Weihrauch: Wirkung der Heilpflanze und Risiko bei Kapseln

Weihrauch als Harz, Öl und Extrakt in Kapseln auf einem Tisch

Stand: 11.12.2025 10:49 Uhr
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Weihrauch ist ein altes Naturheilmittel und entzündungshemmend. Forschende untersuchen: Kann die Wirkung des Boswellia-Extrakts bei Rheuma, Colitis ulcerosa oder sogar Krebs helfen? Bergen Kapseln Risiken?

von Carola Welt

Weihrauch gibt es in verschiedenen Sorten und er ist vor allem durch seinen Duft als Räucherwerk bekannt. Dieser Artikel bezieht sich auf das getrocknete Harz von Bäumen der Art Boswellia (Balsambaumgewächse). Das Phytotherapeutikum (aus Pflanzen gewonnenes Arzneimittel) gilt seit Jahrhunderten als Heilmittel. Aber: Auch wenn Weihrauch erwiesenermaßen entzündungshemmend wirkt, ist er als Arzneimittel in Deutschland nicht zugelassen.

Weihrauch soll bei Rheuma, Asthma, Colitis ulcerosa und sogar Krebs wirken. Der Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie (ESCOP) nennt beispielsweise die medizinische Anwendung alkoholischer Trockenextrakte von indischem Weihrauch (Boswellia serrata) bei schmerzhafter Gelenkarthritis (Rheuma) und zur symptomatischen Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen. In klinischen Studien werden heute die Eigenschaften von Weihrauch – genauer: Boswellia-Extrakt – medizinisch erforscht. Was weiß man bisher über die Wirkung als Arzneimittel?

Weihrauch als medizinisches Arzneimittel

Das Harz aus verschiedenen Sorten des Weihrauchbaums wird durch Einschneiden der Rinde gewonnen. Das Harz ist wenige Tage nach der Ernte getrocknet und enthält etwa zehn Prozent ätherische Öle. Außerdem stecken im Weihrauch etwa 30 Prozent Harzsäuren – Boswelliasäuren – die sonst nirgendwo in der Natur auftreten. Der größte Teil der Ernte stammt aus Äthiopien, Somalia, dem Oman und Indien.

Aus Indien kommt auch die teuerste Weihrauchsorte der Welt: Harz der Art Boswellia serrata wird seit Jahrtausenden in der traditionellen Medizin Ayurveda genutzt. In Europa hat Weihrauch seit Jahrhunderten einen festen Platz in der Kloster-Medizin und als Räucherwerk. Heute untersuchen Forschende weltweit Wirkkraft und Wirkungsweisen des indischen Weihrauchs.

Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel

Von der Einnahme von frei verkäuflichen Weihrauch-Präparaten ohne ärztliche Rücksprache wird abgeraten. Weder Art und Qualität des Extraktes noch Inhaltsstoffe oder Dosierung sind standardisiert. Auf dem Markt sind Weihrauch-Produkte in unterschiedlichster Konzentration und Qualität zu finden. Käufer können nicht genau wissen, wie hoch der Gehalt an Boswelliasäuren tatsächlich in einem Präparat ist.

Wirksam in entzündeten Gelenken bei Rheuma oder Arthrose

Weihrauch wirkt entzündungshemmend im Körper. Studien zeigten, dass sich entzündliche Schmerzen der Gelenke wie etwa bei Arthrose nach der Einnahme von Weihrauchextrakt besserten.

Wie die Inhaltsstoffe im Körper Entzündungen hemmen, das haben Forschende aus Jena und den USA herausgefunden: Boswelliasäuren sind in der Lage, ein entzündungsförderndes Enzym, die 5-Lipoxygenase, umzuprogrammieren. Das Enzym bildet keine entzündungsfördernden Substanzen mehr, sondern produziert entzündungsauflösende Botenstoffe. Auf diese Weise kann geschädigtes Gewebe sogar repariert und regeneriert werden. In ersten kleinen Studien mit Patienten, die an einer chronischen Entzündung litten, konnten entzündungshemmende und symptomverbessernde Effekte festgestellt werden. Allerdings musste dafür eine relativ hohe Menge an Weihrauch eingenommen werden.

