nicht zu verkahlen.
Auf Krankheiten und Schädlinge achten
Auch Blätter, die vor den Trauben hängen, entfernen, damit die Früchte ausreichend Sonne bekommen und die Pflanze gut belüftet ist. Dabei am besten gleich auf Krankheiten oder Schädlingsbefall achten. Häufige Pilzkrankheiten sind Mehltau oder Grauschimmel. Vorbeugend empfiehlt es sich, einen Sud aus Ackerschachtelhalm, gemischt mit etwas Netzschwefel, regelmäßig auf die Blätter zu sprühen. Auch Gewürzpflanzen wie Knoblauch und Schnittlauch in der Nähe der Rebe können vorbeugend wirken, auch gegen Blattsauger.
Zeigen sich zum Beispiel kleine weiße Flecken, kann dies auf einen Befall mit Spinnmilben hindeuten. Diese Blätter ebenfalls entfernen und in der Restmülltonne und nicht auf dem Kompost entsorgen. Wenn sich Fruchtfliegen oder andere kleine Schädlinge über die Früchte hermachen, kann man kleine Säckchen etwa aus Tüllstoff über die Trauben ziehen, um sie zu schützen.
Der richtige Winterschutz für Weinreben
Insbesondere junge Pflanzen benötigen Winterschutz. Vor allem die Veredelungsstelle sollte vor Frost geschützt werden. Dafür wie bei Rosen Erde oder Kompost anhäufeln. Eine Abdeckung mit Tannenzweigen sorgt zusätzlich für Schutz. Der Boden kann außerdem mit Stroh oder Vlies bedeckt werden.