Weihrauch: Potenzial für neue, entzündungshemmende Medikamente

Forschende, beispielsweise der Universität Freiburg, sehen im Weihrauchextrakt großes Potenzial für die Entwicklung von entzündungshemmenden Medikamenten bei Erkrankungen mit chronischen Entzündungsprozessen wie:

Forschung: Weihrauch gegen Multiple Sklerose (MS)

Auch bei Multipler Sklerose (MS) zeigte Weihrauch seine entzündungshemmende Wirkung. In einer Studie aus Hamburg und Kiel wurden 28 Patientinnen und Patienten mit einem eigens für die Studie hergestellten Weihrauchpräparat behandelt. Mithilfe von MRT-Aufnahmen wurde über drei Jahre die Wirkung auf das Gehirn beobachtet. Ergebnis: Bei den Studienteilnehmenden mit MS traten deutlich weniger Entzündungsherde und Entzündungsschübe auf, wenn sie das Weihrauchpräparat eingenommen hatten. Um akute Krankheitsschübe auszubremsen, nehmen sie normalerweise Kortison. Das hat starke Nebenwirkungen. Der in der Studie verwendete, hochdosierte pharmazeutische Weihrauch war in der Wirkung vergleichbar, aber besser verträglich.

Wirkung von Weihrauch gegen Krebs

Die Wirkung von Weihrauch bei Krebs wird seit längerer Zeit erforscht, insbesondere in Bezug auf Hirntumoren. Dass Boswelliasäuren Tumoren beeinflussen und zum Überleben beitragen, ist nicht belegt. Die Aussagekraft der Studien ist noch zu gering. Es gibt allerdings Hinweise, dass Weihrauchpräparate therapiebedingte Hirnödeme bei Patienten mit Hirntumoren verkleinern könnten.

Welche Wirkung hat Weihrauch auf die Psyche?

Die ätherischen Öle und der Duft des Weihrauchs sollen beruhigend auf das Nervensystem wirken. Wissenschaftlich belegt ist diese Wirkung bislang jedoch nicht. Man kann Weihrauchöl bei Unruhe, Stress und Schlafproblemen anwenden: einfach das Öl in einer Duftlampe verdampfen lassen oder ein paar Tropfen ins Badewasser träufeln.

Dosierung von Weihrauch in Kapseln oder Cremes

Wie viel Weihrauch in Form von Kapseln oder Tabletten eingenommen werden sollte, hängt von individuellen Beschwerden, der Konzentration im Präparat und der sonstigen medizinischen Lage ab. Die Dosis legt der betreuende Arzt fest. Übrigens: Bis die Wirkung von Weihrauch aus Kapseln sich voll entfaltet, dauert es einige Wochen.

Die Dosierung von Cremes oder Salben mit Weihrauch sollte von Fachpersonal in der Apotheke erfragt werden, um eine gute Hautwirksamkeit zu gewährleisten.

Welche Nebenwirkungen kann Weihrauch haben?

Weihrauchpräparate sind meist gut verträglich, eine giftige Wirkung ist bislang nicht bekannt. Der Wirkstoff kann bei manchen Menschen zu Nebenwirkungen führen wie:

Es sind zudem Wechselwirkungen mit Blut- Gerinnungshemmern möglich. Zudem können unkontrollierte Weihrauch-Produkte mit Schwermetallen, Bakterien oder Schimmelpilzen belastet sein.

Gewichtszunahme oder eine Wirkung auf die Hormone durch Weihrauchextrakt sind wissenschaftlich nicht belegt. Ebenso wenig ist eine Beeinflussung des Blutdrucks beim Menschen durch Weihrauch erwiesen.

Fazit: Welche heilende Wirkung hat Weihrauch?

  • Weihrauch wirkt, aber die therapeutische Wirkung ist bislang bei vielen Krankheitsbildern nicht ausreichend geprüft. Studien weisen häufig eine zu geringe Teilnehmerzahl oder andere methodische Mängel auf. Es sind daher weitere, größere Untersuchungen erforderlich.
  • Die Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer empfiehlt daher die Anwendung von Weihrauch nicht. Auch sind Weihrauchpräparate derzeit in Deutschland aufgrund der mangelnden Studienlage nicht als Medikament zugelassen. Als frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln und Tabletten sollten sie nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden.
  • Wer Weihrauch etwa bei Gelenkschmerzen, entzündlichen Darmerkrankungen, Asthma oder Hauterkrankungen länger einnehmen möchte, sollte sich an naturheilkundlich arbeitende Zentren oder Ärzte wenden. Hier gibt es integrative Behandlungskonzepte. Häufig werden dort die Kapseln mit weiteren Naturstoffen wie Kurkuma und mit herkömmlichen Medikamenten kombiniert.
  • Als Hausmittel kann Weihrauch – äußerlich angewendet als Salben, Balsam oder Öl – bei schmerzenden Gelenken, Schuppenflechte, Neurodermitis, Ekzemen oder trockener, juckender Haut helfen.

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